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Evergrey - The storm within

Evergrey- The storm within

AFM / Soulfood
VÖ: 09.09.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Potzblitz

Eigentlich waren sie so gut wie weg. Damals, 2010, als Evergrey nach diversen sehr feinen Prog-Power-Metal-Alben und Touren mit den Größten der Zunft den Verlust gleich dreier Bandmitglieder verkraften mussten. Plötzlich stand Bandgründer Tom S. Englund quasi alleine da, und nach dem entsprechend mäßigen "Glorious collision" im Jahr 2011 war guter Rat teuer. Doch manchmal gibt es Geschichten, die für die Realität schon fast zu kitschig sind: Zwei der drei "Abtrünnigen", nämlich Gitarrist Henrik Danhage und Drummer Jonas Ekdahl, besannen sich auf ihre Freundschaft zu Englund, stiegen umgehend wieder ein und produzierten gemeinsam mit "Hymns for the broken" mal eben eine starke Platte, die die Band nicht nur außerhalb ihrer schwedischen Heimat erstmals in die Charts hievte, sondern auch zeigte, welches Potenzial in exakt diesem Line-Up steckt.

Nun also "The storm within", der zweite Longplayer seit der, nennen wir es einfach einmal Wiedervereinigung, und das zehnte Studioalbum insgesamt. Und der Begriff "Paukenschlag" dürfte die allererste Vokabel sein, die dem faszinierten Hörer nach den ersten Minuten einfällt. Ein paar vereinsamte Pianoklänge, dann donnern diese bittersüßen Riffs los, die die Schweden so einzigartig beherrschen. Wie soll man es am besten beschreiben? Tragend-melancholisch wie bei Katatonia oder My Dying Bride, krachend wie bei Paradise Lost, das alles gepaart mit die Arme ausbreitendem Bombast ohne jegliche Süßlichkeit – "Distance" bildet die Blaupause für den Sound der Band, die ihren Stil am liebsten als "Dark Melodic Metal" beschreibt. Nicht einmal der Kinderchor am Ende des Songs verbreitet den sonst damit einhergehenden Kitsch. Groß.

Mit dem folgenden "Passing through" übertreffen Evergrey allerdings so manches Highlight ihrer Karriere. So ein Riff, so einen Keyboard-Lauf schreibt man eben nicht alle Tage, und dass Englund und seine Mitstreiter derart treibend und doch eingängig rocken können, überrascht auf diesem Niveau dann doch. Erst recht, wenn ebendieses Niveau zunächst locker gehalten wird. "Someday" beispielsweise ist voller emotionaler Wucht und doch mitreißend, ohne in schlagereske Gefilde abzudriften. Wobei: Ganz ohne Pop-Appeal geht es nicht. Doch was heißt das schon, wenn "In orbit" nicht zuletzt durch die Mitwirkung von Nightwish-Frontfrau Floor Jansen zu einem wunderbaren Stück Musik voller Hitpotenzial wird, ohne auch nur im Ansatz anbiedernd und kalkuliert zu klingen?

Wenn es eine Schwäche an "The storm within" gibt, dann ist es schlimmstenfalls ein kleiner Durchhänger im Mittelteil, der "The impossible" oder "My allied ocean" eher mittelklassig vorbeiplätschern lässt, weil dort schlicht die ganz großen Hooks fehlen. Doch auf der Habenseite steht dann wiederum mit "The paradox of the flame" eine Wahnsinns-Ballade, die Englund im Duett mit seiner Frau eingesungen hat. Powerballaden sind out, weil Achtziger? Mitnichten – nicht nur in diesem hochdramatischen Song zeigen Evergrey, dass es durchaus möglich ist, Pathos mit harten Riffs zu kombinieren, ohne allzu tief in den Zuckertopf greifen zu müssen. Viel mehr noch: Plötzlich ist der Albumtitel so programmatisch wie selten. Zeigt er doch, dass aus dem Sturm im Bandgefüge ein reinigendes Gewitter wurde, aus dem Evergrey stark wie selten hervorgingen.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Passing through
  • Someday
  • In orbit
  • The paradox of the flame

Tracklist

  1. Distance
  2. Passing through
  3. Someday
  4. Astray
  5. The impossible
  6. My allied ocean
  7. In orbit
  8. The lonely monarch
  9. The paradox of the flame
  10. Disconnect
  11. The storm within

Gesamtspielzeit: 58:30 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2016-09-07 21:17:45 Uhr
Frisch rezensiert.

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