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Filou - Feste Farben

Filou- Feste Farben

Problembär / Rough Trade
VÖ: 11.03.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Das literarische Quartett

Was lesen eigentlich Musiker? Standardwerke wie "Home-Recording leicht gemacht"? Ihre Kontoauszüge? Dem Manager die Leviten? Eine Frage, über die man anhand, sagen wir, österreichischer Bands ja mal spekulieren kann. Marco Michael Wanda stünde zum Beispiel neben dem Whiskyglas in der einen Hand eine Bukowski-Schwarte in der anderen gut zu Gesicht, während Ja, Panik dystopische Thriller aufsaugen und schließlich entnervt nach "Libertatia" abdampfen oder Bilderbuch in … na ja, in was wohl schmökern. Bei Lukas Meschik erübrigen sich solche Mutmaßungen: Der Wiener ist selbst Schriftsteller, hat zwei Romane und einen Erzählband veröffentlicht und fungierte in offiziellem Auftrag sogar schon als Literaturbotschafter für Schüler. Und da wir uns auf Plattentests.de befinden: Ja, eine Band namens Filou hat er auch noch.

Und die legt bereits ihr drittes Album nach "Show" und "Vor und nach der Stille" vor. Letzteres erschien Mitte 2013 – und schrammte mithin genauso am großen Austro-Hype samt "Bussi"-Riot und Softdrinks vorbei, wie es nach den Anti-Wanda-Pamphleten der letzten Zeit nun auch "Feste Farben" blühen könnte. Gut, dass das Meschik und Kollegen offenbar nicht die Bohne interessiert: Zu frenetisch feiert die Single "Sound" Nächte in runtergerockten Kellern mit schrill zerschellenden Gitarren, Knack im Groove und Klick im Herzen, nachdem schon "Mein Kopf" im stachligen Opener nicht anders konnte als mitnicken. Wem Spaß keine Freude macht, der kann das natürlich als gestriges Aufwärmen früher Bloc Party oder Radio 4 abtun – oder aber der Beteuerung "Man kann nicht tanzlos glücklich sein" glauben. Angesichts zweier solch schlanker Kracher die bessere Wahl.

Auch im Folgenden spielen potenziell zärtliche Cousinen oder quietschgelbe Flitzer keine große Rolle: Filous Songs sind statt von großspurigem Scheißmichnix-Getue oder lüstern-hedonistischem Style-Bewusstsein oft von Außenseitertum und nagenden Selbstzweifeln durchwirkt, sodass Meschik auch mal ein Satz wie "Ich will es mehr, als ich es kann" herausrutscht. Das mag in Teilen kalkuliertes Understatement sein – das diesem raffiniert-zackigen Indie-Pop mit Schlenkern Richtung Schlawiner-Rock'n'Roll und gedrücktem Downbeat jedoch nichts anhaben kann. Und auch mit ein bisschen beleidigtem "Amore"- Schmäh an die Adresse der Verflossenen bei "Fuchsfänger" oder einer gelegentlichen Referenz an den vom Kollegen Holtmann diagnostizierten Urlaubsbeat aus Bilderbuchs "OM" ist auf "Feste Farben" immer mal wieder zu rechnen.

Aber eben längst nicht nur damit. Sondern auch mit Songs wie dem schwermütigen "Wie die Welt", das zu gebürsteten Drums, Lounge-Orgel und dazwischenschleichender Trompete gleichzeitig Daseinsschmerz und Fernweh verhandelt. In einem schleifenden Stromgitarren-Rocker will Meschik dann nur noch zu "Mama", weil ihm falsche Freunde und die Messer wetzende Gläubiger ähnlich über den Kopf zu wachsen drohen wie kurz zuvor dem Hörer der fintenreiche Synästhesie-Überschwang von "Alles dreht sich": Aus oben wird unten, die Farben schmecken gut, die Sonne riecht laut. Doch das ist spätestens dann halb so schlimm, wenn sich "Feste Farben" mit dem großartigen, um ein hypnotisches Riff gewickelten Schleicher "Vögel" schief grinsend verabschiedet. Ein Album wie ein gutes Buch? Wenn man zu Literatur tanzen kann, auf jeden Fall.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Mein Kopf
  • Sound
  • Mama
  • Vögel

Tracklist

  1. Mein Kopf
  2. Sound
  3. Fuchsfänger
  4. Wie die Welt
  5. Neujahr
  6. Eine Zeit
  7. Alles dreht sich
  8. Mama
  9. Jam lazy
  10. Heute
  11. Vögel

Gesamtspielzeit: 32:34 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2016-04-13 21:11:00 Uhr
Frisch rezensiert.

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