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The Infinite Three - Lucky beast

The Infinite Three- Lucky beast

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VÖ: 22.04.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Läuft der Hase

Immer Ärger mit Abos? Zeitschriften landen jedes Mal halb zerstört im Briefkasten, sämtliche Beigaben sind verschwunden, aber wenigstens hat die Post den traurigen Rest mit einer umweltfreundlichen Polyethylenfolie versehen? Wer derartige Unbill umgehen möchte und 25 Euro im Jahr übrig hat, kann zur Abwechslung ja The Infinite Three aus London abonnieren. Die stehen dann zwar nicht gleich persönlich auf der Matte, hinterlassen dafür aber regelmäßig exklusives Material oder Live-Mitschnitte im virtuellen Postfach – und an jedem 21. Dezember gibt es zudem einen länglichen Soundtrack zur Wintersonnenwende obendrauf. Alles garantiert unbeschädigt, versteht sich. Und ist gerade Frühling, veröffentlicht das Trio eben sein drittes Studioalbum. Auch der skelettierte Hase auf dem Cover spitzt schon die Löffel.

Das Line-Up verheißt zunächst Schwieriges: Zwei Drittel von The Infinite Three verdingten sich bereits bei Gordon Sharps kryptischen Experimental-Wavern Cindytalk und beim industriellen Freejazz-Ensemble God – klingt nach einem unhörbaren Brocken, der wahlweise zwischen Noise-Knirscherei, düsterem Ambient und irrsinnigen Synkopen hin- und herdelirieren und somit am äußeren Rand der Musik spazierengehen könnte. Doch hat sich was: Der Opener "Hydrogen" verlegt sich vielmehr auf einen rasanten Schweinsgalopp durch kantige Riffs und Motorik-Uptempo, während kosmische Keyboards wabern und Daniel Knowler ein hypnotisches Mantra absingt. Das wäre Ihr Clubhit gewesen – würde nicht mittendrin ein ruppiger Break das Stück komplett umkrempeln und immer wieder rückwärts vor die Mauer laufen lassen.

Doch The Infinite Three rappeln sich wieder auf und gehen stets umsichtig zu Werke, wenn sie die Songs mit punktgenauen Licks und krautigem Bass-Schlagzeug-Groove ausbremsen, aufbohren und schließlich unters Drone-Messer legen. Erstaunlicherweise funktionieren sie danach noch besser als vorher: Rabiate Gitarrenschläge und spukige Reverbs hallen bei "Dawn accelerator" von den Studiowänden wider, bevor sich "Like moss" nach dräuendem Beginn von Lärm-Einschüben und Rückkopplungen zerlegen lässt und erst verspätet den Dreh zu einem angedüsterten Rocksong mit perkussiver Metaebene bekommt. Als würde man mit den Dub-infizierten Post-Punk-Kubisten Disappears im Vieleck springen oder zur kontrollierten Power des "Severe"-Albums von den Kanadiern My Disco in Zeitlupe Löcher in die Tanzfläche bohren. Betreten auf eigene Gefahr.

Und wenn man dort steckenbleibt – dann läuft wohl gerade der elfeinhalbminütige Erdwurm "Healer", der sich an komplexen Drums hochwuchtet und seinem Titel nicht gerade Ehre macht. Die ausdruckslose Endlosschleife, in der Knowler den "empty space behind your eyes" beklagt, spricht nämlich Bände: Wer schaut seinem Gegenüber schon gerne in die Augen, wenn er durch die Glupscher die Rückwand sehen kann? Heilung ist also nicht in Sicht – "Partisans" regelt stattdessen die letzten No-Wave-Dinge, ein renitentes Saxophon mündet in ein tosendes Finale, bis am Ende nur noch gepeinigte Tierlaute übrigbleiben. Also immer lieb sein zu den armen Vierbeinern. Auch wenn sie gerade mal wieder den Inhalt des Briefkastens zerfetzt haben. Nach dieser großartigen Dreiviertelstunde sollte ohnehin klar sein, dass sich ein Abo von The Infinite Three viel mehr lohnt.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Hydrogen
  • Dawn accelerator
  • Like moss

Tracklist

  1. Hydrogen
  2. Dawn accelerator
  3. Like moss
  4. Holding hungry names
  5. Lucky beast
  6. Healer
  7. Emission
  8. Partisans

Gesamtspielzeit: 47:04 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-06-01 19:59:21 Uhr
Frisch rezensiert.

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