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Matthew Logan Vasquez - Solicitor returns

Matthew Logan Vasquez- Solicitor returns

Devilduck / Indigo
VÖ: 19.02.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Der Wüstenneurotiker

Matthew Logan Vasquez ist Übertreibungskünstler. Mit Delta Spirit sprang er vom früheren Americana-Sound rüber zum Indie-Rock. Seinen Sohn ließ er nach Donnergott Thor taufen. Das scheint ihm nicht auszureichen. Auf seinem Solo-Debüt "Solicitor returns" muss daher eine Welt herhalten, die er schwarzmalt, die erbarmungsloser nicht sein könnte. Toben, sich krümmen, zwanghaft kriechen – darin erschöpft sich das Tun auf seinem selbstbezogenen Werk. Und inszeniert den einsamen Cowboy auf einer Odyssee durch Wüste und Unglück. Vasquez singt über wulstige Gedanken, die ihm unbezwingbar vorkommen. Diese Übertreibungen könnten lächerlich klingen. Doch erschafft er einen dunkelgebeizten Wahnsinn. Der ist frei von Ironie und dementsprechend deutlich und hypnotisierend.

Am Ende musste daher ein Requiem stehen. In "Muerte tranquila" jammert ein Gospelchor, als hätten Spiritualized gemeinsame Sache mit Calexico gemacht. Vasquez trauert um sich selbst. Seine E-Gitarre schrammelt dabei, wiehert, winselt. Bis zur Verausgabung wiederholt er sich. Der instrumentale Opener engt mit elektronischem Hall ein. Aus ihr tappst eine verunsicherte Ode. "Maria" sucht nach Gottes Mutter und findet sie nicht. Aufgrund der ungestümen Gitarre wirkt das noch nicht labil. "Personal" ist ein schneller Boogie, den Ryan Adams nur mit The Cardinals zu Stande brächte. Vasquez verschleiert hier noch seine Lebenstraumata, von denen keiner so recht weiß, woher sie eigentlich stammen. Dem Trauma, überhaupt am Leben zu sein , verleiht der Chor in "I bet it all" eine nicht zu buckelnde Schwere: Von einem, der alles verspielt hat, bevor er richtig zocken konnte. Von einem, den auch die schönsten Beatles-Harmonien nicht retten.

Der infame Grunge "Everything I do is out" brüllt "You look good in slavery / Do you relate to the killer in me" entgegen. Genug des Wehleidigkeit. Mit ihm schwenkt das Album in den Hass um. Das ist Lärm und Sturm und Drang. Vasquez singt schief. Er würgt die Töne aus sich heraus. Die Pest sitzt tief in ihm und frisst ihn auf. "Black East River" beruhigt, als hätte Neil Young dem Texaner ins Ohr geflüstert. Was nicht lange wirkt. Ein letzter barscher Aufschrei in "Stand up", dann entfernt sich "Bound to her" aus dieser finsteren Wüstenszenerie. Sonst herrschen akustische Instrumente, hier setzen die pulsierenden Synthesizer Konterpunkte. Und stapeln die Akkorde hin zu "Every second now / I'm bound to her." Wie alle Übertreibung ist sie der Liebe wegen. "Muerte tranquila" soll verfrüht um Vasquez weinen lassen. Obwohl der auch nur merkt, wie er hier einen wunderbar verqueren Wüstengospel erschaffen hat. Neurotiker sind wohl so.

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • Maria
  • Everything I do is out
  • Muerte tranquila

Tracklist

  1. Solicitor returns
  2. Maria
  3. Personal
  4. I bet it all
  5. Everything I do is out
  6. Black East River
  7. Stand up
  8. Bound to her
  9. New York
  10. Muerte tranquila

Gesamtspielzeit: 41:22 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
diggo
2016-03-31 19:28:36 Uhr
Sehr starkes Album, erinnert an die ersten beiden Delta-Spirit-Alben. Habe diesen Sound vermisst. Macht Spass. Auch die Vorab-EP "Austin" mit dem rund 18-minütigen Titeltrack ist sehr empfehlenswert.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-03-30 22:32:44 Uhr
Frisch rezensiert.

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