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Moonsorrow - Jumalten aika

Moonsorrow- Jumalten aika

Century Media / Sony
VÖ: 01.04.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Die Kaltschrate

Pagan Metal. Ein Genre, dessen Ruf in der letzten Zeit, nun ja, sagen wir einmal, nicht mehr das allerbeste Ansehen hatte. Was als Rückbesinnung auf die Natur, auf die eigentlichen Wurzeln begann, darf sich mittlerweile bei zahlreichen realsatirischen Auswüchsen bedanken, dass das allererste Bild bei der Nennung der Stilrichtung aus schunkelnden Wikinger und insbesondere in der finnischen Ausprägung im Humppa-Takt wankenden Waldschraten besteht. Und ja, auch eigentliche Vorreiter wie Finntroll und Korpiklaani lassen allzu oft den komödiantischen Aspekt in den Vordergrund treten. Doch dann gibt es noch die weniger Bekannten. Die bösen Brüder. Die, deren Namen man nur hinter vorgehaltener Hand flüstern mag, weil sie in ihrer Düsternis so gar nicht in das Klischee passen wollen. Die, bei denen Pagan Metal nicht aus gemütlichem Suff besteht, sondern aus Leben in klirrender Kälte. Ein Leben, so kalt und einsam, dass nur die Überlieferung von alten Sagen ein wenig Wärme bringt. Diejenigen, die wie Moonsorrow einen Raum mühelos mit Schwärze füllen können.

Und diese Moonsorrow zeigen gleich mit dem Blick auf die Trackliste ihres siebten Studioalbums "Jumalten aika", was Sache ist. Fünf Songs in 67 Minuten – das ist keine Kost, die nebenher gehört werden mag. Es dauert fast zwei Minuten, bis die düster marschierenden Chöre des Titeltracks von einer mächtigen Black-Metal-Wand überrollt werden. Und gerade hat man sich an diese Wucht gewöhnt, wird die Bremse für ein kurzes Break getreten. Spannungsbögen galore, bis der Song weiter und weiter eskaliert, man möchte jede Zeile dieser Raserei nur noch mitschreien. Wenn man doch wenigstens etwas Finnisch könnte... Was für ein Wahnsinn, was für eine Entdeckungsreise. Und sei es nur für diese vier Takte Thrash, etwa nach knapp acht Minuten. Doch unerbittlich zieht der Song immer weiter in den Bann, hypnotisiert trotz aller Wucht. Wäre da nicht die meisterhafte Produktion der kongenialen Bandchefs Henri und Ville Sorvali, das Dickicht wäre unüberschaubar.

Überhaupt sind merkt man die Akribie der beiden Cousins jeder Note, jedem Effekt an. Plötzlich ist da dieser kleine Ennio-Morricone-Gedächtnis-Chor, gut versteckt in "Ruttolehto", bevor die Spannung erneut durch düstere Beschwörungen auf die Spitze getrieben wird. Auf einmal ist alles klar. Die Raserei muss genau so sein, die Schreie des Frontmanns nicht weniger orgiastisch denn kathartisch – hier ist trotz der vermeintlich unüberschaubaren 15 Minuten Spielzeit jeder einzelne Ton exakt beabsichtigt, ohne kalkuliert zu sein. Und wenn Henri Sorvali im Interview davon spricht, dass alleine die Produktion dieses einen Songs insgesamt anderthalb Jahre brauchte, 18 Monate, bis jedes Arrangement so saß, wie es sitzen sollte, so will man es ohne Umschweife glauben.

Nur ein einziges Mal irrlichtert Sorvali ein wenig unschlüssig durch die Ideen, und das ausgerechnet bei "Suden tunti", dem mit sieben Minuten kürzesten Track der Platte. Spannenderweise ist genau diese Spieldauer das Problem, denn hier – und nur hier! – gelingt es zu selten, die kompositorischen Fäden zusammenzuführen. Mehr noch, hier kann Sorvali die Nähe zu seinem anderen Betätigungsfeld dann doch nicht leugnen. Denn wem das Maultrommelgeklimper im Mittelteil bekannt vorkommt, der liegt richtig: Der Gitarrist ist nicht nur hauptberuflich witzigerweise Sound-Designer bei der für "Angry birds" verantwortlichen Computerspieleschmieder, sondern nebenher noch unter dem Pseudonym Trollhorn maßgeblich für Finntroll verantwortlich und lässt offensichtlich nur dort die Humppa-Sau raus. Doch genau deswegen bleibt es trotz dieses kleinen Ausreißers meisterhaft, wie es Moonsorrow gelingt, prachtvolle Atmosphäre mit Raserei, trotz aller vermeintlichen Ruhe bedrohlich wirkende Passagen mit wuchtig aufgetürmten Riffwänden zu kombinieren. Das ist zu jeder Zeit fordernd, erzwingt die volle Aufmerksamkeit – und belohnt mit großer Kunst.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Jumalten aika
  • Ruttolehto / Päivättomän päivän kansa

Tracklist

  1. Jumalten aika
  2. Ruttolehto / Päivättomän päivän kansa
  3. Suden tunti
  4. Mimisbrunn
  5. Ihmisen aika (Kumarrus pimeyteen)

Gesamtspielzeit: 67:06 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
jetzt ich
2019-03-09 15:30:22 Uhr
die letzten 4 alben sind für mich das Beste von denen.

-verisäkeet 10/10
-hävitetty 9/10
-varjoina...10/10
-jumalten aika 9/10
Maniac
2016-04-28 17:47:13 Uhr
was da in der Rezi über den Titelsong steht, trifft auf das komplette album zu.
und Mimisbrunn toppt dann nach noch mal alles auf dem Album.
ich kann nur jedem wärmstens die 3 vorgänger empfehlen und natürlich den wohl besten song von denen "tylimisky".
ich kann nur eine 9/10 geben.
diese gänsehautgarantie bekomme ich von neuen alben in 2016 bislang nur so richtig von Moonsorrow, And Also The Trees, im mai hoffentlich von Katatonia und dann im Juni von Swans.

Autotomate

Postings: 6174

Registriert seit 25.10.2014

2016-04-27 09:57:48 Uhr
Großartig! Plattentests hat ein Moonsorrow-Album rezensiert! Die PT-Ignoranz dieser Band gegenüber nahm ja langsam Formen von Stumpfsinn an - insbesondere, wenn man bedenkt, was Markus Bellmann sich in den vergangenen Jahren stattdessen schon für ein Gelump aus der Metal-Kiste gezogen hat ;)

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27326

Registriert seit 08.01.2012

2016-04-26 23:25:45 Uhr
Frisch rezensiert.

Meinungen?

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