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Lubomyr Melnyk - Illirion

Lubomyr Melnyk- Illirion

Sony
VÖ: 06.05.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Transzendier mir!

Lubomyr Melnyks Musik ist unbeschreiblich. Das meint er selbst. Und wann immer über diese Klaviermusik geschrieben wird, beginnt ein großes Abmühen darin, sie auch nur irgendwie fassbar zu machen. Zumeist müssen dafür Naturbilder herhalten. Da sind diese Klänge dann wie ein Nieselregen (Zeit), der sich langsam verdichtet und einem wie ein Wasserfall wuchtig entgegenschlägt. Oder es klingt wie ein Bach (Intro), der sich unaufhaltsam durch ein Dickicht den Weg ebnet. Das alles hört sich an wie ein Sturm (bestimmt irgendwo zu finden), eine sich sammelnde Böe, aus der letztlich ein Tornado erwächst. Die Bilder, mal übereifrig schief, mal nett beschrieben, zeugen davon, wie schwierig es ist, dem Klaviergenie gerecht zu werden. Sie sind ebenso falsch wie korrekt.

Korrekt, weil diese Melodien wenig hergeben. Sie wiederholen sich andauernd, ändern sich kaum merklich. Melnyk spielt so schnell, dass kein Synthesizer seine Tastensprünge zu transportieren vermag. Mensch besiegt Maschine. Falsch sind derartige Metaphern, weil Melnyk sie vehement ablehnt. Er fühlt sich missverstanden. Mit seiner Musik möchte er von der Welt ablenken. Etwas transzendentes und metaphysisches schaffen. Also eine Meditation, die nicht während einer Waldwanderung gefunden werden kann.

In solche Sphären reist auch "Illirion", das neuste Werk seiner eigenen Gattung "Continuous music". Dieser Begriff wurde vom Klangpedanten gewählt, um das eigene Tun doch zu verbalisieren. Und im Kontinuum hängt alles zusammen – ob die höhere Melodiespur im herzerwärmenden "Beyond romance", das auf einige dissonante Akkorde setzende "Solitude No. 1 (live)", der eruptiv lärmende "Sunset" oder die samtene Wiegenmusik "Cloud No. 81". Er verdichtet die Töne zu einem Dauertönen. Die Abwechslung ist, dass es wenig Abwechslung gibt. Beinahe eine Stunde dauert diese Ekstase, die in eine sanfte Qual lockt, die verlangsamt und unübersichtlich vielschichtig bleibt.

Es brauchte die vergangenen Musikjahrhunderte, so äußerte sich Melnyk kürzlich, um ihn hervorzubringen. Nun spielt er unzeitgemäßer als es überhaupt für die heutigen Hörgewohnheiten sein könnte. Ein Attribut von Zeitlosigkeit? Womöglich. Und wenn der abschließende Titelsong "Illirion" auf einen hinabregnet oder plätschert oder entgegenweht, wenn eine leichte Überforderung einsetzt in diesem wunderschönen und eigenen Klangkosmos, wird klar, was dieses Album ist: Die Fortschreibung eines größenwahnsinnigen Songs eines einzigartigen Künstlers, eines Songs, der für Lubomyr Melnyk Leben bedeutet.

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • Beyond romance
  • Illirion

Tracklist

  1. Beyond romance
  2. Solitude No. 1 (live)
  3. Sunset
  4. Cloud No. 81
  5. Illirion

Gesamtspielzeit: 57:51 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2016-06-23 21:05:37 Uhr
Frisch rezensiert.

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