Slow Steve - Adventures

Morr / Indigo
VÖ: 06.05.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Fenster nach draußen
Das Album von Slow Steve klingt, als sollte es eigentlich mal reiner Lo-fi-Pop werden: reduzierter Gesang ohne durchkomponierte Melodien. Aber dann hat Rémi Letournelle im Studio noch einige alte Synthesizer gefunden, die ihn inspiriert haben. So kommt es, dass der schlichte Gesang mit weirden, aber sanften und unaufdringlichen Melodien angereichert wird: so zum Beispiel beim Opener "Eaux usées" oder bei "Bali", beides Stücke, die auf einem gleichmäßig ziehenden Achtelrhythmus dahintreiben. Gitarre und Vocals jagen dem Rhythmus hinterher, bleiben aber immer zurückgenommen.
Letournelle folgt damit einem Sound-Rezept, das bei seiner ehemaligen Band Fenster schon sehr gut funktionierte: dichte und komplexe Songstrukturen, die leicht und nicht bemüht konstruiert klingen, sondern klein. Lo-fi eben. Die Stücke haben keinen streng definierten Aufbau. In "Foam shapes" zum Beispiel philosophieren Slow Steve über Beziehungen und wie ihre verschiedenen Spielarten unser Leben bestimmen. Ein Track ohne Strophe und Refrain, sondern durcherzählt.
Das Gegenstück zu dem eingängigen, mitreißenden "Bali" bilden "Joséphine I" bis "Joséphine III", drei Stücke, in denen die Berliner mit den Sounds der Synthesizer spielen und zu jazzigen Improvisationen mit Bass- oder Bläsersoli zusammenfügen. Wenn sie sich mit den nachhallenden und blubbernden Melodien verbinden, klingen Slow Steve nach Krautrock. Die Songs treiben dahin, von Harmonie zu Harmonie und entwickeln durch die wiederkehrenden Motive eine Melodie, die ihnen Struktur gibt. So pendelt "Adventures" zwischen dem Lo-fi-Pop der ersten Albumhälfte und dem Improvisations-Pop der zweiten Hälfte. Wie wunderschön das zusammenpasst, zeigt "Foam shapes": Als letzter Song führt er beide Stile zusammen. Der sanft-erzählende Gesang am Anfang wird schon fast klassisch von Gitarre und Schlagzeug begleitet, das in der letzten Minute in einen Synthesizer-Hall übergeht und ausklingt.
Schon mit der ersten Single und EP, die sie vergangenes Jahr veröffentlicht haben, haben Slow Steve ein Versprechen auf ungemein charmanten und verspielten, aber nicht einfachen Pop gegeben. Mit "Adventures" haben sie das nun auf Albumlänge eingelöst.
Highlights
- Eaux usées
- Bali
- Foam shapes
Tracklist
- Eaux usées
- Veteran
- Sloth
- Bali
- Joséphine I
- Joséphine II (Riviere)
- The giant spider crab from Japan
- Joséphine III (Tschüss Oskar)
- Oscillation
- Red wool
- Foam shapes (feat. Helen Fry)
Gesamtspielzeit: 40:15 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28505 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-05-18 21:55:10 Uhr
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Fenster; José González; Ramona Falls; Mazzy Star; Grizzly Bear; Smog; Courtney Tidwell; The xx; Cocteau Twins; Adam Green; The Moldy Peaches; Bright Eyes; Dakota Suite; Lambchop; The Leisure Society; Edson; Noah And The Whale; Daughter; The Magnetic Fields; BOY; My Brightest Diamond; Maritime; Modest Mouse; The Tallest Man On Earth; The Monochrome Set; Badly Drawn Boy; The Folk Implosion; The Hidden Cameras; The Divine Comedy; Slowdive; The Weakerthans; Guillemots; Built To Spill; The Notwist; Guided By Voices; Broken Social Scene; Bon Iver; Pavement
Bestellen bei Amazon
Threads im Plattentests.de-Forum
- Slow Steve - Adventures (1 Beiträge / Letzter am 18.05.2016 - 21:55 Uhr)