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Mitski - Puberty 2

Mitski- Puberty 2

Dead Oceans / Cargo
VÖ: 17.06.2016

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Walk the lines

Das maschinelle Rattern verursacht Kopfschmerzen. Wie ein unbeholfener Specht hämmern die ersten Sekunden von "Happy" auf des Hörers Ohr. Langsam schwindet die klopfende Kulisse, wird leiser und kehrt erst am Ende mit Herz-Rhythmus-Störungen wieder zurück. Dazwischen säuselt Mitski Miyawaki: "Happy came to visit me /... / I told him I'd do anything to have him stay with me / So he laid me down and I felt happy come inside of me." Es ist ein temporärer Besuch von Glück; vielmehr beschreibt Mitski das Abhängigkeitsverhältnis in einer Beziehung und macht so Zufriedenheit zu einem ängstlich geführten Konstrukt auf ganz dünnem Eis. "And when you go take this heart, I make no more use of it, when there's no more you." Inzwischen haben sich Saxophontöne dem Einstiegs-Track angeschlossen, dessen musikalische Heimat dergestalt auch PJ Harveys "The hope six demolition project" stellen könnte.

Mit dem Begriff Heimat indes tut sich die 25-Jährige schwer. Geboren und aufgewachsen in Japan, zog es sie aufgrund des Jobs ihres Vaters beim Auswärtigen Amt von Jahr zu Jahr in ein anderes Land. Darunter die Türkei, China, Malaysia. Seit einigen Jahren nun nennt sie New York ihr Zuhause. Doch das Gefühl der Zugehörigkeit will sich nicht recht einstellen, Mitski lebt im identifikatorischen Mittel. In Japan fühlt sie sich als Fremde unter Einheimischen und ein Bilderbuch-Mädchen aus den Staaten wird sie in diesem Leben auch nicht mehr. Die innere Zerrissenheit verarbeitet sie auf "Your best American girl" in verzerrtem weezeresquen Alternative-Rock: "Your mother wouldn't approve of how my mother raised me / But I do, I finally do / You're an All-American boy / I guess I couldn't help trying to be the best American girl."

"Puberty 2" ist das vierte Album der 25-Jährigen. Und eigentlich geht sie unbeirrt ihren Weg weiter. Immer noch reichen knapp zwei Minuten, um das schrammelige "My body's made of crushed little stars" auszuerzählen und anderthalb Minuten für den Hit "A loving feeling". Warum mag der mich nur heimlich, fragt sich Mitski darin, nur dann, wenn wir alleine sind? Und was macht dieses Gefühl der Teilzeitliebe mit mir? Mit gebrochenem Herzen sind Mittzwanziger eben auch nur erwachsen gewordene Teenager. "Puberty 2" lässt sich als Synonym dafür lesen, findet aber stärkere Worte als noch zu Zahnspangen-Zeiten. Etwa in "I bet on losing dogs", das Freunden von Torres gefallen müsste und sollte: "I know they're losing and I'll pay for my place / By the ring / Where I'll be looking in their eyes when they're down / I'll be there on their side / I'm losing by their side."

Dass Mitski zweifelsfrei gute Songs schreibt, dokumentierte schon der Vorgänger "Bury me at makeout creek". Die Nuancen der Weiterentwicklung in ihrem Soundbild aber machen dieses Album eine Klasse besser. Auf der einen Seite liefert Mitski Folk, Indie- und Alternative-Rock mit Lo-Fi-Mitteln, herrschen Rohheit und DIY-Punk in "Dan the dancer" oder Post-Grunge in "Once more to see you". Auf der anderen Seite setzt sie ihre warme Stimme für ausgleichenden Wohlklang ein; ergänzend zu den Tracks, die per se ein paar Gänge zurückschalten, wie der nur mit Akustikgitarre und Synthies gestaltete Abschluss "A burning hill" sowie "Crack baby", der irrlichterne Sehnsuchts-Trip nach erfüllendem Leben. Auch "Fireworks" verlagert seine zu programmiertem Beat angedeutete Explosion in den Tränenkanal: "I'll listen to the memories as they cry, cry, cry." Bestenliste buchstabiert sich 2016: M-I-T-S-K-I.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Happy
  • Your best American girl
  • I bet on losing dogs
  • A loving feeling

Tracklist

  1. Happy
  2. Dan the dancer
  3. Once more to see you
  4. Fireworks
  5. Your best American girl
  6. I bet on losing dogs
  7. My body's made of crushed little stars
  8. Thursday girl
  9. A loving feeling
  10. Crack baby
  11. A burning hill

Gesamtspielzeit: 31:41 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
ernst gemeint
2017-06-22 16:35:18 Uhr
falsches forum.
ernst gemeint
2017-06-22 16:34:46 Uhr
Hach "trigger", herrlich. Das Wort gebraucht mein Kollege von nebenan (https://www.plattentests.de/forum.php?topic=65684&seite=2#neuester) auch die ganze Zeit. Lernt man das in diesen einschlaegigen Foren?
ernst gemeint
2017-06-22 07:46:09 Uhr
Erst jetzt entdeckt. I Bet On Losing Dogs ist mein neuer Lieblings Song.

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9300

Registriert seit 26.02.2016

2017-03-04 14:41:43 Uhr
Oh super!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2017-03-03 18:28:40 Uhr - Newsbeitrag
Mitski im Sommer zurück in Deutschland
Eben hat Mitski ihre kurze und sehr erfolgreiche Deutschlandtournee beendet, da erreichen uns erneut gute Neuigkeiten, denn am 16. Juni spielt sie im Hamburger Nochtspeicher und tritt nur zwei Tage später (wie bereits angekündigt) beim Maifeld Derby in Mannheim auf.

Präsentiert wird die Clubshow in Hamburg von intro, kulturnews, ByteFM, Vevo und Testspiel.de.

16.06.2017 Hamburg - Nochtspeicher
18.06.2017 Mannheim - Maifeld Derby

Tickets für die Show in Hamburg gibt es ab sofort für 14 Euro zzgl. Gebühren an allen bekannten CTS–VVK-Stellen sowie unter der Hotline 01806 – 853653 (0,20 €/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 €/Anruf), auf fkpscorpio.com und eventim.de.

Mehr Infos und Musik unter mitski.com, mitski.bandcamp.com, facebook.com/MitskiLeaks, twitter.com/mitskileaks und instagram.com/mitskileaks.
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