James Vincent McMorrow - We move

Believe / Soulfood
VÖ: 02.09.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Wen die Nachtigall betört
Schon der geschätzte Kollege Müller attestierte James Vincent McMorrow 2014 ein gewisses Talent hinsichtlich des Themas Schlafzimmer-Musik: Zum Song "Cavalier" des damals veröffentlichten Zweitlingswerkes "Post tropical" würden mit Sicherheit bald ein paar Kinder gezeugt werden, so die Theorie. Auf seinem dritten Album hat McMorrow diese Fähigkeit sogar noch verfeinert: War der Vorgänger bereits der erste Schritt in eine neue Richtung, geht der 33-Jährige ihn auf "We move" dank hochkarätiger Hilfe noch etwas weiter und steht nun vor seinem bis dato anspruchsvollsten Release.
Gemeinsam mit den Produzenten Two Inch Punch (Sam Smith, Jessie Ware), Frank Dukes (Kanye West, Rihanna) und Nineteen85 (Drake) arbeiteten sie zunächst vor allem daran, ihn von jeglichen Fesseln und Beschränkungen der Vergangenheit zu befreien. Nicht umsonst war McMorrow auch auf der Mitternachtsnummer "Hype" von Drakes "Views" zu hören: Es sollte ihm dank des Superstar-Status' des Kanadiers nicht nur etwas mehr Selbstsicherheit verleihen, sondern ihn wohl auch einem anderen Publikum vorstellen. Denn "We move" ist eine astreine Soulplatte für kuschelige Stunden zu zweit in der Horizontalen, aber tatsächlich auch in großen Teilen für den nächsten Engtanz in der Vertikalen geeignet. Und McMorrow selbstbewusst und stark wie nie.
Der glasklare Falsettgesang des Iren ist dabei nur ein Teil eines größeren Ganzen, das mit stellenweise gar epischen Melodien und opulenten Instrumentierungen besonders in den späteren Stunden hervorragend wirken dürfte. Wenn McMorrow im betörenden Herzschmerz-Gospel von "Last story" wie ein Barde unter dem Sternenhimmel seinen Kummer in die Welt ruft, ist das schon großes Tennis – während die Leadsingle "Rising water" verdeutlicht, dass die ästhetische Kühle von "Post tropical" hier keinen wirklichen Platz mehr hat. "You make me feel alive / In spite of rising water / Abandoning my car / About a mile from nowhere", singt er hier über einen angenehmen Midtempo-Rhythmus und spielt einmal mehr mit dem längst bekannten Kontrast aus Helligkeit und Dunkelheit.
Denn auch wenn "We move" in vielerlei Hinsicht wärmer klingt und McMorrow nicht mehr von seinen alten Ängsten geplagt wird, konnte er sie nicht vollends ablegen. Wollte er auch nicht. Er versteht sein drittes Album als ein offenes Porträt, das sich mit Vergänglichkeit und Entwicklung beschäftigt. So ist "Seek another" ein geradezu komplexes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Hoffnung und Verzweiflung und "One thousand times" eine sehnsuchtsvolle Liebeserklärung an die Angebetete, die längst in eine andere Richtung zu schauen scheint. "Evil" hingegen baut sich Schicht um Schicht zu einem der Album-Highlights auf, "Surreal" startet zurückhaltend und lässt in der zweiten Hälfte alles raus, was die Lungenflügel zur Verfügung stellen – und das abschließende "Lost angles" versöhnt all jene, die sich nach der post-tropischen Kälte zurücksehnen. Es bleibt allerdings ein Tagesausflug: McMorrow ist längst weitergezogen und endlich angekommen.
