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Disco//Oslo - Tyke

Disco//Oslo- Tyke

Kidnap / Cargo
VÖ: 13.05.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Das halbvolle Glas des Kulturpessimismus

Manchmal ist man schon geneigt zu fragen, wo genau die Triebfeder zu verorten ist, die so manche Punkband hierzulande am Laufen hält. Weil das eigene Schaffen dem bisher Dagewesenen quasi gar nichts Substanzielles hinzufügt. Weil sich anderswo – man beachte nur die Holzhammerreferenz in der Überschrift – schon viel beherzter und überzeugender mit der Beschissenheit der Dinge auseinandergesetzt wurde. Und irgendwie auch, weil zwischen dem unerträglichen Aufschwung rechtspopulistischer Irrlichter, brandneu hochgezogenen Grenzzäunen und all dem restlichen Tagesgeschäft von Skandal und Tristesse gar nicht mal so viel Bock bleibt, für die musikalischen Folgen von Kultur- und Geselllschaftspessismismus in krachledernen Powerchords.

Denkbar ungünstige Voraussetzungen also für Disco//Oslo, die genau in die eben erwähnte Kerbe schlagen. Die haben nämlich merklich keine Lust auf Eskapismus und leichte Kost im Wolkenland. Zumindest, wenn es nach dem Titel des zweiten Albums des Band aus Oldenburg geht. Schließlich ist "Tyke" benannt nach einem Zirkuselefanten, dessen Aubruch aus seiner Unterdrückung 1994 mit 86 Kugeln beendet wurde. In etwa so fröhlich wie diese Geschichte klingt dann auch die Musik, die Disco//Oslo präsentieren. 13 bis ins Mark angepisste Punkrock-Nummern finden sich da, die sich nicht tiefer vor ihren Vorbildern verbeugen könnten, ohne zur Kopie zu verkommen und dennoch nicht einen Moment überflüssig wirken. Ganz im Gegenteil, vom ersten Moment an packt "Tyke" seine Hörer mit Nachdruck und lässt sie für die nächste halbe Stunde ganz bestimmt nicht mehr los.

Weil man Songs wie dem Opener "Bis zum Hals", der sich erfolgreich an einer Melange aus Anti-Flag und Duesenjaeger versucht, wenig entgegenzusetzen hat. Weil man Zeilen wie "Kunst ist nie gewesen / Nur die Liebe zur Musik / Und eine gute Zeit am Tresen / Viel wird es nicht bewegen / Denn Kunst ist nie gewesen" schlichtweg clever finden muss und die zugehörigen 103 Sekunden von "Kunst" einen astreinen Punkrock-Hit darstellen. Weil "Manifest" zwischenzeitlich wohlige Erinnerungen an die weiterhin schmerzlich vermissten Muff Potter weckt, weil "Trend" sein Thema angenehm unverrätselt ausbreitet und dementsprechend Gift und Galle in Richtung Tinder, Selfiesticks und anderweitige Oberflächlichkeiten spuckt. Weil "Kyoto" treffend konstatiert: "Und auch wenn's brennt / Wir bleiben krisenresistent." Und weil ganz am Ende ein Album mit beachtlicher Verve steht. "Euch gehört der Tag / Doch uns gehört die Nacht / Wer ist hier zu Hause / Bitte wem gehört die Stadt?", fragt der "Kiez" ganz zum Ende. Die Antwort liegt auf der Hand. Disco//Oslo sind mit ihrem Kulturpessimismus noch lange nicht fertig. Zum Glück.

(Martin Smeets)

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Highlights

  • Kunst
  • Leistung
  • Trend
  • Kiez

Tracklist

  1. Bis zum Hals
  2. Kunst
  3. Teenageangst
  4. Manifest
  5. Leistung
  6. 400k
  7. Que vida¡
  8. Kielwasser
  9. Überleben
  10. Sie vs. Welt
  11. Kyoto
  12. Trend
  13. Kiez

Gesamtspielzeit: 35:40 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Der Finne
2016-09-17 01:54:42 Uhr
Ich habe sie gestern im Polyester in Oldenburg gesehen.Live sind sie der kracher.

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2794

Registriert seit 14.06.2013

2016-06-03 18:52:26 Uhr
Wirklich gut! Aber Pascow machen das noch ein bisschen genialer.

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2794

Registriert seit 14.06.2013

2016-06-03 17:12:55 Uhr
Muss das auch anhören. Wird genau jetzt gemacht!

Milo

Postings: 171

Registriert seit 14.06.2013

2016-05-31 17:45:19 Uhr
Richtig, richtig gut. Ich würde jetzt nach einigen Hördurchgängen sogar 8/10 geben. Hier stimmt Energie, Unverblümt- und Angepisstheit. Super!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-05-24 22:29:54 Uhr
Frisch rezensiert.

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