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Kygo - Cloud nine

Kygo- Cloud nine

B1 / Sony
VÖ: 13.05.2016

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Gestriges von morgen

Für die Leser im Jahr 2016:

In was für einer Welt wir jetzt gerade leben, zeigt eine Google-Suche nach "fast car", welche nach aktuellem Stand weder schnelle Fahrzeuge noch einen großartigen Song von Tracy Chapman als erstes Ergebnis liefert. Stattdessen stößt der unbedarfte Nutzer auf das House-Cover eines gewissen Jonas Blue von ebendiesem "Fast car" von Chapman, garniert mit Vocals irgendeiner Tante. Deep House – oder genauer: Tropical House – ist nun mal das dicke Ding der Zeit. In einer Zeit, in der wir gerne bequeme Wege zum Ziel wählen, passt sich die Musikindustrie an und bringt Remixe und Coverversionen heraus, die weder bei der Entstehung noch beim Hören viel Arbeit machen. Neuester Zugang im Reigen ist der Norweger Kygo mit seinem Debüt "Cloud nine". Wie mancher Genre-Vertreter machte der mal ganz passable Musik, bevor das große Geld in Form von seichtem Hintergrundrauschen winkte. Jeweils unterschiedliche Sänger bespaßen 15 Tracks – welche trotzdem alle komplett austauschbar geraten sind. Aber hey – Plattenfirma, Features, Kygo, Gelegenheitshörer, Musikhasser: Hier gibt es doch nur Gewinner, oder?

Für die Leser im Jahr 2021:

Tom Odell, James Vincent McMorrow, John Legend sowie Angus & Julia Stone als Gäste auf einer Platte? Klingt verlockend, nicht wahr? Die Platte stammt vom "DJ" Kygo und ist schon seit fünf Jahren draußen – das ist immerhin schon so lange her wie das letzte Lebenzeichen von Radiohead. Aber bevor falsche Erwartungen entstehen: Keinesfalls klingt auf der betreffenden Platte namens "Cloud nine" irgendetwas nach deren Musik. Ist Deep House noch ein Begriff? Das war diese Elektro-Musik für Leute, die kein Elektro mögen; Songs, die quasi direkt im Vorteilspack mit Bügeleisen verkauft werden konnten. Da stören keine zu harten Beats oder Noise-Anteile. Ganz selten erhebt sich die Spannungskurve aus ihrem Geradendasein wie in der damaligen Hitsingle "Firestone" mit immerhin einem erhebenden Refrain oder auch beim Beitrag mit Angus & Julia Stone, welcher die Platte wenigstens einigermaßen würdig beschließt. Schwer zu sagen, wie der diese Gaststars zu solch einem oberflächlichen Quark bewegen konnte, oder?

Für die Leser im Jahr 2031:

Felix Jaehn. Stereoact. Kygo. Robin Schulz. Na, klingelt's? Je nachdem, wie alt Du bist, hast Du damals in deiner Jugend zu deren Tracks getanzt – natürlich ohne zu wissen oder daran interessiert zu sein, wer da genau die Beats gerade liefert – oder schlimmererweise wurdest du zu solchen Klängen erst gezeugt. Aber klar, an diese Namen erinnert sich heutzutage keine Sau mehr, auch wenn man munkelt, dass uns das 10er-Jahre-Revival kurz bevorsteht. Und das nicht mal, weil Radiohead angeblich wieder mal was zusammen aufnehmen wollen und wir gerade versuchen, sie fürs Plattentests.de-Fest zum 32-jährigen Bestehen zu gewinnen. Also ab in den Kostümladen, Turnbeutel und Dutt-Perücke geschnappt und auf die nächste Trash-Party zu Deep-House-Klängen. Es gibt doch nichts Schöneres, als sich an der eigenen peinlichen Vergangenheit zu erfreuen. Ach ja, google doch mal nach "fast car". Schicke Flitzer, oder?

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Firestone (feat. Conrad Sewell)
  • For what it's worth (feat. Angus & Julia Stone)

Tracklist

  1. Intro
  2. Stole the show (feat. Parson James)
  3. Fiction (feat. Tom Odell)
  4. Raging (feat. Kodaline)
  5. Firestone (feat. Conrad Sewell)
  6. Happy birthday (feat. John Legend)
  7. I'm in love (feat. James Vincent McMorrow)
  8. Oasis (feat. Foxes)
  9. Not alone (feat. RHODES)
  10. Serious (feat. Matt Corby)
  11. Stay (feat. Maty Noyes)
  12. Nothing left (feat. Will Heard)
  13. Fragile (Kygo & Labrinth)
  14. Carry me (feat. Julia Michaels)
  15. For what it's worth (feat. Angus & Julia Stone)

Gesamtspielzeit: 55:56 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Cargo
2016-06-07 14:06:09 Uhr
Die Rezension hat sicher gute Chancen im Jahrespoll.

Absolut. Erst jetzt gelesen.

2016-05-22 17:51:13 Uhr
Der ist genau richtig und klasse. :D

musie

Postings: 3751

Registriert seit 14.06.2013

2016-05-22 17:37:40 Uhr
man könnte noch mehr löschen in diesem text…. ;-)

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9300

Registriert seit 26.02.2016

2016-05-22 13:38:58 Uhr
Ja, ist richtig. Sollte Stereoact heißen. Hab es weitergegeben.
@Felix H.
2016-05-22 13:14:15 Uhr
Ich glaube (und bin mir sehr sicher), dass du die beiden Bands Stereolab und Stereoact ("Die immer lacht") verwechselt hast, kann das sein? Stereolab passen in diesen Kontext nämlich überhaupt gar nicht rein.
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