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The Strumbellas - Hope

The Strumbellas- Hope

Six Shooter / Universal
VÖ: 20.05.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Geister, Dämonen und manchmal die Sonne

"I got guns in my head and they won't go / Spirits in my head and they won't go." An diesen Zeilen der Indie-Folk-Band The Strumbellas hat es wohl im Jahr 2016 noch niemand vorbeigeschafft. Bei aller Ohrwurmqualität ist dies jedoch genau die Art Song, welche man im Radio vielleicht noch mitnickt, ihn aber spätestens im Gespräch noch als x-te seichte Nummer im Fahrtwasser von Mumford & Sons, The Lumineers oder Mighty Oaks abtut. Dabei tut man dem kanadischen Sextett damit unrecht. Klar, einen choral vorgetragenen Refrain haben sie nicht gerade erfunden, und mit Originalität glänzt die besagte Vorab-Single "Spirits" auch nicht. Aber Verse wie "I've been looking at the stars tonight / And I think / Oooh, how I miss the bright sun" sind einfach Beweise für gutes Storytelling, und auch das bildreiche Gesamtkonzept zwischen Träumen, Tod, Finsternis und diesen verdammten Knarren im Kopf geht letztlich auf, womit die Lyrics eine ungeahnte Tiefe entfalten. Der Grundstein für ein starkes drittes Album namens "Hope", dem Nachfolger des Juno-prämierten Zweitlings "We still move on dance floors", ist hiermit gelegt.

Auch im darauffolgenden "Shovels & dirt" erklärt Frontmann Simon Ward mit "I've got a head full of darkness / And darkness is good" das Düstere zum Leitmotiv über all die sonnig-wohligen Akkorde. Diese vernarbte Lebensfreude, welche durch den Widerspruch zwischen den Texten und dem Sound greifbar wird, lässt "Hope" nie mehr los und zeigt, dass man es mit dieser Band nicht nur mit den nächsten Trittbrettfahrern zu tun hat, die lediglich jene Klischees bedienen, die das Radio derzeit glücklich machen. Die so geschaffene intensive Grundatmosphäre eines durchdachten Albums bereichert unter anderem das melancholische "David", eine Reflexion der eigenen noch nicht so erfolgreichen Tourzeit und den damit verbundenen emotionalen Zusammenbrüchen.

Minimale Wermutstropfen gibt es allerdings schon, der simplen Ballade "I still make her cry" hört man beispielsweise schon an, dass sie vor zwölf Jahren geschrieben wurde und nicht zum Besten gehört, was die Band zu bieten hat. "Wild sun" hingegen klingt gerade in den Strophen doch arg nach Razorlights "Wire to wire", ohne wirklich aus dessen Schatten herauszutreten. Vollkommen nüchtern betrachtet gibt es also durchaus kleinere Schwachpunkte, auch wenn dies beileibe keine schlechten Songs sind. "Hope" mag damit nichts für all die kopflastigen Zerdenker oder die nach Innovation Lechzenden sein, auf emotionaler Ebene ist es jedoch ein voller Erfolg. Über die vielen Ohrwürmer graben sich langsam aber sicher herzzerreißende Zeilen wie "Mother mother, I can feel your heart break / Burning through me every single day" in das Gehirn und offenbaren in zwei Sätzen ganze Dramen. Und dann gibt es doch wieder Momente wie das spaßige "Young & wild", das für die kurze Dauer von viereinhalb Minuten allen Schmerz wegspült.

Wofür ist Musik denn da, wenn nicht hierfür? Und hinter dem offensichtlichen Hit-Triumvirat aus "Spirits", "Shovels & dirt" sowie "We don't know" schälen sich doch bei jedem Hörgang neue, weniger offensichtliche Perlen heraus. Das locker-leichte "Dog". Das träumerische "The night will save us" für all die Twenty-Somethings, die ihrer Jugend nachhängen. Alles zusammen untergebracht auf einem Silberling aus elf organisch ineinandergreifenden Stücken. Jede Kritik kann hierbei nur eine Randnotiz sein. Und wenn man letztlich niedergeschlagen von der Schwere der Texte auf dem Bett liegt, "Hope" von Neuem beginnt und man sich nach der Bridge "And I don't want a never-ending life / I just want to be alive / While I'm here" – dieser Essenz in drei Teilsätzen – wieder langsam besser zu fühlen beginnt, weiß man, dass die kommenden Refrains wieder alle Wunden heilen werden.

