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The Frank And Walters - Songs for the walking wounded

The Frank And Walters- Songs for the walking wounded

Stargazer / Broken Silence
VÖ: 24.06.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 10/10

Iren sind menschlich

Es kann nie schaden, prominente Fans zu haben. Wie The Frank And Walters aus Cork zum Beispiel. Und nein, hier ist nicht etwa von Frank Zander, Walter Freiwald oder gar Frank-Walter Steinmeier die Rede, sondern von Hollywoodstar Cillian Murphy. Dieser drückte sich bereits als Jungschauspieler auf Konzerten seiner irischen Landsleute herum und stand während der letzten England-Tour sogar auf der Backstage-Matte, um mit der Band einen Spoken-Word-Beitrag fürs nächste Album einzutüten. Manche Dinge ändern sich eben nie – das gilt für The Frank And Walters genauso wie für Murphys Fantum. Und recht hat der Mann allemal, denn auch 24 Jahre nach dem Debüt "Trains, boats and planes" liefert "Songs for the walking wounded" den besten Beweis dafür, dass an den Neunzigern nicht alles schlecht war.

Vor allem in Sachen Gitarrenmusik von den britischen Inseln. Da setzt es bei The Frank And Walters heute wie damals kumpelige Lad-Rock-Rüpeleien, glamouröse Pop-Preziosen und seufzende Kammer-Melancholie für ausgewiesene Melodramatiker. Schon nach "We are the young men" fühlen sich alle um Jahrzehnte jünger, auch wenn sowohl Band als auch Rezensent jegliche Juvenilität schon lange hinter sich gelassen haben. Doch wen interessiert so etwas schon, wenn aufgekratzte Gitarren, fidel sprotzende Elektronik-Grundierung und ein frenetischer Johl-Refrain mit fein aufgeschichteten Streichern den Lauten machen? Blödsinn verzapfen, sich besaufen, Krach schlagen, Welt verändern – in diesem formidablen Powerpop-Opener für vier Minuten plötzlich die wichtigsten Dinge im Leben. Egal, ob man am nächsten Tag ganz alt aussieht.

Doch das Quartett um Paul Linehan benötigt keine vorherigen Exzesse, um dann und wann in gediegenen Weltschmerz zu verfallen – da vermag eine nur vordergründig unbedarfte Zeile wie "1234567, wake me up when we're in Heaven" bestenfalls notdürftig von der Befürchtung abzulenken, der Sensenmann könnte bereits unter dem Bett warten. Auch "Stages", das Stück mit besagtem Murphy-Interlude, spricht Nachdenkliches über persönliche Kontinentalverschiebungen in verschiedenen Lebensphasen und wirft einen nachsichtigen Blick auf menschliche Unzulänglichkeiten. Und es ist ein großer Verdienst dieses Albums, dass es Urängste und Mysterien des Daseins aufgreift und diese mit leichter Hand in wunderbar croonige Popsongs verpackt. Mit rührseligem Ernst und mehr oder weniger eindeutigen Verbeugungen vor renommierten Kollegen.

So schmachtet Linehan bei "Somewhere in the city" die unerreichbare Angebetene zu hochfahrenden Keyboard-Harmonien genauso liebeskrank an wie im eigenen Herzreißer "Colours" aus dem Jahr 1997, das sonnendurchflutete "Riviera" wirkt zu zuckersüßen Harmonien und selbstvergessenem Tralala-Taumel hingegen, als wären The Divine Comedy gerade von einem hundsgewöhnlichen Safarinachmittag mit den Jacob Sisters zurückgekehrt. Das Prachtstück "Hanging on the edge" rappelt sich dann zu einem am Pulp-Klassiker "Do you remember the first time?" geschulten Britpop-Wunder auf, und wer weiß: Vielleicht wird der Protagonist des kontemplativen "Father" zum Schluss ja ganz sentimental, weil sein siebenjähriges Sohn auf einmal The Frank And Walters hört? Es wäre nicht der einzige hinreißende Aspekt an "Songs for the walking wounded".

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • We are the young men
  • Stages
  • Somewhere in the city
  • Riviera

Tracklist

  1. We are the young men
  2. Stages
  3. Fishes
  4. Goddess of Athena
  5. Somewhere in the city
  6. 1234567
  7. Circumstance
  8. Riviera
  9. Hanging on the edge
  10. Father

Gesamtspielzeit: 42:42 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2016-07-13 20:44:49 Uhr
Frisch rezensiert.

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