Samiyam - Animals have feelings
Stones Throw / Groove Attack
VÖ: 08.04.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 1/10
Herz, schlag!
"Hip and hop is more than music / Hip is the knowledge / Hop is the movement / Hip and hop is intelligent movement" – was von Rap-Größe KRS-One einst erklärt und von seinem Kollegen Talib Kweli in einem Streitgespräch mit Kiss-Bassist Gene Simmons neulich wieder aufgegriffen wurde, gerät nur allzu oft in Vergessenheit. HipHop ist nicht nur Musik, nicht nur Rap, nicht nur weite Hosen und dicke Goldketten. Es ist eine Subkultur-Bewegung, die über bloße musikalische Vertonung hinausgeht. Dennoch – oder deswegen – ist der Beat im HipHop von essenzieller Wichtigkeit: der Beat im Kopf, der zum Denken anregt. Der Beat in der Brust, der das Herz am Laufen hält. Der Beat im Ohr, der von dort direkt in die Beine geht und sie zum Tanzen animiert.
Nun gibt es Beatmaker, die in ihrer ganz eigenen Form legendär sind und nicht nur bloße Produzenten der lauten Rapper sind. Selbst Nichtkenner der Materie dürften etwa schon von J Dilla gehört haben – der 2006 viel zu früh verstorbene Mann aus Detroit brauchte im Grunde gar keine Worte, um seine Message in verschiedenen HipHop-, Soul- und Funk-Schattierungen zu verbreiten. Etwas unbekannter ist hingegen Sam Baker alias Samiyam, der vielen wohl vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Flying Lotus als Flyamsam aufgefallen ist. Gerade jener in Los Angeles beheimatete Samiyam sorgt aber mit seinem vierten Werk "Animals have feelings" für eine erstaunliche Erfrischungskur für das Genre und die Subkultur HipHop. Denn auf diesem Album ist quasi jeder Beat gleichzeitig auch ein Herzschlag.
22 Songs finden sich auf "Animals have feelings", nur drei davon mit vokalistischer Unterstützung durch vier verschiedene Rapper: So darf Action Bronson endlich den Titelsong seines letzten Albums "Mr. Wonderful" veröffentlichen, der für den ursprünglichen Release zu spät fertig wurde. Als Bonus-Track, der ein paar Monate auf sich warten ließ, kündigte Samiyam das gute Stück unlängst an und tut ihm damit eigentlich fast ein bisschen Unrecht – mit seiner Mischung aus dem stolpernden Rhythmus und einem ungehindert geradeaus stampfenden Action Bronson hätte es auch wunderbar auf das dazugehörige Album gepasst. Jeremiah Jae und Oliver The 2nd veredeln das raffinierte "Lord of the rings", und Odd-Future-Wunderkind Earl Sweatshirt beweist im düster-wirren "Mirror" einmal mehr, dass er einer der innovativsten Köpfe seiner Generation ist.
So gut die drei Tracks aber auch sind: Für die eigentliche Spannung sorgen gerade die restlichen 19 Stücke, die mal mehr, mal weniger im klassischem Instrumental-HipHop-Gewand auftreten und doch alles andere als vorhersehbar sind: Da wäre beispielsweise die Single "Dartgun", die mit einer sommerlichen Fahrt an der kalifornischen Küste startet und schließlich doch noch in den dunklen Ecken von Los Angeles versackt. "Ain't nothin' changed", verkündet der Opener "Taco chase" gleich zu Beginn kurz und scheint sich anschließend unter mehreren Beatschichten einzugraben, während "Calisthenics" mit verschiedenen Piano- und Synthesizer-Effekten spielt. Die Melancholie von "One day" erinnert an längst vergessene Blues- und Jazz-Künstler, "Ronald" küsst im Vorbeigehen die Bläsersektion einer Sechzigerjahre-Soul-Band, den Deckel zu macht aber schließlich "Gumdrops", das gleichzeitig den klassischen wie den modernen HipHop vereint. Egal, was Gene Simmons sagt: The beat goes on. Und wie.
Highlights
- Taco chase
- Calisthenics
- Dartgun
- Mirror (feat. Earl Sweatshirt)
- Ronald
Tracklist
- Taco chase
- Blowed
- Calisthenics
- Kimchee
- Meditate
- Part 1
- Lord of the rings (feat. Jeremiah Jae & Oliver The 2nd)
- Animals have feelings
- Surprise
- Pier 4
- Lotion
- Dartgun
- Mr. Wonderful (feat. Action Bronson)
- Not a fluke
- Smoke break
- Mirror (feat. Earl Sweatshirt)
- One day
- Teebs gets angry
- Paddle boat
- Turkish vacation
- Ronald
- Gumdrops
Gesamtspielzeit: 46:01 min.
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2016-05-03 18:29:25 Uhr
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Referenzen
Flyamsam; Flying Lotus; Knxledge; Jon Wayne; J Dilla; RJD2; MF Doom; Pete Rock; Madlib; Danny!; DJ Krush; Wax Taylor; DJ Babu; Blockhead; DJ Shadow; Jaylib; Cut Chemist; DJ Cam; Ras G; Shlohmo; Nosaj Thing; Kid Koala; Danger Mouse; Dangerdoom; King Geedorah; Madvillain; JJ Doom; Quasimoto; Metal Fingers; MF Grimm; Captain Murpy; Lootpack; Victor Vaughn; Onra; 40 Winks; Blue Sky Black Death; Apollo Brown; Tokimonsta; Teebs; Actress; The Gaslamp Killer; Gonjasufi; Rustie; Shabazz Palaces; Jeremiah Jae; Oliver The 2nd; Action Bronson; Earl Sweatshirt; Tricky; Massive Attack
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