Mock Orange - Put the kid on the sleepy horse
Topshelf / Soulfood
VÖ: 01.07.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 10/10
Wenn Zahlen lügen
Schon blöd, wenn man als ziemlich gute Band circa 150 Jahre unter dem Radar segelt und keiner wirklich Notiz von einem nimmt. Und all das, obwohl man doch eigentlich Musik spielt, mit der ähnlich gelagerte Gruppen dicke Kohle und fetten Fame einstreichen: Modest Mouse zum Beispiel. Mock Orange jedenfalls werden mit ihrer Version amerikanischen Indierocks weder reich noch berühmt, dafür genießen sie in den richtigen Kreisen einen guten Ruf. Seit einer halben Ewigkeit nimmt die Gruppe aus Evansville, Indiana beständig charmante Platten auf und hat dennoch weniger Likes auf Facebook als folgende Orte Einwohner: Straßlach-Dingharting, Putzbrunn, Schäftlarn, Aying. Es sind derer keine 3000.
Okay, okay, immer diese schnöden Zahlen! Schieben wir die mal zur Seite, so bleibt die Musik und die müsste definitiv jedem gefallen, der irgendwann in den frühen bis mittleren 2000ern sein Herz an windschiefen Collegerock verloren hat. Es knarzt, rauscht und raschelt herrlich im Sound von Mock Orange, die mit ihrem neunten Album wieder genau so viel richtig (oder eben falsch) machen wie mit jeder anderen Platte zuvor: Ihre Songs sind kleine, stürmische Hymnen ohne große Refrains, wie gemacht für lange Tage in der Sonne – und für noch längere Nächte. In der Luft hängt noch der schwere Geruch vom nachmittäglichen Barbecue, Melancholie ist ein Fremdwort, Euphorie hingegen die omnipräsente Lebenseinstellung.
So prescht direkt zu Beginn der stampfende Opener "I'm leaving" voran, mit jauchzender Gniedel-Gitarre und mehreren Flaschen Craft Beer im Blut. Noch besser wird es direkt danach: "High octane punk mode" ist nichts anderes als ein Hit, der auf jeder coolen Gartenparty westwärts von Nowosibirsk für tanzende Körper in kurzen Hosen sorgen sollte. Schließlich lauern hier ungestüme Keyboards, lässige Handclaps und die doch sehr an Isaac Brock erinnernde Stimme von Frontmann Ryan Grisham. Die Single "Nine times" streckt ihre Fühler dann ein wenig Richtung Alternative-Country aus, ohne aber diesen Strohhalm wirklich zu ergreifen. Mock Orange musizieren praktisch immer irgendwo zwischen krummem Indie, glückseligem Emo und sonnengereiftem Folkrock.
Direkt aus der Garage scheint es der "Chrome alligator" auf die Platte geschafft zu haben: Mit solch schrägem Indie-Blues wird man erst recht nicht reich und berühmt. Es sei denn man heißt Jack White. Für Mock Orange steht jedoch hörbar der Spaß im Fokus und ebenjener überträgt sich auch alsbald auf den Hörer. Gegen Ende folgen dann die etwas ruhigeren, gemäßigten Stücke, die ihren Blick über die Prärie streifen lassen: "Too good your dreams don't come true" und "Tell me your story" sind atmosphärischer, ausarrangierter und etwas tiefgründiger als der Rest und offenbaren, dass Grisham und Co. auch in dieser Disziplin reichlich Talent besitzen. Nur mitbekommen hat das bislang eben kaum einer.
Highlights
- High octane punk mode
- Tell me your story
Tracklist
- I'm leaving
- High octane punk mode
- Nine times
- Window
- Be gone
- Some say
- Chrome alligator
- Too good your dreams don't come true
- Intake
- Tell me your story
Gesamtspielzeit: 41:39 min.
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Referenzen
Modest Mouse; Weezer; The Rentals; Pavement; Stephen Malkmus And The Jicks; Superchunk; Built To Spill; The Good Life; Maritime; Piebald; Pedro The Lion; The Dismemberment Plan; Braid; The Promise Ring; Rainer Maria; Hey Mercedes; Elliott; The Anniversary; The Appleseed Cast; Jets To Brazil; The Get Up Kids; Mineral; Owen; Cursive; Into It. Over It.; The White Stripes; The Black Keys; Jack White; Spoon; Pixies; Sebadoh; Dinosaur Jr.; Buffalo Tom; The Lemonheads
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