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Parfum Brutal - Into Earth

Parfum Brutal- Into Earth

Woda Kolonska / Hey!Blau
VÖ: 11.03.2016

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Was zu widerlegen war

Ist Angriff wirklich die beste Verteidigung? "Jeder wird auf diesem Album etwas finden, was ihm nicht gefällt", ließ Sängerin Kassandra Papak vor dem Release des dritten Album "Into Earth" ihrer Band Parfum Brutal verlauten. Solch eine Äußerung ist in vielen Fällen ein Schutz vor fiesen Kritikern, das Vorwegnehmen der Gegenattacke. Vielleicht auch eine typisch defensive Haltung einer Band aus Deutschland, welche nur zu oft belächelt werden. Dabei ist das Quartett keine aggressive Truppe. Sie stehen vielmehr für Subtilität, für das Umschleichen des Gehörgangs, für das Halten der Spannung. Unter "Experimental Pop" wird ihr Sound schlubladiert, wobei das ja nun wirklich alles oder nichts heißen kann. Das Entscheidende ist: "Into Earth" lässt jede Form der Kategorisierung vollkommen uninteressant werden, indem es für sich selbst spricht. Und eine präventive Verteidigung gar nicht nötig hat.

Anfangs wird aufgrund der frappierenden klanglichen Ähnlichkeit ein Klon des großartigen zweiten Warpaint-Albums vermutet. Beide Werke teilen das jam-artige, losgelöste Spiel und den weiblichen Gesang. Parfum Brutal gehen jedoch strukturierter zu Werke, präsentieren sich eingängiger und greifbarer. Und koppeln mit "What we are" tatsächlich den schwächsten und konventionellsten Song vorab aus, welcher lediglich eine ungefähre Vorahnung auf die anderen neun Songs gibt. "Let's put our ears to the ground" heißt es am Ende des Tracks und fürwahr befindet sich da eine tolle Geschichte in der Erde. "Into Earth" ist nicht nur als Album noch viel besser, sondern gibt seine Magie erst beim wiederholten Hören preis. Dann fällt auf, in was für einen Wirbelwind sich etwa "The rain" eigentlich hineinsteigert. Dann fräst sich das zeternd und dissonant daherkommende "Sponges" ins Hirn, bevor "Migrating bird" dem titelgebenden Vogel verträumt vom Boden aus nachschaut. "Let me sleep" entpuppt sich als das Highlight eines grandiosen Albums, indem es sich in Zeitlupe fortbewegt, bis die Drums nach viereinhalb Minuten durchdrehen und dem Song den entscheidenden Twist geben. Und am Schluss beerdigt sich der Titeltrack selbst mit einem Klagelied, für das sogar PJ Harvey einen guten Tag bräuchte.

Neben der klassischen Rock-Besetzung kommen Streicher und Bläser zum Einsatz, das Instrumental "8va" fährt zudem etwas auf, das wie eine Spieluhr klingt und einen nur oberflächlich fröhlich scheinenden Marschrhythmus begleitet. An allen Ecken und Enden kitzelt "Into Earth" die Sinne, weicht vom Schema ab und schlägt Haken. Doch weder verkommt die Vielfalt zum reinen Strebertum, noch werden die Sounds lieblos übereinander getürmt. Parfum Brutal meistern den gezielten, effizienten Einsatz ihrer Mittel und das Streuen von guten Ideen in jeden Song, ohne diesen zu überladen. Hinzu kommt, dass die Stimme von Kassandra Papak einen konstanten Fixpunkt darstellt, der die Tracks zusammenhält. Mal begleitet sie die Instrumente sanft und zärtlich, mal dominiert sie den Sound hart und eindringlich. Und doch liegt Papak vor allem in einer Sache falsch: ihrer eingangs zitierten Behauptung.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • The rain
  • You can sing
  • Let me sleep

Tracklist

  1. The rain
  2. Sponges
  3. Migrating bird
  4. 8va
  5. Upright
  6. What we are
  7. I move
  8. You can sing
  9. Let me sleep
  10. Into Earth

Gesamtspielzeit: 47:37 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9320

Registriert seit 26.02.2016

2016-04-22 09:00:29 Uhr
Weil es das verdient hat. :-)

Wird ein Fehler sein.
Frage
2016-04-22 01:19:45 Uhr
Warum wird dieses Album im Archiv als Album der Woche vom 13.04.2016 aufgeführt?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26285

Registriert seit 08.01.2012

2016-04-13 21:12:41 Uhr
Frisch rezensiert.

Meinungen?
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