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Martha - Blisters in the pit of my heart

Martha- Blisters in the pit of my heart

Fortuna Pop! / Cargo
VÖ: 22.07.2016

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Neues aus Landkreis Sargleben

Kotzen. Elend. Magenbruch. Oberhäslich. Es gibt Orte in Deutschland, da will man schon allein aus Benamungsgründen nicht wohnen. Man möchte gar nicht wissen, womit sich diese Ansiedlungen vor geraumer Zeit ihre Bezeichnung mal verdient haben. Nicht anders ist es bei Pity Me, einer kleinen Ortschaft im Nordosten Englands, welche die Einforderung von Mitleid schon im Namen trägt und auch in der Realität keine bessere Figur macht. Insofern kein Wunder, dass eine Band wie Martha von dort kommt. Kleine, öde und stockkonservative Ortschaft, ohne etwas Spannendes zu tun – in solchen Umgebungen gedeihen DIY-Punk-Szenen am allerbesten. Hier gibt es eben noch etwas, gegen das rebelliert werden kann.

Das sich als "vegan, queer und Straight Edge" identifizierende Quartett positioniert sich auch auf seinem zweiten Album "Blisters in the pit of my heart" als Außenseiter, als "The awkward ones". Doch bierernstes Slogan-Schmettern ist nicht Marthas Ding: Ihr fuzzdurchtränkter Pop-Punk ist mit seiner Eingängigkeit eine regelrechte Reizüberflutung, ihre Texte rutschen gerne auch in scheinbares Liebes- oder vielmehr Nicht-Liebes-Tralala ab. Die bitteren Pillen der umgebenden Ödnis werden in astreine Hits verpackt, jeder Durchgang fördert andere Highlights zutage. So klingt beispielsweise die Textzeile "When it rains / Well, it really fucking pours" aus dem schmissigen "Chekhov's hangnail" eher wie eine Einladung zur nächsten Beach-Party.

Vor allem die erste Hälfte des Albums rauscht wie ein Wirbelwind durch. Eine Hook jagt die andere, nicht einmal zwischen den Songs wird eine Pause geboten. Das gipfelt zum Beispiel in der fantastischen Klimax von "Goldman's detective agency" und der Single "Ice cream and sunscreen", welche nach einem melancholisch-gemächlichen Beginn unerwartet aufbricht. Nicht zu vergessen: das herzige Video, welches deutlich macht, dass Blumen viel zu selten als Mikrofone zweckentfremdet werden. Episch geht auch – die Motivations-Verweigerungsansage "Do nothing" hält sich über knapp sieben Minuten spannend und folgt dem ähnlich veranlagten "So sad (So sad)" von "Courting strong" auf dem Fuße. Und ist da Roy Orbisons "You got it" im komplementär betitelten "Do whatever" versteckt?

Unter all dem wundervollen Gedröhne lassen sich die mit kleinen Spitzen gespickten Texte oft nur schwer ausmachen. Schade eigentlich, denn so verpasst man leicht die lakonische Wie-sag-ich's-ihm/ihr-Überlegung "Precarious (The supermarket song)" oder die verbotene Romanze an einer katholischen Schule im hübschen Closer "St. Paul's (Westerberg Comprehensive)". "They wrote a letter to your parents / They saw you kissing on the bus." Die englische Provinz bietet halt genügend Spießigkeit als Reibungsfläche. Nathan Stephens-Griffin brachte den entsprechenden Bandansatz in einem Interview auf den Punkt: "We do politics but we play pop." Egal, woher sie kommen: Unser Mitleid brauchen sie nicht.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Goldman's detective agency
  • The awkward ones
  • Curly & Raquel
  • St. Paul's (Westerberg Comprehensive)

Tracklist

  1. Christine
  2. Chekhov's hangnail
  3. Precarious (The supermarket song)
  4. Do whatever
  5. Goldman's detective agency
  6. The awkward ones
  7. Ice cream and sunscreen
  8. 11:45, legless in Brandon
  9. Curly & Raquel
  10. Do nothing
  11. St. Paul's (Westerberg Comprehensive)

Gesamtspielzeit: 36:28 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
ach du scheiße
2016-09-07 19:35:54 Uhr
der "gesang" geht ja gar nicht.

dachte das geht in die distillers-richtung, klingt aber eher nach rohrkrepierer.
der letzte perverse hier im forum
2016-08-02 17:47:44 Uhr
muss ja ziemlich kalt auf dem flughafen gewesen sein... 8)

BVBe

Postings: 740

Registriert seit 14.06.2013

2016-08-02 12:29:57 Uhr
Die Redaktion will halt auch mal Ferien haben ...

Mich wundert eher, dass bei den Vorankündigungen nicht NEW MODEL ARMY aufgeführt sind. Sind vielleicht nicht ganz so bekannt, aber ...
Sauhaufen hier...
2016-08-02 10:19:09 Uhr
Das Album von Martha MUSS einfach jetzt schon das Album des Jahres werden (zumindest aus Sicht der Plattentest-Redaktion). Es ist nun schon zwei Wochen am Stück das ALBUM OF THE WEEK...... !!!! Unglaublich....... Man sollte doch annehmen, dass eine Redaktion einer wöchentlichen Seite auch einfach Ihren Job macht und die Leser bedient..... Martha rocks... !!!

riynn

Postings: 1

Registriert seit 01.08.2016

2016-08-01 17:40:17 Uhr
Curly & Raquel kann man sehr gut hören :)
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