Dälek - Asphalt for Eden

Profound Lore / Deadverse / Soulfood
VÖ: 22.04.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Die Dunkelheit, ein Möbiusband
Dälek denken nicht mehr, dass die Welt am Arsch ist, auch wenn sich das immer noch so anhört. Doch mittlerweile hat sich im gesetzten Alter auch hier die Erkenntnis durchgesetzt: Die Zeit ist ein flacher Kreis. Willkommen im Pandämonium des 21. Jahrhunderts. Das macht die Welt zwar nicht zu einem schöneren Aufenthaltsort, aber es macht sie unerträglich, denn das Ende kommt nicht. Niemals. Und wie reagieren? Unter die Wut mischt sich Traurigkeit. Auf dem siebten Album "Asphalt for Eden" gehen Dälek den Weg ihres Sounds konsequent weiter. Und diese Bewegung brauchte es sowieso, denn MC Dälek besetzte die Band neu: Mike Manteca hinter die Gitarre, Rek ans Pult. Doch auch durch die Umsetzung bleiben Dälek eine Band, die Menschen zu Sätzen verleitet wie: "Eigentlich höre ich ja gar keinen HipHop." Trotzdem stecken sie nach wenigen Sekunden knietief drin. Und wollen nicht mehr raus.
Dieses Mal haben sich Dälek noch mehr an den klassischen Strukturen orientiert, dieses Album kommt mit einer übersichtlichen Anzahl Tracks daher. Alles an dem Platz, wo es sein soll. "Guaranteed Struggle" legt zwischendurch eine kleine Verschnaufpause ein, bevor MC Dälek wieder seine Worte wie ein Metronom auf den Beat spricht. Die Brutalität, das Überwältigende der früheren Alben findet sich noch in "Critical", das sich aufbäumt unter einem stählern-verzerrten Rhythmus. Ansonsten hat "Asphalt from Eden" seine Ecken und Kanten abgerundet, versteckt, verscharrt. Mit "6dB" schleicht sich sogar ein ziemlich entspannter Instrumental-Track rein.
Alleine mit "It just is" manifestieren sich Dälek wieder einmal als Ausnahmeerscheinung im modernen HipHop. Musik für Nihilisten, für Pessimisten, für Liebhaber. So pur und so vielschichtig im Sound, das kriegen derzeit kaum Produzenten hin, mal davon ab, dass sich bis auf ein paar Ausnahmeerscheinungen HipHop soundtechnisch nur noch um sich selbst dreht. Es bleiben die großen Effekte aus, der Sound ist der Zweck. Das macht diese Songs nicht gerade einfach, aber es macht sie vor allem zu: einem Album. Ist es ja seit Jahren in Mode, sich für jeden Track einen Beat von einem anderen Produzenten einzukaufen, setzen Dälek auf Atmosphäre, auf ein durchgängiges Bild. Hier sitzen aber auf jeden Fall Musiker, die genau wissen, was sie ausdrücken, was sie sagen möchten. Das mag nicht immer angenehm sein. Denn "Asphalt for Eden" ist ein Album, das am besten ist, wenn es nicht läuft, wenn sich die Zeilen, Beats und Melodien im eigenen Hirn wiederholen, während der Rest der Welt in Stille und Dunkelheit liegt. Stoff zum Nachdenken. Die Gedanken, die Textzeilen auf einem Möbiusband, das sich dreht. Wieder und wieder und wieder.
Highlights
- Guaranteed struggle
- Critical
Tracklist
- Shattered
- Guaranteed struggle
- Masked laughter (Nothing's left)
- Critical
- 6dB
- Control
- It just is
Gesamtspielzeit: 38:12 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
GV |
2016-04-25 12:24:10 Uhr
Großartiges Album! Wird wohl definitiv in der Top 5 für 2016 landen. |
Plattenbeau Postings: 976 Registriert seit 10.02.2014 |
2016-04-25 10:12:16 Uhr
Ich mag Hip Hop meistens dann, wenn er sich ein wenig von Traditionen löst und sich in Genre-fremde Gebiete vorwagt . Das Album könnte für mich insgesamt noch eingängiger sein und mehr Vorwärtsdrang haben, so wie "Shattered" oder "Critical". |
Ravanelli |
2016-04-23 20:41:00 Uhr
überragendes Album, schon etwas eingängiger als sie zuletzt waren. So mag ich Hip Hop! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28841 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-04-13 21:10:33 Uhr
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Cannibal Ox; El-P; Company Flow; Aesop Rock; Sage Francis; Still; Bomb Squad; Doom; Dr. Octagon; Haleek Maul; Saul Williams; Nine Inch Nails; Antipop Consortium; DJ Shadow; Mr. Lif; Hail Mary Mallon; Busdriver; Run The Jewels; Black Milk; Open Mike Eagle; Killer Mike; Deltron 3030; Mr. Muthafuckin' eXquire; cLOUDDEAD; CunninLynguists; KNO; Gangrene; Oh No; Flying Lotus; Techno Animal; clipping.; Death Grips; Shabazz Palaces; Sole; Ben Frost; Tim Hecker; Coil
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv




Threads im Plattentests.de-Forum
- Dälek - Precipice (3 Beiträge / Letzter am 22.04.2022 - 00:09 Uhr)
- Dälek (135 Beiträge / Letzter am 20.06.2018 - 00:50 Uhr)
- Dälek - Endangered philosophies (4 Beiträge / Letzter am 02.09.2017 - 08:48 Uhr)
- Dälek - Asphalt for Eden (4 Beiträge / Letzter am 25.04.2016 - 12:24 Uhr)
- Dälek - Abandoned Language (67 Beiträge / Letzter am 13.02.2013 - 07:20 Uhr)
- Dälek - Gutter tactics (26 Beiträge / Letzter am 17.02.2009 - 00:23 Uhr)
- Faust vs Dälek - Derbe Respect, Alder (3 Beiträge / Letzter am 22.12.2008 - 17:05 Uhr)