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Joe McMahon - Another life

Joe McMahon- Another life

Gunner / Broken Silence
VÖ: 02.09.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 10/10

Alles neu

Es ist mittlerweile ein vortrefflich abgegrastes Klischee: Der harte, tätowierte Punkrock-Frontmann überwindet die lärmende Ader, mutiert zum bärtigen Folk-Barden mit Akustik-Klampfe und legt seine sensiblen Seiten offen. Ob Chuck Ragan, Chris Wollard, Brian Fallon, Dustin Kensrue, Joey Cape oder der leider bereits verstorbene Tony Sly – etliche laute Kerle aus dem US-Punkrock-Zirkus haben es vorgemacht. Joe McMahon aus Massachusets, einst stimmgewaltig am Mikrofon der beliebten Fat-Wreck-Kapelle Smoke Or Fire, reiht sich nun ein in diese illustre Runde – und wir lauschen den aufwühlenden Episoden seiner durchaus spannenden Geschichte. Aufwühlend deswegen, weil das, was Joe McMahon vor sechs Jahren widerfuhr, plus die Konsequenzen, die daraus folgten, bis ins die Gegenwart reichen. Der 37-Jährige hat sein Leben mal eben gründlich auf den Kopf gestellt, und das nicht ganz freiwillig.

2010 noch genoss McMahon ein beschauliches Dasein wie viele amerikanische Musiker, pendelte in gründlich abgesteckten Episoden seiner Paralellwelten: Lebensgefährtin und Haus auf der einen Seite, die Musiker-Freunde und die Fat-Wreck-Punkrock-Familie auf der anderen. Die Dinge schienen einen normalen Gang zu laufen, doch plötzlich verließ ihn die Liebe seines Lebens, von heute auf morgen. Dass ein solches Erlebnis alltäglich wie schmerzhaft ist, liegt in rationalen Gedankenwelten auf der Hand – den emotionalen Aufprall des Amerikaners verhinderte das natürlich nicht. Ein Aufprall, der damit endete, dass McMahon zunächst überhaupt nicht wusste, wohin mit sich, am Ende alles zurückließ und seine letzten Habseligkeiten hinter dem Haus verbrannte – ein Szenario beinahe wie im Film, das auch das Cover seines ersten Albums "Another life" ziert.

"If I could bring you back / What more could we say / About how it all went black / 'Bout what we are today / And what me might have been", sinniert McMahon mit einem weinenden Auge im feinen Opener "It all went black". Mittlerweile aber ist das eine Auge längst getrocknet, ein strahlendes dazugekommen, und der Fokus ist auf dem Hier und Jetzt. Der Smoke-Or-Fire-Kopf knüpfte in Münsters Punkrock-Szene Kontakte, ist dort unter Freunden weich gelandet und fühlt sich in seinem neuen Leben pudelwohl. Neben zahlreichen Reisen und hunterten kleineren Gigs steckte er die Kraft in die Musik, werkelte akribisch an dieser Platte. Sein Trauma indes verarbeitet er, wer mag es dem Mann verdenken, in den Songs von "Another life". Wenn Trauer und Schmerz aber derart mitreißend interpretiert werden wie im nach vorn galoppierenden "Yesterday", dann ist das Licht am Ende des Tunnels mehr als nur ein Schimmer. Ebenfalls flott und folkpunkend, aber mindestens so schmerzerfüllt ist "Neon lights", wenn McMahon die Trauer im Suff ertrinkt: "Looking for a neon light / To carry me home / But I got no place to go."

Beim Sound kann man McMahon attestieren, seinen Songs hier und da ein wenig mehr Reminiszenz an den ruppigen Stil der Hauptband zuzugestehen als etwa Chuck Ragan dies bei seinen Solo-Ausflügen zu tun pflegt. Die kleine Hymne "Favorite high" etwa steppt auf typisch flottem Cali-Punk-Brett. Ragan wirkt auf "Another life" zwar nicht mit, aber dafür sein Hot-Water-Music-Sidekick Chris Wollard, den McMahon für den melancholischen Rocker "Chained to ghosts" engagierte und dessen rauchige Background-Vocals für besonderen Nachhall sorgen. Der Begriff Nachhall hingegen wäre untertrieben für das folgende, eigentlich fest zu "Chained to ghosts" gehörende "Time won't heal", das mithilfe von Kaleb Stewart (As Friends Rust) den tollen Refrain nochmals aufnimmt und dem damit über fünfminütigen Herzstück des Albums mit akustischen Gitarren und Pianoklängen einen mehr als gebührenden Ausklang bereitet. Der seelisch wiederhergestellte McMahon hat nach diesem feinen Debüt wohl nur noch ein Problem: Worüber zum Teufel schreibt er künftig traurige Songs?

(Eric Meyer)

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Highlights

  • It all went black
  • Yesterday
  • Chained to ghosts
  • Time won't heal

Tracklist

  1. It all went black
  2. Yesterday(feat. Lucinda Legaspi)
  3. Another life
  4. Canadian graffiti
  5. Chained to ghosts (feat. Chris Wollard)
  6. Time won't heal (feat. Kaleb Stewart)
  7. Left again
  8. Neon lights
  9. Black socka set sail
  10. Viva las cobras
  11. Favorite high
  12. Great big eyes

Gesamtspielzeit: 37:49 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2016-08-24 20:52:41 Uhr
Frisch rezensiert.

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