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Thrice - To be everywhere is to be nowhere

Thrice- To be everywhere is to be nowhere

Vagrant / Warner
VÖ: 27.05.2016

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Was im Lack

Als Mensch, der dem Kalauer nicht abgeneigt ist, sagt man bei Abschieden oft salopp "Man soll immer dann gehen, wenn es am schönsten ist." Ob diese Form des Abgangs beim (vorläufigen) Schlussstrich von Thrice im Jahr 2012 zutraf, darüber kann und konnte man in Fankreisen fürtrefflich streiten. Bei der treuen Anhängerschaft vergöttert und bei Kritikern noch immer höchst angesehen, sagten die Post-Hard-Emo-(Whatever)-Core-Pioniere um Dustin Kensrue nach der letzten, feinen Studioplatte "Major/Minor" und einer fulminanten Abschiedstour, die das famose Live-Vermächtnis "Anthology" möglich machte, schlicht und einfach "Tschüs, bis irgendwann".

Dieses "Irgendwann" ist nur vier Jahre später tatsächlich schon gekommen und hört auf den nachdenklichen Titel "To be everywhere is to be nowhere". Anders jedoch als bei manch anderen der unten aufgelisteten Genre-Zeitgenossen, wo die Ankündigung neuen Materials bloß Indifferenz oder gar heftiges Kopfschütteln auslöst, herrschte bei Thrice allenthalben großer Jubel: "Bitte, bitte auch eine neue Platte!" Bloß – wie würden Thrice nach der Pause klingen? Diese hochkreative Band, die mit Nu Metal, Hardcore und Emopunk begann, mit dem Meisterwerk "Vheissu" modernen Post-Hardcore quasi definierte, just danach und völlig unerwartet das zerbrechlich-melancholische "The alchemy index"-Projekt vorlegte und im Nachgang ab "Beggars" sowieso zu allem bereit schien, wonach ihr der Kopf stand. Es war mit allem zu rechnen.

Die treibende erste Single "Blood on the sand" schlägt mit euphorischem Refrain schon mal die erste tiefe Ohrwurm-Kerbe in die neue Thrice-Ära. Und Kensrue und Gefolgschaft haben wie immer was zu sagen, lassen kein gutes Haar an derzeitigen politischen Entwicklungen und den handelnden Akteuren. "We wave our flags / We swallow fear like medicine / We kiss the hands of profiteers and their congressmen / I'm so sick of this!" Wem "Major/Minor" im Klangbild zu eintönig war, der bekommt mit "To be everywhere is to be nowhere" zwar keinen wirklichen Stilwechsel geboten, so viel sei klargestellt, aber in jedem Fall etwas mehr Abwechslung. Mit "Salt and shadow" beschließt auch wieder ein ruhiger Track das Album, was vor allem Kenrues Stimme gut tut – wirkt sie doch an manch anderer Stelle durch die Produktion ein wenig verfremdet. Rein musikalisch ist es dennoch schwierig, dieses Comeback einzuordnen. Solide, aber wenig spektakuläre Alternative-Rock-Nummern wie "Hurricane" oder "The window" könnten nahelegen, dass Thrice ihr Gespür für wirklich große Songs während der Auszeit tatsächlich irgendwo verloren haben.

Zu viel Beliebigkeit auch in "Wake up", das Hymnenlastigkeit deutlich über das Songwriting stellt, sich auf einem einzigen Riff ausruht und in manchen Momenten gar unangenehm nach der New-Rock-Schablone der frühen Nullerjahre zeichnet. Arg ins Gewicht fällt das jedoch letztendlich nicht, bei Thrice weiß man schließlich, was man bekommt. Und dass es viel besser geht. Stücke wie "The long defeat" zum Beispiel, das an einem herrlich verspielten Gitarrenthema entlang driftet, oder das drängende, sich im Refrain selbst überholende "Whistleblower" sind typisch dynamische Thrice-Songs, die "To be everywhere is to be nowhere" zu einem guten, wenn gleich nicht sehr guten Album machen. Da kann sich der mitreißende Stampfer "Black honey", ebenfalls vorab ausgekoppelt und mitunter stärkstes Brett des Werks, noch so aufbäumen – ein kleiner Riss im frisch lackierten Holz bleibt. Dass dieser jedoch nur auffällt, weil bei Thrice in der Vergangenheit so derart viel glänzte, dürfte hinlänglich klar sein.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • The long defeat
  • Black honey
  • Whistleblower

Tracklist

  1. Hurricane
  2. Blood on the sand
  3. The window
  4. Wake up
  5. The long defeat
  6. Seneca
  7. Black honey
  8. Stay with me
  9. Death from above
  10. Whistleblower
  11. Salt and shadow

Gesamtspielzeit: 41:38 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Robert G. Blume

Postings: 898

Registriert seit 07.06.2015

2017-09-13 11:00:14 Uhr
Ja, kannte ich schon, bin aber nicht so angetan von dem Song. War schon richtig, den vom Album zu lassen.

hubschrauberpilot

Postings: 6755

Registriert seit 13.06.2013

2017-09-12 22:03:19 Uhr
Gefällt.

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2794

Registriert seit 14.06.2013

2017-09-12 11:57:50 Uhr
Schon jemand "Sea change" gehört? Gestern über Spotify drüber gestolpert. Kam wohl zum RSD.
Eher ruhig, aber mag's sehr. Schönes Finale.

derdiedas

Postings: 766

Registriert seit 07.01.2016

2016-11-16 08:23:13 Uhr
So, hatte endlich einmal Zeit, mich mit dem Album zu beschäftigen. Der erste Eindruck war eigentlich ziemlich positiv, aber mittlerweile muss ich mich dem Fazit als "solide" anschließen.

Der Sound gefällt mir eigentlich, die Noisepassagen lassen etwas "Fire"-Stimmung aufkommen, gleichzeitig sind Teppeis Riffs endlich wieder mehr im Vordergrund. Major/Minor war vom Sound her sehr gleichförmig, hier ist deutlich mehr Dynamik drin und das gefällt mir.
Nur leider hat das Songwriting wirklich nachgelassen. Thrice hatten eigentlich immer das Talent, komplexe und gleichzeitig eingängige Melodien zu schreiben. Sowas stumpfes wie "Wake Up" haben sie doch eigentlich gar nicht nötig.
Hurricane und Black Honey sind toll, auch Whistleblower oder Death from Above sind nicht zu verachten, aber sie funktionieren eben alle ziemlich nach Schema F.
Enttäuschter
2016-09-08 17:51:14 Uhr
...Haben einen Song von unserem Lieblingsglatzkopf gecovert:...

Hatte jetzt etwas von Unheilig erwartet.
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