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Meghan Trainor - Thank you

Meghan Trainor- Thank you

Epic / Sony
VÖ: 13.05.2016

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 3/10

Desperate housewife

"Let's Marvin Gaye and get it on." Es gibt Momente, da sitzt man entsetzt vor dem Radio und ist sicher, der gerade beginnenden Apokalypse beizuwohnen. Chartpositionen und Platin-Auszeichnungen hagelte es für "Marvin Gaye", dieses songgewordene Exkrement von Charlie Puth im Duett mit Meghan Trainor, bei dem sich die Frage stellt, mit welchem kranken Fetisch man so etwas anziehend findet. Dass solch ein dumpfbackiger Swing samt einem Text voller hüftsteifer Erotik von zwei Menschen Anfang 20 gesungen wird, ist eigentlich unvorstellbar. Aber Trainor machte sich schon zuvor mit ihrer Single "Dear future husband" eines antiquitierten Rollenbildes verdächtig. "And don't forget the flowers every anniversary / Cause if you'll treat me right, I'll be the perfect wife / Buying groceries." Wenn der Alte den Jahrestag nicht vergisst, holt sie auch brav weiterhin Wurst und Milch. Eva Herman, Frauke Petry und Mario Barth könnten applaudieren.

Auf ihrem zweiten Album "Thank you" ist oben genanntes Duett glücklicherweise nirgendwo zu finden. Ebenso wenig merkt man gesanglich oder textlich, dass Trainor sich nach ihrem Debüt "Title" einer Stimmband-Operation unterziehen musste und zwischenzeitlich unklar war, ob sie sich davon je wieder voll erholen würde. Sie fährt aber zumindest die Retro-Einflüsse zurück, setzt verstärkt auf Elektronik und präsentiert sich mit einem kühleren Look. Die erste Single "No" profitiert dabei durchaus von der biestigen Selbstgefälligkeit, wenn den Herren mit "My name is no / My sign is no / My number is no" eine umfassende Abfuhr erteilt wird. Die Krallen fuhr sie auch gegen die Produzenten des Videos zu "Me too" aus – weil dort an ihre Taille zu viel Photoshop angelegt wurde, musste der Clip vorerst zurückgezogen werden. Immerhin besteht sie auf ihr Selbstverständnis als kurvige Frau aus "All about that bass".

Thematisch bleibt alles beim Alten: Der Männerwelt soll gezeigt werden, was eine willensstarke Frau ist, den Frauen wird vermittelt, dass sie willensstark sein sollen. "Wave all your hands if you don't need a man", ruft sie ihren Sistas zu; "Thank you in advance, I don't wanna dance", schleudert sie dem Typen neben ihr an der Bar entgegen. Das Feld, was von "All about that bass" und "Dear future husband" thematisch abgesteckt wurde, wird also weiterhin beackert, ein paar Früchte sprießen durchaus noch hervor. Der Opener "Watch me do" holpert nur scheinbar ins Album, ist aber wunderbar knochentrocken. "Dance like yo daddy" ist eine hübsche quirlige Nummer in Tradition von "All about that bass" und verleitet sicher einige Daddys zum Tanzen. "Champagne problems" unterhält ebenfalls, auch wenn die Probleme der Ersten Welt durch "Weird Al" Yankovic schon deutlich lustiger aufgearbeitet wurden.

Schlimm wird es aber zum Ende hin, wenn "Mom", "Friends" und der Titelsong der Bezeichnung Bonustrack keine Ehre machen. Meghan Trainor dankt ihrer Erzeugerin, ihren Freunden und ihrer besten Hälfte, Tiefpunkt der Gefühlsduselei ist ein zum Fremdschämen peinlich nachgestelltes Telefonat mit ihrer Mutter auf "Mom". Darauf hätte gut und gerne verzichtet werden können. "Thank you" offenbart als Nachfolgealbum ein Dilemma. Die Sixties-Einflüsse haben sich totgelaufen, und ohnehin hört man lieber einen zum x-ten Mal recycelten Beat als Vollkatastrophen wie die eingangs erwähnten "Marvin Gaye" oder "Dear future husband". Neben den schillernderen Popbiz-Figuren besitzt Trainor aber zu wenig gute Songs, um sich als brünetter Vamp mit moderneren Sounds vom Rest abzuheben. Es ist zum Verzweifeln mit dieser Image-Frage.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Watch me do
  • Woman up
  • Dance like yo daddy

Tracklist

  1. Watch me do
  2. Me too
  3. No
  4. Better (feat. Yo Gotti)
  5. Hopeless romantic
  6. I love me (feat. LunchMoney Lewis)
  7. Kindly calm me down
  8. Woman up
  9. Just a friend to you
  10. I won't let you down
  11. Dance like yo daddy
  12. Champagne problems
  13. Mom (feat. Kelli Trainor)
  14. Friends
  15. Thank you (feat. R. City)

Gesamtspielzeit: 49:35 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-05-18 21:55:39 Uhr
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Thank you
2016-03-08 15:57:04 Uhr
No.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-03-07 16:35:42 Uhr
MEGHAN TRAINOR:
Neue Single "NO" erscheint heute
Album "Thank You" ab 13. Mai erhältlich
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