The Kills - Ash & ice
Domino / GoodToGo
VÖ: 03.06.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Am Hungerhaken
Vielleicht war man als Hörer einfach ein bisschen verwöhnt. Fünf Jahre haben The Kills sich diesmal Zeit gelassen für ihr neues Album, länger als jemals zuvor. Zeit, die sie gebraucht haben: Alison Mosshart stand mit ihrem Nebenprojekt The Dead Weather und diversen anderen Kollegen auf den Bühnen dieser Welt und debütierte mal eben als waschechte Gemäldekünstlerin. Währenddessen erholte sich Jamie Hince nach einer Verletzung an der Hand von mehreren Operationen – und kehrte gerüchteweise die Scherben seiner angeblich zerbrochenen Ehe mit Kate Moss zusammen. Komplett untätig waren The Kills in all den Jahren seit "Blood pressures" also wirklich nicht.
Mit "Ash & ice" erblickt nun das fünfte Album von Mosshart und Hince das Licht der Erde. The Kills sind wieder hungrig, das hört man den 13 neuen Songs an, und trotz der langen Wartezeit hängt man als Fan sofort wieder am Haken. Der Kontrast dieser zwei unterschiedlichen Persönlichkeiten ist wie eh und je Hauptbestandteil der Musik, ebenso wie die mitunter immer leicht launische Stimmung. Die wird auch im Albumtitel suggeriert: Die Party neigt sich dem Ende zu, zum Eis im Glas gesellt sich die Asche der letzten Kippe vorm Heimgehen. Und doch ist man noch aufgedreht – da darf man sich gemeinsam mit "Heart of a dog" winden und sträuben, mit dem bluesrockigen "Hum for your buzz" jeden dummen Anmachspruch mit einem ordentlichen Rotzer vor die Füße im Keim ersticken oder zum melancholischen "That love" überlegen, ob man sich nicht doch noch ein Getränk mit Wirkung gönnt. Das letzte? Vielleicht.
Wie gut sich Mosshart und Hince nach wie vor ergänzen, wird immer wieder deutlich. So wirkt das Zusammenspiel der US-Amerikanerin und des Briten in dem schwelgerischen "Echo home" wie der intime, gar voyeuristische Einblick in eine tiefe Freundschaft, während sie in "Days of why and how" einmal mehr die markanten Charakterzüge des anderen zu übernehmen scheinen: Mosshart als breitbeinig auftretende Röhre, Hince als Blitzableiter im Hintergrund. Schaut man sich Interviews mit den beiden an, ist es oft andersrum. Und doch funktioniert es seit nunmehr 15 Jahren. Klar gehen die an niemandem spurlos vorbei. War das Debüt "Keep on your mean side" von 2003 noch ein brodelndes, rumpelndes, stellenweise stürmisches Ungetüm, geben sich The Kills in Songs wie dem Opener "Doing it to death" mittlerweile weitaus entspannter. Ruhig sind sie deshalb noch lange nicht.
Stattdessen hat das Duo die mit ihnen unweigerlich verbundene Coolness weiter verfeinert. Noch nie war Mosshart die technisch versierteste Sängerin, geschweige denn Hince der beste Gitarrist der Musikwelt. Müssen sie auch nicht sein, da sich die Art, wie mühelos sie ihr ganz eigenes Ding durchziehen, nach wie vor von musikalisch ähnlichen Kollegen abhebt. Kaum jemand könnte in Lederjacke so lässig tanzen wie The Kills im clubtauglichen "Siberian nights", noch stünde irgendwem die neonpinke Sonnenbrille von "Impossible tracks" mit ordentlich Garage-Pop-Appeal so gut wie Mosshart selbst. Und so kommen einem beim ersten Hördurchgang von "Ash & ice" die fünf Jahre gar nicht mehr so lange vor – und doch wird bereits beim zweiten klar, wie sehr man The Kills vermisst hat. Diese Party war einfach nicht dieselbe.
Highlights
- Heart of a dog
- Days of why and how
- Impossible tracks
- Echo home
Tracklist
- Doing it to death
- Heart of a dog
- Hard habit to break
- Bitter fruit
- Days of why and how
- Let it drop
- Hum for your buzz
- Siberian nights
- That love
- Impossible tracks
- Black tar
- Echo home
- Whirling eye
Gesamtspielzeit: 50:50 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Kojiro Postings: 4192 Registriert seit 26.12.2018 |
2023-10-22 06:50:48 Uhr
Die Tage mal wieder gehört. Hatte schon viele ziemlich gute Nummern. Liebe ja, dass man ESG - UFO (https://www.youtube.com/watch?v=iAH9yD4Sxqo) nachgespielt hat. Gibt kaum ein Sample, das im Hip Hop öfter verbraten wurde. |
StrangeGuy |
2016-10-25 10:07:03 Uhr
Am Ende soll das Tempodrom auch ausverkauft gewesen sein. |
TheFan |
2016-10-25 09:46:31 Uhr
war am Samstag auf dem Berlin Konzert, im bei mir eher ungeliebten Tempodrom, wegen der Akustik und der "unrockigen" Atmossphäre.War der Knaller. Ich war erstmal relativ von den Socken wie voll das tempodrom wurde, IMO fast ausverkauft, also schätzungsweise 4000 Leute da. Dann Allison selbst, ohne scheiss, selten eine Frau gesehen die so einen toughen weiblichen sex appeal ausstrahlte, unglaublich sexy. der sound war nicht so doll, oft kam zuviel Bass an und so, aber da hatte ich eh mit gerechnet. Setlist war auch super, praktisch jeder Hit bzw das beste von den vier Alben davor und einige neue Sachen. |
völlig unverständlich |
2016-08-27 03:22:11 Uhr
scheint im pt-forum sehr unbeliebte band zu sein? |
MopedTobias (Marvin) Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion Postings: 20152 Registriert seit 10.09.2013 |
2016-06-19 16:51:26 Uhr
Sehr sehr gutes Album, gefällt mir sogar noch besser als der starke Vorgänger. Was das Songwriting angeht, ist diese Band immer besser geworden. |
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Referenzen
Yeah Yeah Yeahs; The Dead Weather; Celebration; TV On The Radio; Goldfrapp; Blood Red Shoes; Band Of Skulls; Pussy Galore; Gossip; Metric; Le Tigre; The Raconteurs; Black Rebel Motorcycle Club; The Black Keys; Boss Hog; Pretty Girls Make Graves; You Say Party; Gallon Drunk; The Cramps; Dirty Projectors; Sleater-Kinney; The Breeders; The Distillers; Spinnerette; The Raveonettes; Sons And Daughters; MC5; Clinic; Electric Six; The Velvet Underground; Nico; The Long Blondes; Juliette And The Licks; Elastica; The Detroit Cobras; Karen Elson; Roxy Epoxy And The Rebound; Love Of Diagrams; Be Your Own Pet; The Ting Tings; Kunst; Help She Can't Swim; Prinzhorn Dance School; PJ Harvey; Garbage; The White Stripes
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