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King Creosote - Astronaut meets appleman

King Creosote- Astronaut meets appleman

Domino / GoodToGo
VÖ: 02.09.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Der mit der Mühle muss es sein

Fans von Kenny Anderson müssen schon sehr wachsam sein. Seine komplette Diskographie sein Eigen nennen zu dürfen, ist ein mehr als ambitioniertes Vorhaben. Pi mal Daumen hat er rund 40 Alben veröffentlicht. Die Zahlen variieren, weil der Mann aus dem schottischen Fyfe einige der Platten eigenhändig vertrieb und als CD oder Vinyl zumeist auf Konzerten verkaufte. Fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit erschien im Mai 2016 ein Kollaborations-Album mit dem Kanadier Michael Johnston und ein Feature zur neuen Platte seiner Landsfrau Maireared Green steuerte der als King Creosote auftretende Singer-Songwriter ebenfalls bei. Sie alle sind Bekannte oder Freunde Andersons, wie auch die zusätzliche Musiker-Schar auf seinem neuem Werk "Astronaut meets appleman".

Um sich zu revanchieren, holt beispielsweise angesprochene Maireared Green am Dudelsack tief Luft und sorgt so für den Antrieb von "Melin wynt", einem wunderschönen Song, über einen Ort namens Windmill, in dem es, wie der Schotte wissen lässt, keine Windmühlen gibt. Die Einbettung des folkloristischen Instruments ist für den im Vereinigten Königreich verwurzelten King Creosote, der auch im Tourleben nur sporadisch Großbritannien verlässt, ein vollkommen organischer Akt. Piano, Akustikgitarre und Violine helfen Andersons melancholischer Singstimme zudem dabei, das wohlige Gefühl der Einsamkeit heraufzubeschwören und die Sehnsucht nach der charmanten Ödnis des Küstenlebens zu wecken, die kaum jemand so gut übermitteln kann, wie Kenny Anderson – selbst wenn er über etwas ganz anderes spricht und wieder an einem Soundtrack menschlicher Verfehlungen feilt.

Gleichzeitig trägt King Creosote seine Stimme im besagten Stück sporadisch hinfort, als habe er sie an einem Heliumballon befestigt, damit sie im nächsten Moment unter einer Käseglocke landen kann. Gut möglich, dass er hier in den Raumanzug des Albumcovers schlüpft. Auf "Astronaut meets appleman" geht es um das Gefangensein zwischen Himmel und Erde. Viel Spielraum also thematisch, den Anderson auch musikalisch umsetzt. Minutenlange instrumentale Passagen machen aus der retardierenden Folk-Rock-Basis des Openers "You just want" ein Gleiten durch Raum und Zeit. "Betelgeuse" wagt den Spagat schon im Namen. Der steht gleichermaßen für einen vormals explodierten Öl-Tanker (Erde) und einen Stern (Himmel), dem man nachsagt, bald als Supernova zu enden: "I may not be back in one piece." Und im sinfonischen Chamber-Folk von "Faux call", das enorm gewinnt durch Catriona McKays Harfenspiel, spricht er den nur allzu wahren Satz "It's the silence that somehow says it all."

Um die Brokatschwere zu lösen, lässt sich King Creosote in "Wake up to this" zu beschwingtem Folk-Pop mit Akkordeon und E-Akustik-Solo hinreißen. Das besungene "Love life" überlebt zwar keiner der Beteiligten, dem luftigen Arrangement tut das aber keinen Abbruch. "Surface" ergänzt brummende Synthies und spricht passenderweise zu Arcade Fires "Wake up"-Silhouette von unsichtbaren Freunden. Zuvor hatte Andersons jüngste Tochter unter Harfenklängen wiederholt "Peter Rabbit tea" gebrabbelt. Das darf man nun wahlweise Andersons väterlicher Verpflichtung zur nachmittäglichen Tee-Runde im Kinderzimmer zurechnen, seinem ureigenem Humor oder aber der Titel passt wegen seiner Alltagshandlung im suggestiven Wunderland ins überbordende Thema der – auch geografischen – Blase zwischen Himmel und Erde. In Fyfe fällt der Apfel nicht weit vom Mond.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • You just want
  • Melin wynt
  • Wake up to this
  • Surface

Tracklist

  1. You just want
  2. Melin wynt
  3. Wake up to this
  4. Faux call
  5. Betelgeuse
  6. Love life
  7. Peter Rabbit tea
  8. Surface
  9. Rules of engagement

Gesamtspielzeit: 43:47 min.

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Armin

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2016-08-24 20:52:26 Uhr
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