Broncho - Double vanity

Dine Alone / Caroline / Universal
VÖ: 24.06.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Schluss mit Dada
Dadadüdüdüdüdüdididüdü-d-d-d-t-t-t-dadaundsoweiter. Den ganzen Sommer 2014 lang nur Dadadüdüundsoweiter. Einen klaren Gedanken fassen oder eine Idee zu Ende denken war nicht mehr möglich. Ein Ohrwurm namens "Class historian" hatte sich tief im Gehörgang eingenistet. Schuld daran war eine Band aus Norman, Oklahoma, dem Herzen der USA, von der man bis zu diesem Zeitpunkt leidlich wenig mitbekommen hatte. Und jetzt sind Broncho plötzlich derart unverhofft aus dem Nichts aufgetaucht wie der Urknall. Einen Sommer lang gab es keinen Festival-Zeltplatz mehr ohne Dada, keinen Roadtrip ohne Düdü.
Es ist also an der Zeit, den Rückenwind des garagigen Wundersongs zu nutzen, den Schwung mitzunehmen und beim Nachfolger des durchaus gelungenen zweiten Albums "Just enough hip to be woman" richtig auf den Putz zu hauen. Drei, zwei, eins – dadadü. Stopp mal! Irgendetwas stimmt hier nicht. Der Opener "All time" klingt so, als hätte Frontmann Ryan Lindsey nicht Blut geleckt, sondern Valium geschluckt. Auch "Fantasy boys" passt viel besser in eine Werbung für Zuckerwatte als in die Diskographie einer Band im Aufbruch. "Jenny loves Jenae", "Soak up the sun" und "Two step": allesamt Downtempo-Stücke auf Kuschel-Kollisionskurs. Bezeichnenderweise erinnert die Entwicklung von Broncho auf ihrem dritten Album quasi eins zu eins an die ihrer australischen Seelenverwandten Tame Impala: Nach zwei aufrührerischen und rebellischen Psychedelic-Rock-Scheiben hat sich auch Kevin Parker einer Frischzellenkur unterzogen und sich zur bandgewordenen Wellness-Oase entwickelt. Aber das ist ein anderes Thema.
Broncho klingen 2016 wie Waschlappen, wie Schluffis und Schlaftabletten – und das ist gut so. Was ist auch langweiliger als eine Band, die ihre Fans nicht zu überraschen weiß? Lindsey tut es einfach. Und wie. Das bereits erwähnte "Fantasy boys" ist 80er-Softpop von epischer Schönheit. Schluchzend, harmonisch, ein Sprung ins Eismeer statt kratziger Americana-Staub aus der Wüste Oklahomas. Ganz vergessen haben Broncho ihre Wurzeln allerdings nicht. Schwer stampfend wie damals "Elephant" von Tame Impala ist "Señora Borealis" genau das, was man von einer kraftstrotzenden Garagenband erwartet. Packende Gitarren mit einer klaren Hookline, die glücklicherweise nie zu Ende gehen will. Dazu Lindseys einzigartig echophones Stammeln, das sich so anhört, als hätte er sich irgendwo in den Gehirnwindungen verkrochen und würde von innen nach außen durch die Ohrmuschel rufen. Auch "Speed demon" feiert die psychedelischen Wurzeln, die Broncho nun ordentlich zurechtgestutzt haben. "Double vanity" ist kein Album, das auf einen oder zwei Songs ausgelegt ist. Es funktioniert als Gesamtkonzept, als wärmendes Heim mit Tisch und Bett. Der Mut zur Langeweile macht sich bezahlt, die Entdeckung der Langsamkeit geht auf. Ganz ohne Düdü und Dada.
Highlights
- Fantasy boys
- Señora Borealis
- Two step
Tracklist
- All time
- Fantasy boys
- I know you
- Jenny loves Jenae
- Highly unintentional
- Señora Borealis
- New karma
- Speed demon
- Soak up the sun
- Two step
- Wanna
Gesamtspielzeit: 38:29 min.
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Referenzen
King Tuff; The Walking Who; Tame Impala; The Orwells; The Soft Pack; Black Lips; Jacuzzi Boys; The Babies; Jaill; Mikal Cronin; Ex Hex; Fidlar; Harlem; Night Beats; Parquet Courts; Jay Reatard; Ty Segall; Reigning Sound; Hunx And His Punx; Allah-Las; Eddy Current Suppression Ring; The Shivas; Thee Oh Sees; Drenge; Archie Bronson Outfit; Palma Violets; White Fence; Hanni El Khatib; Beach Fossils; DIIV; Japandroids; Naomi Punk; Mozes And The Firstborn; Young Rival; Mike Krol; Twerps; Wampire; Surfer Blood; White Arrows; Wax Idols; Audacity; Wavves; Twin Peaks; Skating Polly; Bleached
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- Broncho - Double vanity (1 Beiträge / Letzter am 05.07.2016 - 21:06 Uhr)