Owen - The king of whys

Wichita / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 29.07.2016
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Verweile doch
Beständigkeit – ein Wort, das die Karriere von Mike Kinsella seit der Jahrtausendwende und dem damit einhergehenden Start seines Soloprojekts Owen perfekt beschreibt. Nicht nur, dass bisher jede seiner Platten beim gleichen Label veröffentlicht wurde – auch entstanden diese allesamt in seiner Heimatstadt Chicago. Das ändert sich zumindest hinsichtlich der Aufnahme von "The king of whys" grundlegend: Erstmalig verließ Owen sein vertrautes Gefilde gen Wisconsin, um dort gemeinsam mit dem bekannten Bon-Iver-Drummer S. Carey das mittlerweile neunte Studio-Album einzuspielen.
Bei solch einer doch recht einschneidenden Veränderung blitzt automatisch die Befürchtung auf, dass damit auch eine merkliche Reform der vertrauten Klänge einhergeht. Gerade Owen steht für eine lieb gewonnene Klangfarbe, die sich bitteschön auch in 300 Jahren nicht zu ändern hat. Mit wenigen Mitteln erschafft er immer wieder eine bezaubernde, intime und wohltuende Atmosphäre, durch deren Hilfe die Akkus nicht oft genug wieder aufgeladen werden können. Doch bereits die ersten Töne von "The king of whys" geben Entwarnung und werfen jegliche Befürchtungen komplett über den Haufen. Auch trotz verzerrter Gitarren und eines stampfenden Beats katapultiert "Empty bottle" die Gefühlsnerven in die innige Welt der melancholischen Selbstreflexion, in der die allzu geknickten Gedankengänge aber sowas von draußen bleiben und dem hoffnungsvollen Nachvorneschauen Platz machen dürfen. Dafür sorgt wie gewohnt insbesondere Owens Stimme, die das Attribut Sympathie verkörpert wie keine andere auf diesem Planeten. In Kombination mit einer Akustikgitarre entfesselt diese stets ihr vollständiges Potenzial, das jeglichen Groll instant vergessen lässt und eine intime Atmosphäre schafft.
Dennoch beherbergt "The king of whys" im Vergleich zu seinen Vorgängern nicht so viele Songs, die den Verzauberungsmodus mit der Nabelschnur aufgesogen haben. Vor allem die Band-Aufnahmen wirken etwas austauschbar, sodass in einigen Momenten der Wunschgedanke auftaucht, S. Carey hätte die Stromrechnung nicht bezahlt. Dem Gefühlsgott sei Dank gleichen die Worte, die Owen der Welt mitzuteilen hat, dies komplett wieder aus. In "A burning soul" erzählt er beispielsweise die Geschichte seines alkoholkranken Vaters und wie die Sucht seine Familie beeinflusst hat. "Father had a burning soul / Drink himself into a hole / He wasn't a saint / But he wasn't a bad man" – Erlebnisse, die sich unter die Epidermis brennen und dort vor allem eins machen: verweilen. Neben Beständigkeit eine weitere Beschreibung, die Owens Schaffen tadellos zusammenfasst, denn genau dies fühlt man durchgängig bei der Rezeption seines Schaffens. Daran ändert zum Glück auch ein Ortswechsel nur wenig.
Highlights
- A burning soul
- An island
- Lost
Tracklist
- Empty bottle
- The desperate act
- Settled down
- Lovers come and go
- Tourniquet
- A burning soul
- Saltwater
- An island
- Sleep is a myth
- Lost
Gesamtspielzeit: 39:19 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Underhill Postings: 1 Registriert seit 03.09.2016 |
2016-09-03 12:08:29 Uhr
Schade, dass dem Autor entgangen ist, dass durch die Produktion von S. Carey und wahrscheinlich durch Kinsellas eigene Ambitionen zum ersten Mal ein ganz anderer Sound bei Owen herrscht. So stimmig und tiefgehend habe ich ihn weder musikalisch noch textlich je gehört. |
oliver |
2016-08-03 20:08:11 Uhr
6/10 ist ja wohl maßlos untertrieben. songwriting! musicianship! texte! arrangements! alles da! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28474 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-08-02 21:35:25 Uhr
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Beefy Postings: 508 Registriert seit 16.03.2015 |
2016-07-30 12:31:01 Uhr
Gefällt mir gut, wie eigentlich ausnahmslos jedes Album von ihm... Was jedoch nicht zuletzt daran liegt, dass die Songs immer wieder sehr seinem bisherigen Output ähneln. |
Cosmig Egg Postings: 766 Registriert seit 13.06.2013 |
2016-07-30 10:07:34 Uhr
Nach dem ersten Hördurchgang, finde ich sie jetzt nicht ganz so gut wie der sonstige Output. (Vor allem Ghosttown fand ich damals überragend) Was meint ihr? ... und wird die Platte hier noch rezensiert? |
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Referenzen
American Football; S. Carey; Koji; The New Amsterdams; Matt Pryor; The Weakerthans; John K. Samson; The Early November; Rocky Votolato; Maritime; Bright Eyes; Conor Oberst; Balance And Compsure; Dashboard Confessional; Dustin Kensrue; Onelinedrawing; Jonah Matranga; Iron & Wine; The Spill Canvas; City And Colour; William Fitzsimmons; Sufjan Stevens; Alexi Murdoch; Elliott Smith; Damien Rice; An Angle; Kevin Devine; I Can Make A Mess Like Nobody's Business; Boy Omega; Geoff Farina; Nikola Sarcevic; Karl Larsson; Kristofer Åström & Hidden Truck; The Mountain Goats; Songs:Ohia; The Secret Stars; Red House Painters; Hayden; Simon Joyner; Howie Beck
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