Cat's Eyes - Treasure house

RAF / Rough Trade
VÖ: 03.06.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Der Eingang zur Kirche
Unlängst mogelten sich Cat's Eyes in den Buckingham Palace. In der dortigen Kunstsammlung spielten sie uneingeladen vor einigen Renaissance-Gemälden auf, boten Zuschauern ihre Single "We'll be waiting", die selbst schon barock und wunderschön unzeitgemäß klingt. Nach dem Stück applaudierten die Leute. Sicherheitskräfte schleppten das von einigen Holzbläsern begleitete Duo ab. Dieser Akt ist parabolisch für diese Band. Sie spielt erhabene Musik, die in die schönsten Kirchen und rühmlichsten Gallerien gehört, sie versucht selbst mit ihren Klangfresken dort Unterschlupft zu erhaschen und wird doch wieder verdrängt. Gönnerhafte Anerkennung wird Cat's Eyes häufig zuteil, zuletzt der europäische Filmpreis für den besten Soundtrack bei "The Duke of Burgundy". Aber das reicht dem Briten und der Italo-Kanadierin nicht.
Auf zwei Alben verzauberte das Duo bereits mit seinen Hyperbeln über Pein, Trübsal und dort auffindbare Wonne. Mit "Treasure house" ist das leicht anders. "Chameleon queen" folgt einem der besten Stücke aller Zeiten, "God only knows" der Beach Boys, um eine ähnliche hochherzliche Stimmung weit sakraler zu weihen. "We'll be waiting" ist wie gemalte Orgelwehen, fehlgelotst von einer leichten Klarinette. Im großen Titelsong irren die dezenten Geigen. Fehlgelotst, weil das schwere Musik ist, dramatische, mit Instrumenten und Klangspuren vollgestellt wie das dekorierte Schlafgemach der Queen Elizabeth II. So weit, so bekannt von den märchenverlorenen Cat's Eyes. Neu ist hingegen: der Hippie-Hauch in "Drag". Als wären die Zwei noch während der Andacht aus dem gotischen Gewölbe gestürmt, und dort im Freien bestaunen sie nun die Sonne, das Vogelgezwitscher, die bunten Blumenfelder. The Mamas And The Papas, Donovan, auch etwas CCR verbergen sich in diesem Chorus.
Hinein in "Be careful where you park your car" wuchtet ein wenig Motown, ein wenig Tarantino-Filmscore. Dann bietet der Song einen rohen Pop, einen tanzbaren und gitarrenverwöhnten, der von Zeffiras schrillem Sopran und Händeklatschen befreit wird. Cat's Eyes haben ihre Idee von Spaß gefunden, auch wenn diese einige Jahrzehnte zurück liegt. "Standoff" ist der verworrene, eigensinnige Rock, den Badwan sonst mit The Horrors praktiziert, nur dass eben wieder zur Schau gestellt wird, wie Chöre jedes Genre ausbessern. Zumindest ist das die Denke von Cat's Eyes. Die "Teardrops" sammeln sich in Niagarafälle, zumindest sprudelt das Klavier entsprechend behaglich. "Everything moves towards the sun" möchte die zahme Variante einer Hymne sein, verborgen hinter vielen Nebelschleiern und Hall-Effekten.
Im Dekorieren sind Cat's Eyes meisterhaft. Ihre Arrangements sind verblüffend, geschmackvoll, eben kirchengroß. Wenn in "Names of the mountains" die tiefen Blechbläser erden, während Synthesizer weiter energisch fort traben, möchte man stöhnen, wie es die Chöre auf "Treasure house" so häufig tun. Dass sich unter diesen vielen Schichten manchmal schwächeres Songwriting verbirgt, fällt auf. Akustisch würde einzelne Songs wenig ausmachen. Schöner ist die Ablenkung, der Zuckerguss.
Highlights
- Drag
- Be careful where you park your car
- Standoff
- We'll be waiting
Tracklist
- Treasure house
- Drag
- Chameleon queen
- Be careful where you park your car
- Standoff
- Everything moves towards the sun
- The missing hour
- Girl in the room
- We'll be waiting
- Names on the mountains
- Teardrops
Gesamtspielzeit: 35:18 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Scholz |
2016-06-24 16:02:03 Uhr
Und HEY! Bei *Chameleon Queen* guckt ja wohl *A whiter shade of pale* um dier Ecke. A.S.T.R.E.I.N.! |
Scholz |
2016-06-14 22:41:14 Uhr
Get Well Soon meets Syd Barrett. Richtig schön. |
Dennisol |
2016-06-10 07:53:13 Uhr
7/10 passt wohl. Die Ansätze, die Idee dahinter, die Referenzen, alles ganz wunderbar. Aber die Songs selbst sind dann leider eher durchschnittlich und so bleibt dieses Album dann eher egal als bezaubernd. Die Highlights sehe ich genauso. Das Video zu "Drag" ist auch sehenswert. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28276 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-06-08 21:52:01 Uhr
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
The Horrors; Soap & Skin; Ennio Morricone; The Mamas And The Papas; Brian Wilson; The Beach Boys; Van Dyke Parks; The Zombies; The Monkees; Randy Newman; Burt Bacharach; Janis Joplin; Prefab Sprout; The Cure; Joy Division; Spiritualized; Spacemen 3; I Love You But I've Chosen Darkness; Andrew Bird; Danger Mouse & Daniel Luppi; David Lang; Anna Calvi; Antony & The Johnsons; Ben Folds; Belle & Sebastian; Destroyer; Jarvis Cocker; Pulp; Lambchop; Tindersticks; Lloyd Cole; Paul Simon; David Bowie; Deerhunter; Warpaint; The Magnetic Fields; Yeah Yeah Yeahs; The Raveonettes; The Gentle Waves; The Last Shadow Puppets; Alex Turner; Isobel Campbell; Mazzy Star; Beach House; Esben And The Witch; The xx; The Kills; Glasvegas; Nina Nastasia; Dear Reader; Chelsea Wolfe; Swans; Radiohead; Jonny Greenwood; The Notwist; Björk; Sigur Rós; Skin
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