Four Tet - Randoms

https://fourtet.bandcamp.com/album/randoms
VÖ: 20.06.2016
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Umsonst und längst draußen
Richtig alt kommt man sich bei der Erinnerung vor, wie aufregend das damals mit Gratis-Veröffentlichungen war. Das waren noch Events, als 2007 Radiohead den Pay-what-you-want-Ansatz für das überraschende "In rainbows" probierten und im folgenden Jahr Trent Reznor "The slip" für lau herausbrachte. Heute ist es hingegen Normalität, alle paar Wochen von einem spontanen Release überrascht zu werden oder Mixtapes für umsonst aus dem Netz zu laden, die durchaus aufwändiger als manche Alben produziert sind. Kieran Hebden, besser als Four Tet bekannt, reihte sich kürzlich in die Liste der Gönner ein und veröffentlichte mit "Randoms" auf seiner Bandcamp-Seite eine karriereumfassende Compilation von raren Tracks, die bislang nur auf diversen Splits und Samplern verstreut gewesen sind. Der zu zahlende Betrag kann selbst gewählt werden, Minimum: Nada.
Erfreulich ist das vor allem, weil "Randoms" nicht nur als geschlossenes Werk überraschend gut funktioniert, sondern schlichtweg die beste Veröffentlichung aus dem Hause Four Tet seit langer Zeit ist. Verglichen mit dem blassen "Beautiful rewind" (2013) und der unspannenden Longtrack-Beschau "Morning/Evening" (2015) ist die Qualität von "Randoms" durchweg hochwertig und begeisternd. Der Großteil der Stücke stammt aus den letzten zehn Jahren, jedoch ist mit "Field" aus 1996 auch der allererste Song vertreten, den Hebden unter dem Moniker Four Tet veröffentlichte. Der drumlastige Track beweist nicht nur, dass er bereits damals einiges auf dem Kasten hatte, sondern zudem schon am Anfang seines Schaffens einen unverkennbaren Sound besaß.
Diese Konstanz ist es auch, welche "Randoms" wie aus einem Guss wirken lässt. Egal, ob direkt zu Beginn mit "Moma" vom Sampler "We are the works in progress" (2011) das melodisch-hypnotische Highlight steht oder "Pockets" in der reduzierten B-Seiten-Version zwischen Surren und Pumpen seinen Dancefloor-Groove findet – der Fingerabdruck Hebdens ist stets erkennbar. Teilweise hallen außerdem bereits von den Studioalben bekannte Songs durch: "For these times" kann als Fortsatz der Soundidee des großartigen "Love cry" von "There is love in you" betrachtet werden, während das knapp neunminütige "Nothing to see" anfangs die Reduktion von "Pink" wiederholt und dabei sogar das Klopfen aus "Lion" auftaucht. In der Mitte wird schließlich der Dreh zur Harmoniesehnsucht von früheren Four-Tet-Alben perfekt gemacht.
Der jüngste Beitrag, "Gillie Amma I love you", stammt von der Benefiz-Compilation "BOATS" aus dem Jahr 2013 und schafft eine sehr einnehmende Ambient-Atmosphäre aus geloopten Kinderstimmen – obwohl doch sonst der liebe Nachwuchs in der Musik eine bestenfalls streitbare Beigabe darstellt. Am Ende zerläuft die Platte im wunderbaren "Castles made of sand" – ein von Reverb erfülltes Jimi-Hendrix-Cover und ein toller Abschluss. Ob Hebden nun eine Rückkehr zu besserer Form ansteuert, lässt sich mit "Randoms" nicht beantworten, schließlich befindet sich kein neues Material darauf. Außer für Four-Tet-Überfans dürften die Tracks der Mehrheit aber unbekannt sein, daher ist unbändige Freude über ein famoses und zudem noch kostenlos zu erstehendes Album vollkommen angebracht. Manchmal sind diese neuen Zeiten einfach herrlich.
Highlights
- Moma
- Pockets (Minimal version)
- Gillie Amma I love you
- Nothing to see
Tracklist
- Moma
- For these times
- Pockets (Minimal version)
- Gillie Amma I love you
- The reservoir
- Nothing to see
- Field
- Both when I am alone and when we both are
- Castles made of sand
Gesamtspielzeit: 48:47 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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cargo Postings: 616 Registriert seit 07.06.2016 |
2016-07-10 13:58:47 Uhr
Four Tets letzte Veröffentlichungen seit "There Is Love In You" fand ich bestenfalls mittelmäßig. Die Compilation hier ist aber großartig. |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 8776 Registriert seit 26.02.2016 |
2016-07-08 13:47:14 Uhr
Habe in meinen Notizen gerade gefunden - daher stammen die Tracks:Moma: "We Are The Works In Progress" (Compilation, 2011) For These Times: "Think And Change Part Two" (Split mit Bodega, 2013) Pockets (Minimal Version): B-Seite "Pockets", Original auf "DJ Kicks" (2006) Gillie Amma I Love You: "BOATS" (2013) The Reservoir: ??? (keine Info gefunden) Nothing To See: Split mit Mala (2010) Field: "Invisible Soundtracks" (Compilation, 1996) Both When I Am Alone And We Both Are: Split mit Hella (2004) Castles Made Of Sand: "Late Night Tales" (Mix, 2004) |
MartinS Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 1291 Registriert seit 31.10.2013 |
2016-07-07 15:26:33 Uhr
Macht tatsächlich richtig Spaß das Album, wesentlich mehr als die letzten beiden regulären Platten. |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 8776 Registriert seit 26.02.2016 |
2016-07-07 12:05:05 Uhr
Sieht auf den ersten Blick tatsächlich besser aus. Wohl der Unterschied zwischen Live- und DJ-Sets (Dockville war letzteres). |
Johnny Rubber |
2016-07-07 11:46:45 Uhr
Ich muss gestehen, ich habe ihn nirgendwo gesehen, ich beziehe mein Statement auf diversen youtube video. Wie dieses Boiler Room Set hier: https://www.youtube.com/watch?v=Ca6pjR2TLns Mit beautiful rewinds konnte so gut wie gar nichts anfangen, in den Live Sets schienen viele dieser Tracks sich gut zu intergrieren. Insgesamt sehe ich persönlich seine musikalische Entwicklung in letzter Zeit trotzdem eher negativ. |
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Referenzen
Kieran Hebden & Steve Reid; Quantic; Martyn; Pantha Du Prince; DJ Koze; Caribou; Bonobo; Matmos; Figurine; James Figurine; The Cinematic Orchestra; Jonny Greenwood; Isan; Iso68; Prefuse 73; Console; Mouse On Mars; Lemon Jelly; Tortoise; Styrofoam; Pole; Adem; To Rococo Rot; Schneider TM; Phantom/Ghost; Cornelius; Herbert; Stereolab; Jamie xx; Moderat; Paul Kalkbrenner; Trentemøller; Röyksopp; Hood; Björk; The Books; The Go! Team; Dntel; The Postal Service; Finn.; Spruce; Madlib; Gonjasufi; Erik Satie; Darkside; Burial; Aphex Twin; Autechre; Fennesz; 13 & God; The Notwist; James Blake
Surftipps
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- https://en.wikipedia.org/wiki/Four_Tet
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- http://rateyourmusic.com/artist/four_tet
- https://musicbrainz.org/artist/3bcff06f-675a-451f-9075-99e86 57047e8
- http://www.allmusic.com/artist/four-tet-mn0000741236
- http://www.last.fm/de/music/Four+Tet
- http://www.magneticmag.com/2016/05/four-tet-sits-down-for-a- rare-interview-with-gilles-peterson/
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