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Erasure - Other people's songs

Erasure- Other people's songs

Mute / Labels / Virgin / EMI
VÖ: 27.01.2003

Unsere Bewertung: 2/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Schadensersatz

Am Anfang war die Idee. Sie war nicht neu, aber immerhin hatte sie jemand. Andy Bell, seines Zeichens Vorjodler der Synthpop-Veteranen Erasure, wollte ein Soloalbum machen. Selbstverwirklichung, Unabhängigkeit und dieser Kram. Alles, was er in der Handtasche hatte, war sein Drei-Oktaven-Organ und eine Schwäche für Karaoke-Clubs. Dort pflügte er sich in seiner Freizeit schon mal gerne durch verdiente Popklassiker. Durch Songs von den Supremes oder den Righteous Brothers. Von Elvis Presley und Buddy Holly. Echte Schmachtfetzen also.

Und da Erasure sich schon mit dem tuffigen Zuckerguß von "ABBA-esque" massenkompatibel an fremdem Material vergriffen hatten, lockte Bell auch gleich seinen Stamm-Tastendrücker Vince Clarke mit ins Studio. Vergessen war die Idee mit der Eigenständigkeit, und die Experten für Überkandideltheit und Ohrwurmüberzüchtung waren wieder vereint. Kollege Clarke hatte wohl gerade - rein zufällig natürlich - eine 5¼"-Diskette mit den garantiert noch immer mächtig phatten Sounds des '91er Albums "Chorus" in der Hosentasche. Von wegen Puls der Zeit und so. Groovy.

Auf dem mit ähnlich funkensprühendem Einfallsreichtum betitelten "Other people's songs" regiert jedenfalls vor allem plombenziehendes Geplätscher. Nicht, daß dies im Erasure-Kontext etwas überraschend Neues wäre. Die Hartnäckigkeit aber, mit der Clarke und Bell diesmal den Plüsch schon nicht gerade subtiler Vorlagen wie "When will I see you again?", "You've lost that lovin' feelin'" oder "Can't help falling in love" von allen Ecken und Kanten befreien, in Zuckerguß wälzen und mit Pailletten bewerfen, nötigt selbst hartgesottene Kenner zu einem tiefempfundenen "Igitt!"

Bell zwirbelt sich derweil durch die Songs, als hätte er das geflügelte Wort vom Puderzucker im Hintern gründlich mißverstanden. Zu dem Malen-nach-den-Lottozahlen-von-vorvorgestern-Pop im Hintergrund verflattert er sich ein ums andere Mal aufs Allerübelste. Schon bezeichnend, wenn die einfühlsamste Interpretation auf "Other people's songs" der Stimme eines Computers zu verdanken ist. Der hat wenigstens Seele.

Selbst wenn man triefenden Kitsch mit zartem Schmelz und hochtourige Vokalartistik mit echten Gefühlen verwechselt, verursachen Gräßlichkeiten wie "True love ways", "Walking in the rain" oder "Ebb tide" unbändige Schüttelkrämpfe. Und wer die grauenvolle Verstümmelung von Peter Gabriels "Solsbury Hill" tatsächlich ohne den Wunsch nach umgehender Entleibung der Übeltäter übersteht, hat gleich doppelt Glück: Der Gehörlosenrente dürfte somit nämlich nichts mehr im Wege stehen.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Video killed the radio star

Tracklist

  1. Solsbury Hill
  2. Everybody's got to learn sometime
  3. Make me smile (Come up and see me)
  4. Everyday
  5. When will I see you again
  6. Walking in the rain
  7. True love ways
  8. Ebb tide
  9. Can't help falling in love
  10. You've lost that lovin' feelin'
  11. Goodnight
  12. Video killed the radio star

Gesamtspielzeit: 41:11 min.

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