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Blood Orange - Freetown sound

Blood Orange- Freetown sound

Domino / GoodToGo
VÖ: 01.07.2016

Unsere Bewertung: 9/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Open city

Freetown ist die Hauptstadt von Sierra Leone, dem westafrikanischen Land, aus dem der Vater von Dev Hynes, der allein das Projekt Blood Orange betreibt, stammt. Freetown ist für den 1985 geborenen Briten aber auch seine Wahlheimat New York. Beide Städte spielen eine wichtige Rolle beim dritten Album, das der Musiker, Komponist und Produzent unter seinem aktuellen Pseudonym aufgenommen hat, nachdem er zuvor schon eine Platte mit Test Icicles aufgenommen und zwei Longplayer als Lightspeed Champion veröffentlicht hatte. Es geht explizit um seine Herkunft und es geht um sein Leben als schwarzer Mann in New York. Hynes hat den Sound der Stadt aufgenommen und als verbindendes Element zwischen die Songs gesetzt, so dass die Platte einen Mixtape-Charakter hat.

Zur Identität als karibischer Afrobrite – seine Mutter kommt aus Guyana – gehört leider auch die Erfahrung von Rassismus. Im Mai 2014 wurde der Hüne nach eigenen Angaben an einem Berliner Flughafen Opfer von "Racist profiling", drei Monate später griffen ihn Security-Kräfte auf dem Lollapalooza-Festival an, ironischer Weise trug er dabei ein T-Shirt mit den Namen von Opfern polizeilicher Gewalt. Auch den von Trayvon Martin, der 2012 in Florida von einem Nachbarschaftswachmann erschossen wurde, weil er weglief und einen Hoodie trug. In "Hands up", singt Hynes in Anspielung darauf "Keep your hood off when you're walking."

Bereits 2015 griff der Rasta-Träger das Thema Rassismus verstärkt auf, zunächst mit der Soundcollage "Do you see my skin through the flames?", später mit dem Song "Sandra's smile", der den Tod der Afroamerikanerin Sandra Bland in einer Gefängniszelle in Texas behandelte. Beide sind nicht auf dem Album enthalten, aber das Thema zieht sich durch die gesamte Stunde, beginnend mit dem Opener "By ourselves", in dem die junge Dichterin Ashlee Haze einen Ausschnitt ihres Gedichts "For colored girls" vorträgt, eine Huldigung der Rapperin Missy Elliott als Identifikationsfigur für schwarze Feministinnen. Hier springt keiner auf einen fahrenden Zug auf, den Kendrick Lamar, Kamasi Washington, D'Angelo und Beyoncé aufs Gleis gesetzt haben, stattdessen spürt man, dass die Themen Rassismus, Feminismus wie auch Trans- und Homosexualität Hynes schon lange begleiten.

Die Feier der Weiblichkeit, der Frauen, ist ein zweites Thema dieses Albums. Hynes, der seit einer Stimmband-Operation selbst vorwiegend mit Kopfstimme singt, hat im Gegensatz zum Vorgänger ausschließlich Frauen für Gastvocals eingeladen. So steuert Debbie Harry von Blondie einige Zeilen zum funkigen "E.V.P." bei, dessen Pfeifen einem noch nach Stunden durch den Kopf spukt und Nelly Furtado macht einem bei "Hadron collider" wieder bewusst, was für eine großartige Sängerin sie ist, wenn sie nur den richtigen Song um sich weiß. Das gleiche gelingt mit Carly Rae Jepsen im Duett "Better than me". Leicht vergessen kann man bei diesen starken Frauenstimmen, was für ein großartiger Sänger der Multiinstrumentalist selbst ist. Umso schöner, dass er im Vergleich zum letzten Album wieder verstärkt selbst ans Mikro tritt, sein Gesang gibt der Platte – neben der Soundkulisse New Yorks – die Geschlossenheit, die "Cupid deluxe" ein Stück weit fehlte.

Bei aller thematischen Schwere ist der Sound durchgehend positiv – "Hands up" heißt es eben nicht nur bei der Polizeikontrolle sondern auch beim Feiern. Dabei setzt sich die Entwicklung des Projekts weg vom Indiegitarrenpop hin zum warmen 80er-R'n'B und Funk mit Slapp-Bass und sämigem Saxophon fort. Viel erinnert hier an die Balladen von Michael Jackson und den Schlafzimmer-Soul von George Michael, während "Squash squash" und "Better than me" auf die Tanzfläche ziehen. Aber besser zu zweit, denn so lassen sich immer noch am besten Leben und Liebe feiern. Während die Texte des Albums auf den Kopf zielen, bedient die Musik in ihrer Sinnlichkeit vor allem die Körpermitte und die Beine. Eine Platte für den ganzen Menschen.

(Johannes Mihram)

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Highlights

  • Augustine
  • E.V.P.
  • But you
  • Hands up
  • Hadrun collider
  • Better than me

Tracklist

  1. By ourselves
  2. Augustine
  3. Chance
  4. Best to you
  5. With him
  6. E.V.P.
  7. Love ya
  8. But you
  9. Desirée
  10. Hands up
  11. Hadrun collider
  12. Squash squash
  13. Juicy 1-4
  14. Better than me
  15. Thank you
  16. I know
  17. Better numb

Gesamtspielzeit: 59:41 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Otto Lenk

Postings: 772

Registriert seit 14.06.2013

2018-08-13 20:27:53 Uhr
Das Album hat nichts von seiner Faszination verloren.

Eine 9 mindestens.

Otto Lenk

Postings: 772

Registriert seit 14.06.2013

2017-04-03 18:04:37 Uhr
https://www.youtube.com/watch?v=auRxnsoNaJM

Otto Lenk

Postings: 772

Registriert seit 14.06.2013

2017-04-03 18:04:09 Uhr
https://www.plattentests.de/rezi.php?show=13345

Mixtape

User und Moderator

Postings: 1926

Registriert seit 15.05.2013

2016-12-18 17:29:30 Uhr
Und schon Nachschub in Form von "Better than me" mit Carly Rae Jepsen:

https://m.youtube.com/watch?v=WUhFU-czesk

Mixtape

User und Moderator

Postings: 1926

Registriert seit 15.05.2013

2016-10-27 23:31:41 Uhr
Neuer Clip zu "I know": http://www.vevo.com/watch/GBA321500169
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