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Of Montreal - Innocence reaches

Of Montreal- Innocence reaches

Polyvinyl / Cargo
VÖ: 12.08.2016

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Konzentrationsschwäche

Auf ein paar Dinge kann man sich bei Of Montreal seit der gesetzlich anerkannten Übertrilogie aus "Satanic panic in the attic", "The sunlandic twins" und "Hissing fauna, are you the destroyer?" ja verlassen. Auf potthässliche Albumcover beispielsweise, die aussehen, als hätte ein künstlerisch minderbegabtes ADHS-Kind rumgepinselt und danach dank Magen-Darm-Virus einmal drübergekotzt. Auf sinnlose Titel aus zwei bis drei Wörtern, die auf keinen Fall irgendetwas mit dem Inhalt zu tun haben. Und darauf, dass man zwar den typischen Of-Montreal-Sound bekommt, aber der doch wieder andere Schwerpunkte als zuvor setzt. So folgte auf die brunftgeile Sex-Machine "False priest" die Chaos-Kakophonie-Katastrophe "Paralytic stalks" und darauf wiederum das wunderbar entspannt-folkige "Lousy with sylvianbriar".

Nun liegt nur etwas mehr als ein Jahr nach "Aureate gloom" mit "Innocence reaches" Album Nummer 14 vor. Unansehnliches Cover? Check. Seltsamer Zwei-Wort-Titel? Check. Wie sieht es mit der dahinter liegenden Musik aus? "Innocence reaches" wendet sich nicht um 180 Grad gegenüber dem Vorgänger, tauscht jedoch einige Gitarren gegen schnieke Synthies aus. Und zeigt mit einem fulminanten Start gleich, wo der Hammer hängt. "Let's relate" erinnert an bessere Zeiten von MGMT und dürfte den Sommer merklich versüßen. "How do you identify? / How do you I.D.?", fragt zu Beginn ein roboterhaft klingender Kevin Barnes merkwürdig entrückt, doch die im Songtitel geforderte Verbindung zum Hörer stellt letztlich die treibende Synthie-Hook her. Beim Refrain verstehen wir uns. Nicht weniger toll präsentiert sich die folgende Single "It's different for girls", die das Rezept um eine funky Bassline erweitert.

"It's different for girls / They don't spit on the streets / They don't piss on the seat" – Barnes macht sich verschmitzt allerhand Gedanken über das andere Geschlecht. So geradlinig und realitätsnah bleibt es nicht lange. Das folgende "Gratuitous abysses" kann noch mit brutzelnder Gitarre und schmissigem Backgroundchor überzeugen, doch mit zunehmender Spielzeit schwinden die zwingenden Momente und ziellose Dudeleien nehmen zu. Womit wir wohl wieder bei der Konzentrationsschwäche wären. Am Anfang werden die Hausaufgaben noch sauber und ordentlich erledigt, doch darauffolgend schleicht sich immer mehr Schludrigkeit ein, was das Album am Stück anstrengend werden lässt. Ein Song wie "Les chants de Maldoror" ist beispielsweise sicher kein schlechter, doch mit welcher Rechtfertigung das Ding auf sechs Minuten gestreckt wird, bleibt unklar.

Dabei ist die epische, ausufernde Seite von Of Montreal durchaus reizvoll, wie man von Monstersongs wie "The past is a grotesque animal" weiß. Doch "Innocence reaches" schwächelt vor allem in diesem Bereich. "My fair lady" oder "Trashed exes" rauschen ohne jeden Reiz einfach durch, zu oft werden Hits verschenkt, indem gute Ansätze ins Leere laufen oder in unmotiviertes Gedudel münden. Generell hat sich die Truppe außerdem mit einer knappen Stunde Spielzeit schlichtweg zu viel vorgenommen. Eine verpasste Chance, denn Barnes zeigt sich häufig in Höchstform – vor allem im abseitig-atmosphärischen Closer "Chap pilot". Und so hat sich "Innocence reaches" dank seiner Highlights und zahlreicher guter Momente Zuneigung verdient, schweift jedoch frustrierend oft vom Thema ab. Vielleicht wäre koffeinfreier Kaffee ein erster Schritt zur Läuterung.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Let's relate
  • It's different for girls
  • Ambassador bridge
  • Chap pilot

Tracklist

  1. Let's relate
  2. It's different for girls
  3. Gratuitous abysses
  4. My fair lady
  5. Les chants de Maldoror
  6. A sport and a pastime
  7. Ambassador bridge
  8. Def pacts
  9. Chaos arpeggiating
  10. Nursing slopes
  11. Trashed exes
  12. Chap pilot

Gesamtspielzeit: 56:32 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-08-02 21:35:16 Uhr
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-06-02 18:55:26 Uhr


Kreativitätsprobleme scheint Kevin Barnes ja nicht zu haben, präsentiert er mit INNOCENCE REACHES doch nach relativ kurzer Zeit ein weiteres kreativ-sprudelndes Werk seiner Band OF MONTREAL.

Das Album erscheint am 12.08.

“it’s different for girls” Sound Cloud: https://soundcloud.com/polyvinyl-records/of-montreal-its-different-for-girls-1/s-wRtYn

Pitchfork schreibt dazu folgendes: http://pitchfork.com/news/65869-of-montreal-announce-new-album-innocence-reaches-share-new-song-its-different-for-girls-listen/

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