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De La Soul - And the anonymous Nobody

De La Soul- And the anonymous Nobody

AOI / Rough Trade
VÖ: 26.08.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Feel Good Inc.

Und alle so: Yeah! De La Soul sind zurück! Ganze zwölf Jahre sind seit ihrem letzten Album "The grind date" bereits verstrichen, und man hörte seitdem vom altehrwürdigen Rap-Trio nur sporadisch etwas. Na gut, sie hatten im Anschluss mal eben so ihren größten Charterfolg als Gast bei einer semibekannten Comicband. Und hier und da zwischen einem Nike-Sampler und dem Mixtape "Smell the D.A.I.S.Y." sickerten auch neue Tracks durch. Nach der erfolgreichen Finanzierung per Kickstarter-Kampagne erscheint mit "And the anonymous Nobody" aber nun erst ihr achtes vollwertiges Studioalbum. Der Begriff ist wörtlich zu nehmen: Über 300 Stunden instrumentale Musik aus verschiedenen Genres nahmen De La Soul dafür auf, um dieses Material hinterher als Sample-Grundlage für die Tracks zu verwenden. So entsteht ein überaus organischer und vielfältiger Sound, der das Album überspannt.

Nicht zuletzt mussten auch die Gastauftritte über die letzten Jahre ins Trockene gebracht werden, denn eine imposante Liste liegt vor. Genrekollegen schauen natürlich gerne vorbei. Doggfather Snoop Dogg gibt im hyperentspannten "Pain" sein Stelldichein, noch besser ist das 2-Chainz-Feature "Whoodeeni", das den G-Funk der Neunzigerjahre anklingen lässt, aber nie altbacken wirkt. Von Usher hat man – eigentlich eher zum Glück – schon länger nichts mehr im Radio gehört. Doch auf "Greyhounds" ist er überraschenderweise mitverantwortlich für das größte Highlight auf dem Album. Der Clou ist die Melodie, welche über dem sanften R&B-Track liegt und sich unweigerlich in Hirn und Herz einnistet. Erfreulich ist auch, dass die drei New Yorker in ihren Raps immer noch mehr Feuer innehaben als manch andere gealterte Rap-Größe.

Doch De La Soul haben noch nie auf HipHop-Puristen Rücksicht genommen, und so erstaunt es wenig, dass einige Songs und Gäste jenseits des Tellerrands zu Hause sind. Für den unangenehmsten Moment sorgt das Ausbuddeln von angestaubtem Rock-Rap mit Justin Hawkins von The Darkness. Zwar ist das Gitarrensolo nicht von schlechten Eltern, doch der Song wird unnötig auf sieben Minuten Länge gestreckt. Damon Albarn revanchiert sich im deutlich subtiler rockenden "Here in after" fürs Mitwirken bei seinen Gorillaz. König über allen ist jedoch wie erhofft und erwartet David Byrne. Sein Beitrag "Snoopies" pendelt wahnwitzig zwischen spleenigem Gesang und energischen Rap-Passagen und macht einen Heidenspaß. Kickstarter-Spender bekommen derweil mit "Unfold" noch zusätzlich ein skurriles Western-Spektakel als Bonus, welches deutlich schräger als der Rest daherkommt. Durch die Vielfalt und die schiere Masse der Tracks wirkt das Album insgesamt eher collagenhaft und zerstreut, aber zahlreiche tolle Einzelsongs wiegen das mehr als auf.

Man kann "And the anonymous Nobody" trotz der langen Pause ein vortreffliches Timing bescheinigen. Schon am Anfang ihrer Karriere war De La Soul die Härte und Aggressivität vieler Zeitgenossen komplett fremd, lieber hielten sie die Balance zwischen Weirdness, Hippietum und Aussage. "Feel Good Inc." eben, in der Tat. In einem Jahrzehnt, in dem solch positiv gestimmte Ansätze bei Genregrößen wie Chance The Rapper und Lil B ihre Fortführung finden, kann eine De-La-Soul-Platte nur recht kommen. Gerade wenn sie so zeitlos daherkommt, ohne den Anschluss an die Gegenwart verloren zu haben. Am Ende des verträumten "Drawn", welches schon eher Little Dragons Spielwiese als De La Soul zuzuordnen ist, bringt Posdnuos die Sache auf den Punkt: "Two words: 'I'm mortal.' / But the fans lift 'em both together and remove the apostrophe." Fürwahr.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Snoopies (by De La Soul & David Byrne)
  • Greyhounds (feat. Usher)
  • Whoodeeni (feat. 2 Chainz)
  • Nosed up

