The Pineapple Thief - Your wilderness

Kscope / Edel
VÖ: 12.08.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Auf Reisen
Manchmal ist der Blick hinter die Kulissen doch lohnender als das bloße Anhören einer Platte. Nehmen wir einmal The Pineapple Thief im Allgemeinen und Gründer / Chefdenker / Alleinunterhalter Bruce Soord im Speziellen. Denn was ist der Grund hinter der schwankenden Qualität seiner Alben, der Bandbreite zwischen Meisterwerk wie "Someone here is missing" und eher Belanglosem wie "Magnolia"? Ist Soord ein Getriebener auf der Suche nach dem perfekten Werk oder ein Blender, der nur seinen großen Idolen hinterherläuft? Fakt ist: Während ein Steven Wilson als Visionär gefeiert wird, bleibt für Bruce Soord allzu oft nur die Außenseiter-Rolle, die des Mitläufers hinter dem großen Label-Kollegen. Insofern entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass bei den Aufnahmen zum neuen Album "Your wilderness" kein Geringerer als Gavin Harrison auf dem Drumhocker Platz nahm. Richtig, der Mann, der schon Porcupine Tree das gewisse Etwas verleihen konnte.
Und Harrison fügt sich umgehend brillant ein, indem er "In exile" genau dieses filigrane Drumming verordnet, mit dem er schon bei Porcupine Tree so herausragend war. Dazu eine großartige Lead-Gitarre, schon entsteht zusammen mit Soords schwebenden Vocals ein wunderbarer Opener, der für sich schon mehr Spannung verbreitet als das komplette Vorgänger-Album. Kurze Zeit später allerdings zeigt der Brite, wozu er tatsächlich imstande ist, wenn er wirklich frei von Druck arbeitet. "Tear you up" ist mehr als nur ein toller Prog-Song – hier werden packende Riffs mit fein ziselierten Soli verheiratet, hier folgen ätherische Breaks auf packende Eruptionen. Auch wenn der Metal-Punch von Porcupine Tree nicht erreicht wird, nicht erreicht werden will, gelingt es dem Frontmann auf begeisternde Manier, einem in den letzten Jahren durchaus spannungsarmen Genre neues Leben einzuhauchen.
Als wäre das ein Brustlöser, brennen The Pineapple Thief anschließend ein wahres Feuerwerk ab, wie man es bei den Engländern lange nicht erlebt hat. "Take your shot" beispielsweise besticht durch seinen feinen Pop-Appeal, überzeugt durch eine fluffige Hook im Refrain, die sich unweigerlich festkrallt. Und "The final thing on your mind" zeigt ganz in der Tradition so vieler Longtracks, wie kurz zehn Minuten sein können. Spannungsbögen wie selten, Atmosphäre wie bei – und jetzt fällt der Name tatsächlich – Steven Wilson persönlich machen genau den Unterschied zwischen "long track" und "longtrack" aus, den Unterschied zwischen gut und großartig.
Am Ende macht es dann auch keinen Unterschied mehr, dass sich zum Beispiel mit "That shore" doch noch die ein oder andere Unentschlossenheit eingeschlichen hat, Material, das nicht ganz die Reife besitzt wie die erwähnten Highlights. Dennoch ist dies Jammern auf überraschend hohem Niveau. Endlich, so scheint es, hat Bruce Soord seinen Stil gefunden, die Nische zwischen Pop und Prog. Das gelang ihm zugegebenermaßen 2010 mit "Someone here is missing" schon einmal; damals verlief sich Soord im Anschluss in seinem eigenen Dickicht aus Ansprüchen. Für den Moment allerdings scheint die Irrfahrt vorbei, die Suche ihr Ziel gefunden zu haben. Hoffen wir, dass es dieses Mal so bleibt.
Highlights
- In exile
- Tear you up
- The final thing on your mind
Tracklist
- In exile
- No man's land
- Tear you up
- That shore
- Take your shot
- Fend for yourself
- The final thing on your mind
- Where we stood
Gesamtspielzeit: 41:09 min.
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User | Beitrag |
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Comfy Numb |
2018-08-12 23:18:04 Uhr
Noch ein Song vom kommenden Album:Try As I Might (Edit) https://www.youtube.com/watch?v=-yBCcT3L2e0 |
Comfy Numb |
2018-06-16 07:55:08 Uhr
The Pineapple Thief – Dissolution Tour 2018/201917.09. Bremen - Schlachthof 18.09. Hannover - Musikzentrum 19.09. Berlin - Lido 25.09. AT - Wien - Szene 26.09. München - Backstage Werk 27.09. Aschaffenburg- Colos-Saal 28.09. Köln - Live Music Hall |
Comfy Numb |
2018-06-15 02:37:21 Uhr
Am 31.8. erscheint das neue Album "Dissolution"Vorab-Song "Far Below" https://www.youtube.com/watch?v=te5bGWJIlOk |
Sch-sch-sch |
2017-11-12 15:27:30 Uhr
Herr Brückner testet Radio-Pop:http://www.babyblaue-seiten.de/album_15956.html#26480 |
MasterOfDisaster69 Postings: 1009 Registriert seit 19.05.2014 |
2017-11-12 14:00:33 Uhr
schon schlechtere Videos gesehen...https://www.youtube.com/watch?v=eIy8mppqyuI |
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Referenzen
Steven Wilson; Porcupine Tree; Pure Reason Revolution; Muse; Gazpacho; Elbow; OSI; Airbag; Demians; Nosound; No-Man; Anathema; Sylvan; Shadow Gallery; Pain Of Salvation; Rush; RPWL; Amplifier; Quidam; Anekdoten; Oceansize; Pallas; Marillion; Riverside; Lunatic Soul; Blackfield; Indukti; Paatos; Karnivool; KTU; Green Carnation; Coheed And Cambria; Dredg
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