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Camp Claude - Swimming lessons

Camp Claude- Swimming lessons

Believe / Soulfood
VÖ: 17.06.2016

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Kopfüber im Trotz

Wonach klingt Trotz? Man hat jemand Bockiges vor Augen, mit Stirnrunzeln, verschränkten Armen und ungeduldigen Blicken auf die Uhr, auf dass man endlich Recht bekommt, um fortzuziehen. Klanglich geht dabei wenig. Man stampft vielleicht kurz mit dem Fuß, verschränkt wieder die Arme und bleibt erneut an Ort und Stelle kleben. Wir sind hier ja nicht bei Riverdance.

Doch es geht zum Glück auch anders. Das Pariser Trio Camp Claude bittet zum Stelldichein, und es könnte erbaulicher nicht beginnen: mit Ablehnung und Selbstüberhöhung. Bestehende Genres wie Electronica, Post Punk oder New Wave genügen ihnen nicht, es muss zum Debüt gleich etwas Eigenes her: Sky Wave - angesichts des Titels "Swimming lessons" eine herrlich pfiffige Bezeichnung. Oben der Himmel, unten das Wasser, und irgendwo dazwischen Camp Claude.

Genauer gesagt: in der Großstadt, gepaart mit großen Sehnsüchten und Ambivalenzen. Ein zugegebenermaßen wenig originelles Konzept, das jedoch regelmäßig nach einem neuen Soundtrack verlangt, mit Bezügen zum Zeitgeist. So heißt es in "Golden prize": "I see DJs looking for the perfect beat / Androids dreaming of electric sheep / Humanoids looking for new ways to creep / Most of the planet can't hardly eat." Oft genug wagt sich Sängerin Diane Sagnier auf dem gesamten Album an den Sprechgesang einer Suzanne Vega. Doch ausgerechnet das Lied, das dem entrückt beobachtenden Charakter von "Tom's Diner" am ehesten gerecht wird, ist eine zappelige Post-Punk-Nummer.

Dabei gibt es wenig Angespannteres, als in vagen Philip-K.-Dick-Referenzen zu sich selbst zu sprechen, wenn es im Endeffekt um Nähe in Zeiten des Smartphones geht. Selbstbetrug als wesentlicher Charakterzug - mit solchen Figuren verdient Lena Dunham ihr Geld. Umso bemerkenswerter ist es, dass die Band mit der Dream-Pop-Pastiche "All this space" einen Ausbruch in die Klarheit wagt, mit unausweichlichen Erkenntnisse bei zuverlässiger Instrumentierung. Hiervon profitiert der darauffolgende Song "Trap", der sich zunächst stumpf im Takt bewegt, ehe New-Order-esque Saiten reine Sinnlichkeit heraufbeschwören.

Am Ende steht fest, dass der Wechsel zwischen den Stimmungen nicht als bloße Nervosität abgetan werden darf, dafür erfolgt er dann doch zu virtuos. Dennoch erscheint es fraglich, ob ein gänzlich neues Genre für Camp Claude gerechtfertigt erscheint. Zu klar sind die Vorbilder, zu gering die Innovationen. Es ist ein trotziges Spiel mit der eigenen Vermarktbarkeit, das Camp Claude womöglich mit einem zweiten, präziseren Album für sich bestimmen können werden.

(Sohiel Partoshoar)

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Highlights

  • Hurricanes
  • Disconnected
  • All this space
  • Trap

Tracklist

  1. Hurricanes
  2. Don't hold back
  3. In the middle
  4. Golden prize
  5. Disconnected
  6. New York City
  7. Blow
  8. All this space
  9. Trap
  10. Swimming lessons
  11. Lost and found

Gesamtspielzeit: 35:54 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2016-06-23 21:04:19 Uhr
Frisch rezensiert.

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