Band Of Skulls - By default

BMG / Warner
VÖ: 27.05.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Kirche im Dorf
Tapetenwechsel gefällig? Ein solcher wirkt nämlich manchmal Wunder – auch bei Band Of Skulls, die ihr Dasein seit 2009 und dem Debüt "Baby darling doll face honey" praktisch permanent auf Tour oder aber im Studio gefristet hatten. Also nichts wie raus aus der anlässlich des letzten Albums "Himalayan" diagnostizierten Rock-Tiefgarage. Nur wohin? Das Trio entschied sich für eine Kirche im heimischen Southampton – wobei zum Beten vermutlich keine Zeit blieb. Stattdessen wuchteten Emma Richardson, Russell Marsden und Matt Hayward tonnenweise ramponiertes Vintage-Equipment ins Gotteshaus und machten sich an neue Songs für ihr neues Werk "By default". Und darüber, dass der erste davon ausgerechnet "Black magic" heißt, wird der Allmächtige hoffentlich gnädig hinweggesehen haben. Schließlich geht alles mit rechten Dingen zu.
Denn schon ab dem eröffnenden blechernen Drum-Stakkato und dem ersten dreckig angezerrten Gitarrenschlag ist es für diesen raubeinigen Blues-Rock im Grunde zweitrangig, ob Band Of Skulls nun in einer Kirche oder in einer Milchkanne spielen. Für Letzteres würden immerhin die schepprige Qualität sprechen, mit der die Briten Stücke wie das ständig zwischen heiß und kalt fiebernde "Killer" inszenieren. "I'm your favourite enemy / I'm the leader of the pack", lässt Marsden den Hörer dazu wissen – viel Feind, viel Lärm und eine Vorabsingle, die sämtliche bekannten Stärken des Trios auf den Punkt bringt. Gleiches gilt für "Tropical disease", das atemlos vor der akuten Ansteckungsgefahr der Liebe warnt und mittendrin gärendes Orgel-Gebräu verabfolgt. Und Gift und Gegengift reichen sich die zerstochenen Hände.
Es sind diese unberechenbaren Momente in den zuweilen ins Brachiale umkippenden Songs, die Band Of Skulls vom Vorwurf des Muckertums freisprechen – schnittiger Minimalkompakt ersetzt verstiegenes Gegniedel und erstaunlich zackige Uptempo-Volltreffer ergeben sich oft von selbst. So sammelt "Back of beyond" mit fidelem "Be-bop-a-lula"-Singalong sowohl Rock'n'Roll-Nostalgiker als auch alle Indie-Leute ein, die sich seit Jahren zu The Black Keys' "Lonely boy" oder "Walk idiot walk" von The Hives doof tanzen, noch munterer schlottern die morschen Knochen zum sehnigen Stampfer "Bodies", bei dem sich übergeschnapptes Jack-White-Gejapse und vollmundiger Refrain gegenseitig auf den Füßen herumtrampeln. Ein paar unmissverständliche Hits auf die Tagesordnung setzen, statt sich einen Bruch an der Bürde musikalischer Traditionen zu heben – so geht es doch auch.
Genug Zeit, nach links und rechts zu gucken und zwischen sumpfigem Untergrund und chromglänzenden Bodenplatten auch andere interessante Dinge zu entdecken, bleibt Band Of Skulls danach immer noch: So funky wie im lockeren Groover "So good" hat das Trio zu Richardsons lasziv schmeichelnden Vocals selten den Allerwertesten geschwenkt, während "In love by default" ganz behutsam mit bedrohlichen Twang-Ausdünstungen hantiert – die Ansteckungsgefahr, Sie wissen schon. Infektiöser ist da nur noch "Erounds", ein unterschwellig kickendes Post-Punk-Etwas samt pointierter Gitarrenarbeit, das gegen Ende noch einmal kräftig auf die Tube drückt. Zwar bleibt bei aller Güte auch auf "By default" die Kirche letztendlich weitestgehend im Dorf. Doch wenn es im Hostienautomat so rappelt wie hier, spricht das eindeutig für dieses Album.
Highlights
- Back of beyond
- Bodies
- Tropical disease
- Erounds
Tracklist
- Black magic
- Back of beyond
- Killer
- Bodies
- Tropical disease
- So good
- This is my fix
- Little mamma
- Embers
- In love by default
- Erounds
- Something
Gesamtspielzeit: 40:38 min.
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Referenzen
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