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Adam Green - Aladdin

Adam Green- Aladdin

Revolver Distribution Services / Rough Trade
VÖ: 29.04.2016

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Der Tausendsassa

Ist das Kunst oder kann das weg? Diese Frage stellt sich nicht erst seit der Fettecke von Beuys in regelmäßigen Abständen. Sie ist auch ein ständiger Begleiter des Schaffens von Adam Green, seitdem er mit seiner Bandkollegin Kimya Dawson als The Moldy Peaches 2001 über "Downloading porn with Davo" sang und dazu ein Hasenkostüm trug. Die Songs erzählten kleine Geschichten, waren bewusst diletantisch aufgenommen. Antifolk nannte sich das. Spricht heute keiner mehr von. Der erste Spin gelang dem geborenen New Yorker, als er auf seinem zweiten Soloalbum "Friends of mine" mit poliertem Hochglanz-Sound samt Streichquartett zu Songs über das Starlet Jessica Simpson und "sex with the girl with no legs" überraschte. Damit schafft man aber auch nur ein paar wohlwollende Besprechungen in der Musikpresse. Zum Star brauchte es den Wuschelkopf, die großen Augen, den immer leicht geöffneten Mund mit vollen Lippen und ein bei Frauen Beschützerinstinkte weckendes verpeilt wirkendes Auftreten. Und einige Runden im damals noch populären Musikfernsehen. Mit dem Folgealbum "Gemstones" wurde der Urenkel von Felice Bauer, einer Verlobten von Franz Kafka, endgültig zum Superstar in Deutschland. Und schaffte mit einem im renommierten Suhrkamp-Verlag veröffentlichten Gedichtband den nächsten Spin im Sinne "Think big! Nenne es Kunst, dann nennen es auch die anderen Kunst!".

Was uns zu "Aladdin" führt, nicht nur des Sängers neues Album, sondern zugleich auch Film und Kunstausstellung. Adam Green ist heute Multimedia-Künstler! Think big! Musikalisch hat sich bei Green in den letzten zehn Jahren wenig geändert, sind seine Stücke oft mehr Skizze als Song. Aber zumindest spielt er in zweieinhalb Minuten heute nur noch ein Lied und nicht mehr mitunter vier wie früher, als er die Aufmerksamkeitsspanne eines Flohs auf Koks hatte. Leider aber sind die Songs auch nicht mehr so reichhaltig ausstaffiert wie damals. Die Streicher sind verschwunden, und auch sonst klingt die Produktion heute deutlich flacher als zuletzt. "Die Spitzbübigkeit, die Adam Green bisher ausmachte, ist Melancholie und Langeweile gewichen", merkte Kollege Bischoff bereits beim letzten Soloalbum "Minor love" an, und das gilt auch heute genau wie der damals bereits angesprochene Mangel an mitreißenden Melodien.

Neu bei Green ist der Einsatz von elektronischen Klängen, etwa bei "Nature of the clown", sie fügen sich aber ins Arrangement ein, ohne eine tragende Rolle zu überrnehmen. In "Someone else's plan" spielt auch ein Calypso-Rhythmus eine Rolle, aber der Grundton des Albums ist im Vergleich zu früher melancholischer. Zwischen den Songs kommen immer wieder kleine Szenen aus dem Film. Der spielt in Pappmaché-Kulissen, es agieren aber Schauspieler, allen voran Green selbst, daneben etwa Macaulay Culkin und Devendra Banhart, alle spielten, ohne Gage zu verlangen. Erzählt wird die Geschichte von Aladdin aus "1001 Nacht" in einer Neuinterpretation. Finanziert hat Green das ganze über Kickstarter, produziert hat den Film seine Frau Yasmin, die im Vorstand der Strategieabteilung von Google sitzt. Im Streifen gibt es immer wieder Songs aus dem Album. So verweist das Album auf den Film, im Film tauchen Songs des Albums auf, und in der Ausstellung werden Skulpturen aus dem Film gezeigt. Das Album macht den Eindruck, als hätte sich der Künstler dabei etwas verzettelt.

(Johannes Mihram)

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Highlights

  • Fix my blues
  • Never lift a finger
  • Me from far away
  • Interested in music

Tracklist

  1. Fix my blues
  2. God = humans
  3. Nature of the clown
  4. Aladdin are you ok?
  5. Someone else's plan
  6. Time chair
  7. Never lift a finger
  8. TechnoFungal insect species
  9. Birthday mambo
  10. Chinese dance theme
  11. Me from far away
  12. Do some blow (with me)
  13. I only take cocaine
  14. Phoning in the blues
  15. Trading our graves
  16. Life in a videogame
  17. No masterpiece policy
  18. Interested in music
  19. What is dying like?

Gesamtspielzeit: 29:23 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Adam Grün
2016-04-25 16:01:06 Uhr
Text gelesen und so schlau wie vorher.
der verzetteler
2016-04-21 10:26:34 Uhr
Finanziert hat Green das ganze über Kickstarter, produziert hat den Film seine Frau Yasmin, die im Vorstand der Strategieabteilung von Google sitzt. Im Streifen gibt es immer wieder Songs aus dem Album. So verweist das Album auf den Film, im Film tauchen Songs des Albums auf, und in der Ausstellung werden Skulpturen aus dem Film gezeigt. Das Album macht den Eindruck, als hätte sich der Künstler dabei etwas verzettelt.

verzetteln tu ich mich vor allem bei lesen dieses absatzes :O
Papadopulos
2016-04-21 02:01:12 Uhr
Keine gute Rezension, sorry. (Nichts gegen die Bewertung)
Zitat
2016-04-20 22:30:21 Uhr
"Ich gehe nicht zur Maniküre, hasse Parfüm, meine Haare sind schmierig, und manchmal rieche ich nach alten Burritos. Natürlichkeit ist meine Maxime." (Adam Green, 2006)

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-04-20 22:25:21 Uhr
Frisch rezensiert.

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