Fews - Means
PIAS / Rough Trade
VÖ: 20.05.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Zlatanisiert
Fews eröffnen ihr Debütalbum "Means" mit einem Song namens "I.D." Spätestens aber, wenn man den Post-Punk-infizierten Brecher "The zoo" mit seinem wummernden Bass und der feinen Gitarrenlinie zu Ohren bekommt, sollte man sich ihr nähern, der durchaus komplexen Identität dieser Band: Schwedisch, amerikanisch, wahlbritisch und ein bisschen Berliner Schnauze – Fews sind letztenendes all das. Die Kreativköpfe David und Fred – die Nachnamen lassen die Herrschaften außen vor – haben sich als 15-Jährige über das gute alte MySpace kennengelernt. David, Schwede und aufgewachsen nahe Malmö, veröffentlichte dort seine ersten Spontan-Kompositionen, aufgenommen in des Vaters Homerecording Studio. Fred, Amerikaner aus der Nähe von San Fransisco, stolperte zufällig über Davids Profil, sie freundeten sich an, der Katalysator ihrer Freundschaft war ein aufoperungsvoller Fanatismus für Musik und die Underground-Szene. Zu einem gewissen Grad sind Fews also eine 21st-Century-Zufallsband, die das Internet mitproduzierte.
Das erste richtige Treffen der Online-Freunde fand 2011 in Malmö statt. Einige Monate später dann ließ sich das Duo mehr oder weniger zufällig zusammen in Berlin nieder, kosteten das Großstadt- und Clubleben aus und entwickelten ihre Vision von zeitgemäßer Musik, wie sie sich nun auf "Means" entfaltet: eine halbdüstere, vor Selbstbewusstsein und Energie schäumende Melange aus Post-Punk, New Wave, Shoegaze und Dream-Pop. Nicht nur das großartige "The zoo", auch das rastlos polternde "100 goosebumps" kombinieren dabei eine lebensbejahende Auslegung des Sounds von Motorama mit dreckig-verschrobenem, Strokes'schen Garagen-Flair. Auch das wunderbare "Drinking games" und das drängende "10 Things" zeigen auf, dass Fews keinen Hehl daraus machen, wo ihre musikalischen Vorbilder liegen. Gekonnt verbinden diese Stücke zielstrebigen Power-Pop von The Drums mit der Melodieseligkeit Best Coasts und im Halbdunkel flirrenden Gitarrenwindungen, die nicht zufällig an Interpols Daniel Kessler erinnern.
Äußerst gekonnt destillieren Fews also ihre größten musikalischen Einflüsse zu einem Album, das zeitloser und zugleich zeitgemäßer kaum klingen könnte. Aber ist der Sound auf "Means" letztenendes nicht doch bloß irgendwo fein zusammengeklaut und talentiert dargeboten? Jein. Weil Fews in Zukunft deutlich mehr zuzutrauen ist. "Keep on telling myself" etwa, ein verschrobener Shoegaze-Song mit post-rockigen Momenten, und das krautige, zum Abschluss des Albums über acht Minuten wummernde Gitarren-Gewitter "III" zeigen, was noch alles möglich ist. Trotz Referenzen wohnt dieser jungen Band also eine gewisse Unberechenbarkeit inne, und die macht schließlich auch die Genialität des schwedischen Fußballgottes Zlatan Ibrahimovic aus – ebenfalls aus Malmö stammend – , dem im gleichnamigen Stück gehuldigt wird. Bis zum nächsten, hoffentlich spektakulären Fallrückzieher zappeln wir zu Fews' erstem Auftritt auf der internationalen Bühne – einer der positivsten Überraschungen dieser ersten Jahreshälfte.
Highlights
- The zoo
- Drinking games
- 10 things
- 100 goosebumps
Tracklist
- I.D.
- The zoo
- Drinking games
- The queen
- 10 things
- 100 goosebumps
- Keep on telling myself
- If things go on like this
- Zlatan
- III
Gesamtspielzeit: 37:12 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Einer von jenen |
2019-02-28 07:30:51 Uhr
Freue mich auf das Release morgen 😆 |
Gordon Fraser Postings: 2723 Registriert seit 14.06.2013 |
2019-01-27 17:23:09 Uhr
Da bin ich auch mal gespannt. Debüt war gut, aber nicht überragend. |
maxlivno Postings: 2911 Registriert seit 25.05.2017 |
2019-01-27 17:08:04 Uhr
Am 1. März kommt das neue Album "Into Red". Am 19. und 20. März spielen sie in Köln und Hamburg zwei Konzerte in Deutschland |
eric Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 2866 Registriert seit 14.06.2013 |
2016-06-30 12:16:53 Uhr
Endlich mal. :) Dicke Empfehlung, genau, irgendwie hat die Platte kaum jemand auf dem Radar. |
Teufel |
2016-06-30 12:13:01 Uhr
Ziemlich cooles Ding, kann man sich auf jeden Fall anhören und macht Freude. "100 Goosebumps" ist ein Indie-Hit, der zur Abwechslung mal nicht nach 2000ern klingt. |
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Referenzen
The Drums; Interpol; Motorama; DIIV; Protomartyr; Best Coast; Girls; The Pains Of Being Pure At Heart; The Strokes; Sonic Youth; Joy Division; Real Estate; Warsaw; Television; New Order; Dum Dum Girls; Veronica Falls; La Sera; The Horrors; The Cinematics; Editors; The Rifles; Blur; The Smiths; The Cure; Glasvegas; Avi Buffalo; The Rakes; Infadels; Mumm-Ra; The Jam; Talking Heads; British Sea Power; The Housemartins; Echo & The Bunnymen; Babyshambles; Arctic Monkeys; Morrissey; Maximo Park; Portugal.The Man; The Departure; New Order; The Maccabees; Mew; Paul Weller; Idlewild; Brian Wilson; The Beach Boys