Tracklist

  1. Genesis (feat. Jill Scott)
  2. Royalty capes
  3. Pain (feat. Snoop Dogg)
  4. Property of Spitkicker.com (feat. Roc Marciano)
  5. Memory of... (Us) (feat. Estelle & Pete Rock)
  6. CBGB's
  7. Lord intended (feat. Justin Hawkins)
  8. Snoopies (by De La Soul & David Byrne)
  9. Greyhounds (feat. Usher)
  10. Sexy bitch
  11. Trainwreck
  12. Drawn (feat. Little Dragon)
  13. Whoodeeni (feat. 2 Chainz)
  14. Nosed up
  15. You go Dave (A Goldblatt presentation) (feat. David Goldblatt)
  16. Here in after (feat. Damon Albarn)
  17. Exodus

Gesamtspielzeit: 68:08 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Untenan
2016-09-15 13:18:39 Uhr
Zerstreut und organisch wirkt fast widersprüchlich, finds auch irgendwie eigen das dies als Abschluss von 2 Absätzen dient.

Ich leg das so aus, dass der Sound der einzelnen Songs organisch klingt, das Album als Ganzes aber zerstruet ist. Empfinde das ähnlich.

Greyhounds und Exodus sind meine Highlights. Vom Byrne-Song bin ich etwas enttäuscht und Lord Intended ist ganz furchtbar. Um ein Paar Songs kürzer wär das Album gleich viel besser. 6-7.

Loketrourak

Postings: 2252

Registriert seit 26.06.2013

2016-09-15 11:38:45 Uhr
@Fiep

Sehe ich ganz ähnlich. Natürlich nicht 'state of the art' HipHop, aber eben auch nicht altbacken. Generell ist der Sound eher laid Back und organisch in den Beats. Auf keinen Fall langweilig

Toll ist ist Greyhounds mit Usher und Snoopies mit David Byrne. 16 years after mit Albarn könnte auch von den Gorillaz kommen (was ja nicht schlimm ist).
Die Justin Hawkins Nummer 'Lord intended' finde ich vergleichsweise eher schwach (und zu lang).

Die letzte Nummer Exodus finde ich wundervoll.
Insgesamt braucht sie bei mir aber sicher noch ein paar Durchläufe.
Momentan eher 8 und definitiv stärker als The Grind Date.

Fiep

Postings: 1203

Registriert seit 29.04.2014

2016-09-15 10:54:17 Uhr
"So entsteht ein überaus organischer und vielfältiger Sound, der das Album überspannt."

"Durch die Vielfalt und die schiere Masse der Tracks wirkt das Album insgesamt eher collagenhaft und zerstreut, aber zahlreiche tolle Einzelsongs wiegen das mehr als auf."

Zerstreut und organisch wirkt fast widersprüchlich, finds auch irgendwie eigen das dies als Abschluss von 2 Absätzen dient.

Muss zugeben, würde ich das Album nicht kennen, könnt ich mit der Rezension nichts anfangen, und auch so hab ich nicht das Gefühl etwas über das Album zu erfahren, was nicht beim lesen der Tracklist oder der Presseausschreibung auch rüber kommen würde.

Zum Album selbst: läuft. Definitiv ein reifes Werk, mit viel Abwechslung. Weniger für die aktuelle Generation würde ich sagen, passt nicht ganz rein in die derzeitige Musiklandschaft (was das Album genau deswegen für mich recht frisch wirken lässt)
Mit der 7 kann ich mitgehen.

Loketrourak

Postings: 2252

Registriert seit 26.06.2013

2016-09-15 10:28:17 Uhr
...läuft...
Meinung
2016-09-01 00:09:36 Uhr
Gottseidank nicht schon wieder der Bremmer!
Zum kompletten Thread

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