The Monochrome Set - Cosmonaut
Tapete / Indigo
VÖ: 09.09.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Wer bietet mehr?
Die Abkürzung für den Namen eines indischstämmigen Filmkomponisten? Die britische Dependance einer deutschen Biermarke? Oder ganz was anderes? Berechtigte Fragen, die aber unbeantwortet bleiben werden – Ganesh Seshadry alias Bid, Frontmann der so alteingesessenen wie semi-legendären Londoner Gitarren-Popper The Monochrome Set, zieht es seit fast 40 Jahren vor, die Öffentlichkeit über die Herkunft seines Pseudonyms im Unklaren zu lassen. Klar liegt der Fall hingegen bei seiner wiedererstarkten Band: Seit der Reunion im Jahre 2011 ist "Cosmonaut" bereits die vierte Platte – die Raritäten-Compilation "Volume, contrast, brilliance ... (Unreleased & rare Vol. 2)" nicht einmal mitgezählt. Und es handelt sich sicher nicht um die schlechteste in der inzwischen 13 Studioalben starken Diskografie der Briten.
Zwar ist ihnen inzwischen der langjährige Gitarrist Lester Square abhandengekommen, den nunmehr Gründungsmitglied John Paul Moran ersetzt – den so spitzfindigen wie behende arrangierten Songs kann diese Personalie jedoch nichts anhaben. "Cosmonaut" lebt nämlich vor allem von Seshadrys versponnenen bis spukigen Ideen, wenn dieser ausführlich über kulinarische Entbeinungsfantasien oder mit ihrem Schicksal hadernde Nagetiere fabuliert – schon auf "Spaces everywhere" wimmelte es schließlich vor "Fantasy creatures" und düsteren Schienenfahrzeugen, und auch der Schnitter höchstselbst schaute vorbei. Fehlt nur noch ein natürlich dandyhaft gekleideter Axtmörder, und "Eine Symphonie des Grauens", wie sie The Monochrome Set auf einer frühen Single inszenierten, wäre perfekt.
Und auch musikalisch lässt sich "Cosmonaut" nicht lumpen, wenn es um abenteuerliche Wendungen und raffinierte Winkelzüge geht: Das verdeutlicht bereits das Titelstück, das sich nach einleitendem halluzinogenem Fiepen auf luftigen Drums und jubilierenden Riffs in dieses Album hineinarbeitet, bis es in einer Schlaufe aus entrückten weiblichen Background-Vocals und Keyboard-Glimmen versinkt. The Monochrome Set orientieren sich dabei sowohl am Post-Punk-Glamour von Endsiebziger-Zeitgenossen wie Orange Juice oder Television Personalities als auch am launigen Indie-Twang von The Jazz Butcher bis zu The Coral – und überbrücken so in wenig mehr als einer halben Stunde drei Jahrzehnte britischer Popmusik. Und manchmal sogar etwas mehr, da zudem die psychedelischen Auswüchse von Merseybeat und Swinging Sixties immer wieder aufblitzen.
Da lässt sich das aufgekratzte "Suddenly, last autumn" von geschwinden Licks in den Hintern pieksen, während sich die Melodieführung in die Schlange an The Hollies' "Bus stop" einreiht und eine Frauenstimme unappetitliche Kochrezepte mit Menschenfleisch rezitiert. Lecker. Der eilige Country-Swing "Stick up your hand if you're louche" prostet dann allen halbseidenen Snobs zu, unter denen sich auch Neil Hannon von The Divine Comedy befinden könnte – zumindest im zuckersüßen Singalong-Schleicher "Fêlé", der eine pointierte Orgel ins Zentrum des Geschehens rückt und von Seshadrys croonigem Timbre genauso profitiert wie die meisten anderen Songs. In Sachen gründerzeitlicher Gitarren-Pop haben jedenfalls wenig Bands mehr zu bieten als The Monochrome Set – falls jemand noch eine mögliche Erklärung für das Pseudonym des Sängers benötigt.
Highlights
- Cosmonaut
- Suddenly, last autumn
- Stick up your hand if you're louche
- Fêlé
Tracklist
- Cosmonaut
- Suddenly, last autumn
- Squirrel in a hat
- Put it on the altar
- Tigress
- Stick up your hand if you're louche
- Fêlé
- Kingfisher blue
- Monkey suitcase
- Lost in my own room, dreaming
Gesamtspielzeit: 38:04 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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carpi Postings: 1716 Registriert seit 26.06.2013 |
2018-02-05 21:29:58 Uhr
In der Tat ein gelungenes Album und am Freitag kommt mit "Maisieworld" ein weiteres nach. Im Februar dann noch Konzerte in Augsburg und Karlsruhe und im Mai drei weitere Termine hierzulande.Ziemlich produktiv im 40sten Jahr, was schön ist. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27879 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-09-14 21:15:48 Uhr
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Blue Orchids; Fire Engines; Josef K; Orange Juice; Edwyn Collins; XTC; The Woodentops; Television Personalities; Close Lobsters; The June Brides; Scarlet's Well; The Karelia; James Cook; The Brilliant Corners; The Pale Fountains; The Bodines; Jesus Couldn't Drum; The Wild Swans; The Wolfhounds; Cleaners From Venus; The Wedding Present; Biff Bang Pow!; The Colourfield; Scritti Politti; The Durutti Column; Haircut 100; Nick Heyward; Prefab Sprout; The Weather Prophets; Lloyd Cole; Stephen Duffy; The Lilac Time; The Blue Nile; The Divine Comedy; Richard Hawley; The Auteurs; Black Box Recorder; Aztec Camera; Roddy Frame; Pulp; Jarvis Cocker; Maximo Park; Paul Smith; The Smiths; Morrissey; Franz Ferdinand; Voxtrot; Ramesh Srivastava; The Coral; James Skelly & The Intenders; The Hollies; The Zombies; Momus; Jack; Felt; Microdisney; Denim; The Painted Word; The Pastels; The Field Mice; The Sea Urchins; The Beat Rodeo; The Jazz Butcher; The Deep Freeze Mice; Jung Analysts; The Chrysanthemums; Would-Be-Goods; Die Zimmermänner; Dent May & His Magnificent Ukulele; Adam And The Ants
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