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Alex Cameron - Jumping the shark

Alex Cameron- Jumping the shark

Secretly Canadian / Cargo
VÖ: 19.08.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Der traurige Clown

Der Strom rückwärts im Pop, der doch eigentlich kontinuierlich nach vorne plätschern sollte, er bricht nicht ab. Dieses Mal ist damit Alex Cameron gemeint, ein Australier der sonst bei Seekae einen hibbeligen, dafür wohlgesinnten Electro-Pop zu verantworten hat. Vom Äußeren sind seine Anspielungen noch munter und heiter: Eine Sonnenbrille wie Bienenaugen, zu viel Pomade in den viel zu langen Haaren, Hemden mit Haifischkragen und dem Muster der Großmuttertapete. Hier entsteht eine Art Alter Ego, denn nur mit diesem kann Cameron pathetisch lächerlich und lächerlich pathetisch werden. Statt einer Clownsmaske, trägt er eben diesen Dresscode auf – einen, der wie seine Musik an die merkwürdigeren Etappen der Achtziger erinnert. Seine Homepage ist das passende Debakel obendrein: ein greller und augenschmerzender Pixelzirkus.

Dabei ist das alles nur die Hülle für sein erstes Solowerk. 2.500 Dollar kostete ihn dieses, so offenbart er zumindest auf seiner Homepage – ein Umstand, der auch wieder nur Teil des Spiels ist. Denn Cameron singt über das Show-Business, das hinterlistige, durchtriebene, die Menschheit verachtende und kaputtmachende. Und davon, wie er es zeitgleich durchdringen möchte, es ihn aber auch schlicht anwidert. Das Drumherum kommt einem da wie eine Masche vor, die den beliebten Fingerzeig sozialer Netzwerke auf den australischen Künstler richten sollte. Denn gerade, weil bei diesem Drumherum ein stumpfsinniges Album erwartet wird, überzeugt "Jumping the shark" in seinem Wesen als das Gegenteil.

Die Rezeptur eines Camerron-Songs ist kampferprobt: Synthesizer waten durch viel Bass, der Sänger intoniert dunkel und ominös. New Wave wird auf Pop getrimmt, verläuft sich kurz nahe der Disco wie in "She's mine" oder verkleidet sich in "Real bad lookin'" als Walzer. Cameron gibt sich der Langsamkeit hin, wenn er seine Songs sukzessiv zusammen bastelt. Nach kaum dreißig Sekunden hat "Happy ending" als Opener den schmalen Klang des Albums vorgestellt. Cameron lehnt sich nicht gegen die Musikindustrie auf, das wäre auf einem Pop-Album auch widersprüchlich. Stattdessen wünscht er sich "The comeback", in seinem Fall: der Durchbruch, was mehr nach einer Tagträumerei klingt. Der große Erfolg als das Unerfüllbare. Mit "Take care of business" ist Schluss, diesem griesgrämigen, an Empfindungen überlaufenden Monument aus Sequenzern und wiederhallendem Gesang. Wobei Cameron nicht singt, sofern singen geschmeidig ist. Er stammelt Worte, während sich ein Synthesizer-Orchester hochzieht, um wenigstens die letzten Töne dieser halben Stunde wonnig glänzen zu lassen.

Glänzen ist auch ein gutes Stichwort: Cameron versuchte viel, um ins Gespräch zu kommen, gerade auf YouTube. Da hat er sich etwa die Haut vom Gesicht gezogen, wie in der Szene eines Horrorfilms, oder ließ sich zu seinem Showcase beim "South by Southwest" begleiten. Bei diesem Festival werden hingegen kaum neue Künstler entdeckt, die nicht zuvor schon für Trubel gesorgt haben. Dabei outet er sich gerade dort, während alles um ihn herum feiert, als der Außenseiter, der Creep und Weirdo. Eine Selbsterkenntnis, die schon mancher Karriere neuen Schwung verliehen hat.

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • Happy ending
  • The comeback
  • Take care of business

Tracklist

  1. Happy ending
  2. Gone south
  3. Real bad lookin'
  4. The comeback
  5. She's mine
  6. Internet
  7. Mongrel
  8. Take care of business

Gesamtspielzeit: 30:53 min.

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Armin

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2016-08-17 21:03:45 Uhr
Frisch rezensiert.

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