Into It. Over It. - Standards

Triple Crown / Indigo
VÖ: 11.03.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

No lack of color
Wir haben "Die Selbstmord-Schwestern" von Jeffrey Eugenides gelesen. Und freuen uns auf den neuen Roman von Jonathan Safran Foer. Wir können jede Zeile auf Death Cab For Cuties Meisterwerk "Transatlanticism" lautstark mitsingen. Manchmal flüstern wir sie aber auch nur. Und "Six feet under" ist ohnehin unsere Lieblingsserie. Vor zehn Jahren wäre man mit solchen Präferenzen "Emo" geschimpft worden, 2016 spielt diese Kategorisierung kaum mehr eine Rolle. In den letzten Jahren gab es eine Vielzahl unpeinlicher Bands, die melancholisch-schönen Gitarrenrock kultivierten, The Hotelier beispielsweise. Oder aber The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die, die auf dieser Seite auch schon lobend Erwähnung fanden. Into It. Over It. ist einer der Vorreiter dieser kleinen neuen Welle und mit "Standards" erscheint nun die dritte Platte des Projekts. Verantwortlich dafür ist vor allem Evan Thomas Weiss, der als einziges beständiges Mitglied die Hefte des Handelns in Händen hält.
Noch vor dem Debütalbum "Proper" aus dem Jahr 2011 veröffentlichte Weiss mit "52 weeks" eine Compilation, die über den Zeitraum eines Jahres erschien: Pro Woche ein Song, manchmal auch nur kurze Miniaturen, doch eindrücklich wars irgendwie schon. Ist Evan Thomas Weiss etwa so eine Art Mini-Sufjan? "Standards" jedenfalls kommt ohne einen solchen Masterplan aus und wird seinem pragmatischen Titel durchaus gerecht: Zwölf Songs zwischen guten zwei und knappen fünf Minuten, die immer irgendwo zwischen Sommernachts-Melancholie und morgendlicher Euphorie pendeln, ohne aber ins Stumpfe oder ins Egale abzudriften, wie es ja so oft passiert bei Künstlern, die die Gefühlspalette vollumfänglich abzubilden versuchen.
"Standards" beginnt mit "Open casket", einem ruhigen, aber atmosphärischen Song, der seine Stärken kennt und sie bewusst in Szene setzt: Klar, solche Nummern sind prädestiniert für die besonders melancholischen Schlussszenen US-amerikanischer Drama-Serien, aber auch für den ganz persönlichen Alltagssoundtrack taugen sie vorzüglich. Im folgenden "Closing argument" wird Weiss dann lauter, die Gitarren krachen angenehm knackig vor sich hin, geschrieen werden muss hier nicht, ist ja kein Screamo-Quatsch. "No EQ" überzeugt durch das druckvolle Schlagzeugspiel und die schiere Dynamik, die dadurch entsteht: Hier musizieren Into It. Over It. in der Tradition altbekannter und vielzitierter Bands aus den 90er- und 00er-Jahren. Ein Blick auf die Referenzen ist folglich auch ein Fest für jeden Nostalgiker.
Zur Albummitte hin wird dann vermehrt auf die großen Gefühle gebaut, die Songs werden ruhiger, trauriger, aber nie weinerlich. "Your lasting image" erinnert an Death Cab For Cutie zu deren Hochzeiten: Weiss' Stimme schwebt über langsamen Akkorden, Wolken brechen, Sturzbäche fallen zu Boden, das Laub der Bäume, die die Straßen säumen, wirbelt auf. "Old lace & ivory" geht in eine ähnliche Richtung. Jeder, der da draußen mit gebrochenem Herzen durchs Leben stolpert, könnte in diesen Songs Trost finden, in den perlenden Gitarrenläufen, den verlockenden Rhythmen, der sanften Stimme. Natürlich gibt es nur wenige innovative Überraschungen auf diesem Album. Doch auch ohne ebenjene gilt: "Standards" zählt zu den bislang schönsten Releases des angebrochenen Jahres 2016.
Highlights
- No EQ
- Old lace & ivory
- Adult contempt
Tracklist
- Open casket
- Closing argument
- No EQ
- Vis major
- Your lasting image
- Old lace & ivory
- Adult contempt
- Required reading
- Bible black
- Who you are =/= where you are
- Anesthetic
- The circle of the same ideas
Gesamtspielzeit: 41:58 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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MartinS Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 1395 Registriert seit 31.10.2013 |
2016-04-28 15:30:41 Uhr
Bei genauerem hinsehen sehe ich das auch so. Dann und wann verliert Weiss bei all den schönen Akustiktönen ein bisschen den Fokus |
Kevin Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 1063 Registriert seit 14.05.2013 |
2016-04-28 00:37:28 Uhr
Knapp an der 8/10 vorbei geschrammt. |
MartinS Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 1395 Registriert seit 31.10.2013 |
2016-04-27 16:47:17 Uhr
Ein Punkt zu wenig, aber das ist ja nebensächlich.Tolles Album jedenfalls! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28498 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-04-26 23:24:17 Uhr
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Jimmy Eat World; Owen; The Hotelier; Foxing; Tigers Jaw; Death Cab For Cutie; Ben Gibbard; Taking Back Sunday; Funeral For A Friend; The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die; Pet Symmetry; The Wonder Years; You Blew It!; Modern Baseball; Braid; Empire! Empire! (I Was A Lonely Estate); Sorority Noise; Balance And Composure; Saves The Day; Joyce Manor; The Promise Ring; Slingshot Dakota; The Get Up Kids; American Football; Kevin Devine; John Vanderslice; Say Anything; Hey Mercedes; Mineral; Pedro The Lion; Texas Is The Reason; Further Seems Forever; Dashboard Confessional; Hot Rod Circuit; Jets To Brazil; Brand New; My Chemical Romance; Alcoa; Sunny Day Real Estate; Rainer Maria; Christie Front Drive; The Weakerthans; John K. Samson; Straylight Run; Rocky Votolato; The Progress; Damiera; Stay Ahead Of The Weather; Their / They're / There; Recreational Drugs
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