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Fudge - Lady parts

Fudge- Lady parts

Rykodisc / Warner
VÖ: 09.09.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 1/10

Winona Ryder

Neben den offensichtlichen Geschlechtsmerkmalen einer Frau rücken ganz andere Teile in den Vordergrund, wenn es darum geht, gebührend die Mutterrolle zu bekleiden. Der weltenbummelnde Produzent Scott Herren alias Prefuse 73 und der Untergrund-Rapper Michael Christmas haben kein Album über Mütter gemacht, aber sorgen dennoch in abstrakter Weise dafür, dass sich das Beschützend-Gute des weiblichen Wesens hervortut. Das, was positiv erlebte Mütterlichkeit ausmacht, schmiegt sich wie ein Schutzschild an den Prozess des Erwachsenwerdens. "Lady parts" erweckt genau jenes Gefühl einer unbeschwerten Kindheit unter der Fürsorge der einzig wirklich wahren Frau im Leben. Entgegen der vertrackt hantierenden Beat-Virtuosen, die den dunklen, metaphysischen Teil des Lebens bespielen, erfüllt Herren den Raum mit lebendig-verqueren Produktionen, die perfekt als Soundtrack einer kindlich-naiven Erkundungstour durch die lichtdurchflutete Nachbarschaft oder für einen Tag vor der Spielekonsole taugen. Nach dem allabendlichen Klopfen an der Tür folgen keine schlechten Nachrichten über das globale Elend, sondern Milch und Kekse. Die Welt ist irgendwie in Ordnung.

Dort, wo der multitalentierte Steven Ellison als Flying Lotus noch im besten Sinne aschevernebelte Erde hinterlässt, setzt die Ästhetik von Prefuse 73 an, um die Beatgerüste zurück in die Oberwelt zu hieven, damit sie schier schwerelos den Weg vom heimischen Kinderzimmer zum umliegenden Waldstück begleiten können. Das fordernde Gewicht des Okkulten und die Beschäftigung mit dem eigenen Ableben entfallen. Niemand verkündet lautstark den Tod. Ganz im Gegenteil: Christmas' Texte halten sich eher an den kleinen Dingen und kuriosen Beobachtungen fest. Die großen Fragen des Lebens sollen andere klären. Nicht zufällig startet "Lady parts" mit "Crash", einer launigen Anekdote zu einem glimpflich verlaufenen Autounfall. Es geht um ihn als Rapper, als Mensch, als Künstler und zeitweise um die Wochenendgestaltung wie in "These Saturdays". Über all das wacht eine behütende, schützende Hand in Form dieser entrückten, aber liebevoll arrangierten Instrumentals.

Das sexualisierte Cover fungiert eher als Blickfang denn als markiges Statement. Christmas widmete bereits dem ewigen Role-Model des sympathischen Versagers Michael Cera einen Song, sodass es kaum verwundert, dass er auch in diesem Projekt mehr die Sympathiekarte des Außenseiters als die des feurigen Don Juan ausspielt. Die geschickt verschachtelten Soundkollagen harmonieren durchgehend mit seinem extrem leichtfüßig anmutenden Vortrag. Diese Platte sprüht vor Esprit und Detailreichtum. Der Sound bedient sich an diversen Versatzstücken, die sowohl mit statischen Hi-Hats und halligen Claps als auch mit Jazz- und Soul-Samples aufwarten. Genau diese vordergründigen Widersprüche synthetisiert Herren derart organisch und stimmig, dass kein Platz für die Monster hinter der Wand bleibt. Zuckerwatte, Bonbons und Pastellfarben verdrängen Leid und Schmerz. Letztendlich genau das, was dazu führt, Mutti für die Beste zu halten.

(Michael Rubach)

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Highlights

  • In my shoes
  • I think imma
  • I got the good

Tracklist

  1. Crash
  2. Young vet
  3. Circuit breaker
  4. In my shoes
  5. Kids kill
  6. These Saturdays
  7. All points (feat. D.R.A.M.)
  8. Popstar shit
  9. Every off key interlude
  10. Showstopper
  11. I think imma
  12. Japanese mall
  13. Nothing good
  14. No vibes
  15. I got the good

Gesamtspielzeit: 38:07 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2016-08-31 21:07:19 Uhr
Frisch rezensiert.

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