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Shura - Nothing's real

Shura- Nothing's real

Polydor / Universal
VÖ: 08.07.2016

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Hurra, hurra!

Es scheint ein langer Weg zu sein, den Alexandra Lilah Denton alias Shura gehen musste. Vielleicht wirkt das aber auch nur von außen so. Tatsache ist, dass die junge Frau, Tochter einer russischen Schauspielerin und eines britischen Filmemachers, im Grunde längst ein alter Hase im Musikgeschäft ist. 2011 war es, als Shura als Feature-Gast von Produzent Hiatus erstmals auf sich aufmerksam machte. Drei Jahre später veröffentlichte sie eine Solo-Single nach der anderen, die trotz aller zuckriger Süße vor allem eins machten: Lust auf mehr.

Wer hätte damals schon ahnen können, dass es noch weitere zwei Jahre dauern würde, bis sie endlich ihr Debütalbum veröffentlicht? Shura nahm sich eben die Zeit, die sie für "Nothing's real" brauchte. Aber da 2016 das Musikjahr zu sein scheint, in dem auch die unwahrscheinlichsten Wünsche wahr werden können, passt es im Grunde wie die Faust aufs Auge. Wie so vieles bei Shura: Die 1991 geborene Britin hat die Achtzigerjahre nie selbst erlebt und bedient sich musikalisch trotzdem großzügig an genau jenem Jahrzehnt. Electronica meets Kitsch-Pop und Synthies, es fehlen nur die Dauerwelle und Neon-Leggins. Aber auch die kommen ja gerade wieder.

Ein weiteres Wiedersehen gibt es auf "Nothing's real" mit längst bekannten und nur leicht veränderten Stücken: Das auf die Tanzfläche stürmende "Indecision" feiert ebenso seine Platzierung in der Album-Tracklist wie "Touch", welches wie eh und je zwischen Unschuld und Sehnsucht wandelt, den Holzhammer aber glücklicherweise daheim lässt. Geradezu hinreißend und quietschvergnügt kommt "What's it gonna be?" daher, das ein wahres Fest für jeden Synthie-Liebhaber sein dürfte und sich mit Handclaps einfach direkt selbst applaudiert. Hurra, schreit da nicht nur der Pop-Fan – der aber immer noch am lautesten.

Im Vergleich zu "What's it gonna be?" ist das ebenfalls bekannte und R'n'B-lastige "2shy" die vertonte Definition von Schlafzimmer-Musik: Säuselnd räkelt sich Shura zwar nicht in den Laken, sitzt aber immerhin verführerisch auf der Bettkante, während kurz oberhalb des Bodens noch die Federn von der Kissenschlacht – mit Betonung auf der letzten Silbe – in "What happened to us?" rumfliegen. Der Hit des Albums kommt nicht nur mit unwiderstehlicher Melodie daher, sondern auch mit einem ehrlichen, für jeden nachvollziehbaren Text: "You were somebody to me once / But now you're a fiction / Someone that I made up", haut sie dem einst Geliebten um die Ohren, ehe sie zugibt, altersmäßig noch zwischen den Stühlen zu sitzen: "I'm no child / But I don't feel grown up."

"Nothing's real" ist eben Pop, wie er bestenfalls sein sollte. Das Plastik-Attribut, mit dem er so gern versehen wird, fällt hier vollständig unter den Tisch. Stattdessen offenbart sich das Talent der gerade mal 25-jährigen Interpretin hier von Song zu Song etwas mehr, bis sie mit einer waschechten Doppelspitze zuschlägt: Auf das Interlude "(II)", in welcher die noch kleine Shura in einer Aufnahme ihres Vaters mitteilt, dass sie ihren Bruder Nicky nicht besonders mag, folgt das großartige "Tongue tied", in welchem sie selbst die Liebe ihres Gegenübers mit allen Mitteln einzufordern versucht. Direkt danach gewährt der Funk-Pop von "Make it up" Einblick in das Seelenleben der Sängerin, die hier einsam in der Menschenmenge unter der Discokugel zu tanzen scheint. Nicht traurig sein, Shura. Eine große Zukunft wartet bestimmt.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • What happened to us?
  • Tongue tied
  • Make it up
  • 2shy

Tracklist

  1. (I)
  2. Nothing's real
  3. What's it gonna be?
  4. Touch
  5. Kidz n' stuff
  6. Indecision
  7. What happened to us?
  8. (II)
  9. Tongue tied
  10. Make it up
  11. 2shy
  12. White light
  13. The space tapes

Gesamtspielzeit: 58:40 min.

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User Beitrag

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2016-07-14 10:35:08 Uhr
allerdings fehlen bei der spielzeit offenbar rund 10 minuten.

Oh, das war mein Fehler. Hatte das Album relativ früh digital vorliegen, allerdings ohne "The space tapes", das kam dann später. In der Tracklist hatte ich es ergänzt, die Anpassung bei der Spielzeit aber hab ich offensichtlich vergessen. Ist jetzt erledigt. Danke!
kaizer
2016-07-14 09:50:15 Uhr
top album, wunderbare atmosphäre. white light für mich auch ein krönender abschluss.
schöne rezension auch. allerdings fehlen bei der spielzeit offenbar rund 10 minuten.

musie

Postings: 3751

Registriert seit 14.06.2013

2016-07-14 08:51:53 Uhr
Mein Highlight auch White Light. Trotz der Dichte an wirklich guten Songs.

Leatherface

Postings: 1652

Registriert seit 13.06.2013

2016-07-13 22:45:57 Uhr
Highlight für mich bislang definitiv White Light. Keine Ahnung allerdings, was ich mit dem darauf folgenden Space Tapes anfangen soll.

Leatherface

Postings: 1652

Registriert seit 13.06.2013

2016-07-13 22:32:19 Uhr
Der Springsteen von War On Drugs und die Madonna von Shura sind sehr verschiedene Teile der 80er.
Zum kompletten Thread

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