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Sulk - No illusions

Sulk- No illusions

Perfect Sound Forever / Cargo
VÖ: 20.05.2016

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Rosige Aussichten

Was passiert, wenn man einkaufen geht? Man trifft lauter alte Bekannte. Fragt mal Noel Gallagher. Dem lief neulich im Supermarkt zwischen Porree, Papiertaschentüchern und Pilzrahmsuppe plötzlich Ian Brown über den Weg und schwärmte dem Oasis-Grantler nicht nur von Duschgel mit Schokoladenduft, sondern auch von der Arbeit an neuem Material der Stone Roses vor, die sich anfühle, als würde die Band gerade wieder ihre erste Platte aufnahmen. Ein Gefühl, das auch Sulk aus London kennen dürften. Die geben auf ihrem zweiten Album nach "Graceless" nämlich mindestens genauso fröhlich-beduselt wie Brown und Kollegen auf ihrem epochalen 1989er Debüt – rosige Aussichten für Madchester-Freunde. "No illusions"? Schwer zu glauben angesichts des halluzinogenen musikalischen Schwungs, den das Quintett hier auffährt.

Und der schlägt sich in jedem gedoppelten Drumbeat, jedem stürmischen Riff und jeder irrlichternden Zeile nieder, die Sänger Jon Sutcliffe in die Echokammer segensreichen Vergessens haucht. Schon die Unendlichkeit, von der der Opener "Black infinity (Upside down)" träumt, erweist sich entgegen dem Songtitel als ähnlich knallbunt wie ein Color Run in Zeitlupe, bei dem die Teilnehmer ausnahmslos Paisley-Hemden tragen – Rave-Rock, Dream-Pop und Shoegaze grinsen versonnen um die Wette, und auch aktuelle Pilz-Köpfe wie die Landsleute Temples oder Toy staunen nicht schlecht. Vor allem, wenn "No illusions" mit "The only faith is love" erstmals richtig Tempo aufnimmt und das voluminös verhallende Schlagzeug Tomas Kubowicz' jubilierende Gitarre mit Nachdruck auf die Tanzfläche schubst.

Irgendwo schwelgt derweil Alan McGee in Erinnerungen: Diese psychedelische Wuchtbrumme wäre vor einem Vierteljahrhundert bestens auf seinem legendären Label Creation Records aufgehoben gewesen. Wie eigentlich das ganze Album: "Drifting", ein famoser, dröhnender Wiedergänger von "She bangs the drums", hängt berstende Jangle-Gitarren in den Himmel, und "Past Paradise" schleicht sich aus dem Wunderland der weggetretenen Reverbs an, bevor Kubowicz' Leads den Song präzise vorantreiben und gleichzeitig so nebulös wirken, als wären sie inmitten von Laserstrahlen und Trockeneisnebel eingespielt worden. Und allmählich dämmert dem Hörer, dass auch die ebenso virtuosen wie halsbrecherischen Griffbrett-Fahrten von Ur-Suede-Mitglied Bernard Butler ihre Spuren auf "No illusions" hinterlassen haben.

Trotzdem hat dieses wunderbar rauschhafte Album mehr zu bieten als rückwärtsgewandte Utopien aus den Neunzigern – etwa die verschwommen-geschmeidige Single "The tape of you", die an den Motorik-Stellschrauben krautigen Gewabers dreht, oder "One day", das mit Ansätzen von "In my place" an die Zeit gemahnt, als das Schaffen von Coldplay noch Spuren von Rockmusik enthalten konnte. Der Groover "Love can't save you now" erblüht dann dank kreiselnder Technicolor-Harmonien zu einer wahren Pracht, und die Feedback-Power von "Another man fades dawn" wühlt sich in die gleichen schwindelnden Höhen wie einst Rides "Leave them all behind". Nein, neu ist an "No illusions" nicht das Geringste – dafür aber nahezu alles ziemlich brillant. So brillant, dass man am liebsten gleich jedem davon erzählen möchte. Zur Not alten Bekannten im Supermarkt.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • The only faith is love
  • Drifting
  • Past Paradise
  • Love can't save you now

Tracklist

  1. Black infinity (Upside down)
  2. The only faith is love
  3. No illusions
  4. Drifting
  5. One day
  6. Past Paradise
  7. Queen Supreme
  8. Love can't save you now
  9. The tape of you
  10. Another man fades dawn

Gesamtspielzeit: 39:50 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

MasterOfDisaster69

Postings: 936

Registriert seit 19.05.2014

2016-07-01 14:51:39 Uhr
I Like Drifting and The Tape Of You !

https://www.youtube.com/watch?v=f1CUEDauFwI
Voodoo
2016-06-30 09:23:38 Uhr
Der Link funktioniert nicht, es erscheint die Fehlermeldung:
Error: Band nicht gesetzt
Gib bitte Stefan oder Armin bescheid.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-06-29 20:29:41 Uhr
Frisch rezensiert.

Meinungen?

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