Highlights
- One thousand times
- Evil
- Surreal
Tracklist
- Rising water
- I lie awake every night
- Last story
- One thousand times
- Evil
- Get low
- Killer whales
- Seek another
- Surreal
- Lost angles
Gesamtspielzeit: 44:37 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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cargo Postings: 740 Registriert seit 07.06.2016 |
2016-09-09 17:29:13 Uhr
Verrückt. Ich habe das noch mal irgendwo ohne "Last Story" gelesen, finde aber die Review nicht mehr :D Ein schönes Album ist es auf jeden Fall geworden. Vor allen Dingen bin ich erleichtert, dass die Produktion im Vergleich zur letzten Platte geklappt hat. |
Jennifer Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 4716 Registriert seit 14.05.2013 |
2016-09-09 13:25:33 Uhr
Also, bei mir hat er aus Schusseligkeit gefehlt. Wurde ganz normal bemustert mit "Last story" und von mir auch gehört, nur beim Schreiben der Tracklist leider vergessen. Danke, dass Du mich darauf aufmerksam gemacht hast! Ist jetzt korrigiert. |
cargo Postings: 740 Registriert seit 07.06.2016 |
2016-09-03 11:49:08 Uhr
Kann es sein, dass zwei Versionen der Platte existieren? Bei mir ist "Last Story" als dritter Song drauf. Habe aber jetzt schon mehrfach bei Rezensionen gesehen, dass der in der Tracklist fehlt. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28244 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-08-24 20:52:52 Uhr
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28244 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-07-05 17:23:00 Uhr
JAMES VINCENT MC MORROW veröffentlicht neues Album "WE MOVE" am 02.09.2016Liebe Medienpartner, James Vincent McMorrow meldet sich mit einem neuen Album zurück. Sein nunmehr drittes Studiowerk trägt den Titel „We Move“ und erscheint am 2. September via Believe Recordings. Im Herbst wird der irische Singer/Songwriter zudem für drei exklusive Shows nach Deutschland kommen. Die erste Single "Rising Water" ist bereits ab heute erhältlich. Hier das Lyric Video zu dem Titel: http://www.vevo.com/watch/GB45A1600403?lf=a2e3941ab918c6f963bf39e9e13b1742 Mit dem Album legt McMorrow dem Erfolg seines Debüts „Early In The Morning“ und dessen Nachfolger „Post Tropical“ nach. Der gebürtige Ire mit dem unverwechselbaren Tenor darf bereits auf eine beträchtliche Bilanz zurückblicken, so etwa auf einen Platin-Status und eine ausverkaufte Welttournee, die ihn von der legendären Oper in Sydney bis hin zum Londoner Barbican und Shepherd’s Bush Empire führte. McMorrow knackte in diesem Jahr außerdem die magische Marke von 100 Millionen Streams, die ihn endgültig in die Reihe internationaler Größen aufnimmt. In der jüngeren Vergangenheit arbeitete der umtriebige Songwriter zudem mit dem norwegischen DJ und Produzenten Kygo und steuerte den Soundtrack zum Trailer der Erfolgsserie „Game Of Thrones“ bei. Sein neues Album „We Move“ entstand in ständigem Wandel und wurde zwischen Toronto, London und seiner Heimatstadt Dublin aufgenommen. Man darf in Gänze vom bisher ausgedehntesten und ambitioniertesten Werk von James Vincent McMorrow sprechen, hat er sich mit diesem Album doch merklich vom sehr persönlichen und intimen Vorgänger „Post Tropical“ entfernt. „We Move“ ist minimalistischer und versteht sich eher als offenes Portrait von Angst und innerer Unruhe. Es geht um die mentale Zerbrechlichkeit und wie sich ein/e Jede/r im Leben weiterentwickelt. James selbst formuliert es folgendermaßen: „Die Leute hören meine Songs und denken dabei, dass ich den ganzen Tag im Wald sitze und über Bäume nachdenke. Stattdessen sitze ich aber zuhause und versuche mich selbst davon zu überzeugen, rauszugehen und eine Tüte Milch zu kaufen.