(Marcel Menne)

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Highlights

  • Spirits
  • Shovels & dirt
  • The night will save us

Tracklist

  1. Spirits
  2. Shovels & dirt
  3. We don't know
  4. Wars
  5. Dog
  6. The hired band
  7. Young & wild
  8. The night will save us
  9. I still make her cry
  10. David
  11. Wild sun

Gesamtspielzeit: 42:32 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2017-04-07 15:42:33 Uhr - Newsbeitrag
The Strumbellas kommen im Juli auf Tour
Wie Musik die Menschen verbindet, konnte man im vergangenen Herbst bei einer exklusiven Show in Berlin erleben: The Strumbellas spielten ihren Hit „Spirits“, der gerade mit Gold ausgezeichnet worden war, und das komplette Astra sang herzergreifend mit. Selten passiert es bei einem Konzert, dass sich wildfremde Menschen einfach so in den Arm nehmen. The Strumbellas haben genau das geschafft. Die Band aus Kanada begeistert ihre Fans schon seit einigen Jahren mit ihrem fröhlichen Folk-Pop, doch erst mit der jüngsten und dritten Platte „Hope“ ist sie auch bei uns so richtig bekannt geworden. The Strumbellas stammen ursprünglich aus dem kleinen Ort Lindsay in der Provinz Ontario. 2012 veröffentlichten die sechs Musiker rund um Sänger und Songwriter Simon Ward ihr Debütalbum „My Father The Hunter“, das mit eindringlichen Texten und ansteckenden (und durchaus tanzbaren) Melodien sowohl Fans als auch Kritiker überzeugte und der Band eine Nominierung für die prestigeträchtigen Juno Awards in ihrer Heimat einbrachte. Mit dem ein Jahr später veröffentlichten zweiten Album „We Still Move On The Dancefloors“ konnten die Strumbellas dann gleich sechs Awards bei diversen Preisverleihungen einheimsen. Unter anderem wurde die Band zur Folk Group Of The Year und zu Music’s Rising Star gekürt. Gleichzeitig tourte die Band natürlich unermüdlich weiter und begeisterte immer mehr Fans mit ihrer einmaligen Mischung aus melancholischem Herzschmerz mit ehrlichen Texten und gut gelauntem Alternative Folkrock zum Hände-in-die-Luft-recken. Am Wochenende erst bekamen The Strumbellas endlich auch den Ritterschlag, den Juno für die Single des Jahres für – natürlich! – den Sommerhit „Spirits“. Jetzt hat das Sextett bestätigt, dass es im Juli auf Deutschland-Tour kommt.

Präsentiert wird die Tour von intro, piranha, kulturnews, Vevo und MusikBlog.de.

24.07.2017 Heidelberg - Halle02
26.07.2017 Erlangen - E-Werk
27.07.2017 Leipzig - Täubchenthal
28.07.2017 Hamburg - Mojo Club

Tickets gibt es ab sofort exklusiv via eventim.de.
Ab Freitag, den 7. April, 10 Uhr gibt es die Tickets für 24 Euro zzgl. Gebühren an allen bekannten CTS–VVK-Stellen sowie unter der Hotline 01806 – 853653 (0,20 €/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 €/Anruf), auf fkpscorpio.com und eventim.de.

Mehr Infos und Musik unter thestrumbellas.ca, facebook.com/thestrumbellas, twitter.com/thestrumbellas, instagram.com/thestrumbellas und youtube.com/user/thestrumbellas.
jeckyll
2016-05-11 23:20:05 Uhr
Hierbei musste ich dann doch lachen @rezensent

// Aber Verse wie "I've been looking at the stars tonight / And I think / Oooh, how I miss the bright sun" sind einfach Beweise für gutes Storytelling //


Welch Story, die da getellt wird. Die ganz großen Konflikte des Lebens, präzisiert wie noch nie.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-05-11 22:20:57 Uhr
Frisch rezensiert.

Meinungen?

necrodex

Postings: 18

Registriert seit 13.06.2013

2016-04-27 11:06:03 Uhr
Näh... Klingt mir zu sehr nach dem derzeit allzu üblichen Imagine Dragons/American Authors-Blubbdiblubb. Spirits zB, die brechen nicht einmal aus, und diese Chöre im Refrain kann ich auch nicht mehr hören
Popmar
2016-04-26 16:32:40 Uhr
Und warum dürften die groß werden? Wegen dieser Einheitsbreischenkelklatscher? Klingt heute irgendwie alles gleich...traurig
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