“ Den ersten Schritt für “We Move” machte McMorrow bereits vor etwa zwei Jahren, als ihn unterschiedliche Anfragen als Songwriter für mehrere Projekte erreichten. Auf Tour begann er damit, Songs für andere Künstler zu schreiben und hörte somit auf, seine eigene Arbeit immer und immer wieder zu analysieren. Mit der eigentlichen Absicht, das Gegenteil von dem zu machen, was er bis dorthin verfolgte, kam er dann vom Weg ab, erkundete jedoch trotzdem weiterhin verschiedene Ecken der Welt: Barcelona als erste Station gefolgt von einem Aufenthalt in Kanada und einem befremdlichen, sechsmonatigen Besuch in Los Angeles, während dem sich die ersten Songs von „We Move“ heraus-kristallisierten. Im Anschluss kehrte James nach Dublin zurück und beschloss, für „We Move“ anders als bisher auf ein Team bei der Produktion zurückzugreifen, das ihm dabei hilft, die einmaligen Eindrücke in seinem Kopf noch besser und adäquater abzubilden. McMorrow erklärt: „Ich bin aufgewachsen mit dem Willen, Songs wie Neil Young zu schreiben, diese aber zu produzieren wie The Neptunes.“ James schloss sich infolge mit einigen Koproduzenten kurz, die er auf seiner Reise bis dorthin kennengelernt hatte: Nineteen85 (Drake, DVSN), Two Inch Punch (Sam Smith, Years & Years) und Frank Dukes (Kanye West, Rihanna). Der Mix fand weitestgehend in Miami bei Jimmy Douglass statt, einem erklärten Helden von McMorrow. Douglass ist unter anderem bekannt für seine Arbeit für Künstler von Donny Hathaway über Led Zeppelin bis hin zu Björk und verpasste den Songs ihren warmen Vintageklang. Das Resultat dieser Zusammenarbeit ist ein Album über Bewegung in geografischer, geistiger und emotionaler Hinsicht, die den Hörer mit dem Bedürfnis hinterlässt, irgendwo in der Zukunft einen ganz eigenen Platz zu finden. Bereits die erste Single „Rising Water“ ist in Bezug auf Produktion und Weite des Sounds sehr schonungslos. „I never once was sad for what I’ve done“, singt James im Song. Das Album ist ein weiterer, bemerkenswerter Schritt auf der musikalischen Reise des irischen Songwriters. Es ist eine Sammlung von Songs, deren gemeinsamer Nenner die Idee ist, dass man sich seinen Lebensweg von niemandem vorschreiben lassen sollte; und dass man im Laufe der Jahre Menschen und Dinge aus den Augen verliert und hinter sich lässt. „We Move“ verbildlicht, dass es sehr wohl möglich ist an den Dingen festzuhalten, an denen man festhalten will, aber auch dass man hinter sich lassen sollte, was belastet. WE MOVE Tracklisting: 1. Rising Water 2. I Lie Awake Every Night 3. Last Story 4. One Thousand Times 5. Evil 6. Get Low 7. Killer Whales 8. Seek Another 9. Surreal 10. Lost Angles Pre-order: https://jamesvmcmorrow.lnk.to/wemove Single: https://jamesvmcmorrow.lnk.to/risingwater TOUR: 24.10.2016 Berlin, Heimathafen 26.10.2016 Hamburg, Mojo 27.10.2016 Düsseldorf, New Fall Festival Tickets: https://jamesvmcmorrow.lnk.to/tourdates Pressestimmen zu ‘Post Tropical’: "Sonically audacious, visually stunning and meticulously modern” The Times ***** “Profound and unexpected...a singular style” Mojo **** “With its deliberate, languorous pleasures, this is an album to live with, settle with and be crisply rejuvenated by” Pitchfork “A richly textured, hip-hop influenced odyssey” Esquire |
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Referenzen
How To Dress Well; Maxwell; Active Child; Jamie Woon; Blood Orange; Frank Ocean; Miguel; The Weeknd; Sohn; Twin Shadow; Sylvan Esso; James Blake; Sam Smith; Bon Iver; Volcano Choir; Rhye; Josef Salvat; Holy Other; Ry X; Anohni; Antony & The Johnsons; Toro Y Moi; Washed Out; Perfume Genius; Daniel Merriweather; Marvin Gaye; Curtis Mayfield; Stevie Wonder; The Isley Brothers; Labi Siffre; Bobby Womack; Raphael Saadiq; Al Green; Prince; Bilal; Earth, Wind & Fire; D'Angelo; The xx; Jamie xx; Son Lux; Patrick Wolf; Four Tet; Baths; Hercules And Love Affair
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