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Kaada / Patton - Bacteria cult

Kaada / Patton- Bacteria cult

Ipecac / PIAS / Rough Trade
VÖ: 01.04.2016

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Fantasialand

Es war das Jahr 1938. Walt Disney schien pikiert, dass das Publikum seinen Lieblingscharakter Mickey Mouse zugunsten einer tollpatschigen, quakenden Ente immer mehr verschmähte. Er schloss daraufhin den Plan, die Maus mit einem furiosen Spektakel wieder auf die Leinwand zu bringen, welches kein gewöhnlicher Kinofilm, sondern vielmehr ein rauschendes Konzerterlebnis sein sollte. Doch als "Fantasia" 1940 in die Kinos kam, wurde daraus ein kolossaler Flop. Das Publikum erwartete simple Unterhaltung und konnte wenig mit der klassischen Musik und der schrägen Inszenierung anfangen. Jahrzehntelang blieb der Film das schwarze Schaf in der Familie, bis letztlich Ende der Sechzigerjahre die Hippies das Werk als perfekte Begleitung für einen LSD-Trip entdeckten und "Fantasia" fortan als Kult feierten. Sicher nicht das, was sich Walt Disney – ein paar Jahre zuvor verstorben – vorstellte, aber immerhin ein gefundener Zweck für das ursprünglich abgelehnte Machwerk. Was das mit dem neuen, zweiten gemeinsamen Album "Bacteria cult" der beiden Querdenker John Erik Kaada und Mike Patton zu tun hat? Nun, die Musik könnte auch problemlos als Soundtrack dieser irren Comic-Fantasie funktionieren.

Erstmals taten sich der norwegische Multi-Instrumentalist und der Tausend-Projekte-Sassa 2004 für ihre erste Platte "Romances" zusammen. Ein in Richtung klassischer Musik schielendes Werk hatten sie geschaffen, garniert mit Horrorscore-Anleihen und schrägen Vocals. "Bacteria cult" setzt nun genau da an, als ob nicht mal eben mehr als ein ganzes Jahrzehnt vergangen wäre. Abermals machen sie es dem Hörer nicht leicht und bieten noch weniger Einstiegshilfen und Widerhaken an als noch auf dem ohnehin schon abstrakten Vorgänger. Nicht einmal Lyrics gibt es dieses Mal, Patton beschränkt sich auf wortlose Intonation von Klage- und Brummgeräuschen, die der Stimmung allerdings äußerst zuträglich sind. Zeichentrickartig schleichen viele der Tracks voran, besonders bei "Papillon" erscheint unweigerlich ein trippelnder Donald Duck vor dem geistigen Auge. Natürlich ohne die Wohlfühl-Zuckerwatte-Komponente der Disney-Werke – "Bacteria cult" verzichtet zwar gänzlich auf gewalttätige Ausbrüche, fletscht aber stets die Zähne.

Simplizität hat ohnehin niemand erwartet bei den beiden Querdenkern. Einprägsame Momente schälen sich erst nach und nach, fast schon widerwillig, heraus. "A burnt out case" schafft in etwa sowas wie einen Refrain, der Minimalbeitrag von ein paar Flötentönen bleibt haften und gibt in dieser Reise wenigstens einen Orientierungspunkt. Neben dem erwähnten "Papillon" ist auch "Black albino" Träger einer tollen Melodie. Den Zauberlehrlingen gelingen also durchaus herausragende Stellen, während andernorts die Spruchformeln zu sehr ins Vage verlaufen und ziellos umherwandern. Besonders die beiden Tracks am Ende rauschen förmlich durch, ohne einen Eindruck zu hinterlassen. Ob LSD da weiterbringt? Zumindest zwischenzeitliche 39 Grad Fieber konnten dem Rezensenten dazu verhelfen, im Vergleich zu ersten Durchläufen das Werk besser zu durchdringen und der kruden Logik zu folgen. Da ergibt der Albumtitel doch gleich einen ganz neuen Sinn. Aber sich absichtlich deshalb anzustecken oder Pillen einzuwerfen? Dann lieber alte Zeichentrickfilme parallel laufen lassen. Film ab!

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Black albino
  • Papillon
  • A burnt out case

Tracklist

  1. Red rainbow
  2. Black albino
  3. Peste bubonica
  4. Papillon
  5. Disposession
  6. A burnt out case
  7. Imodium
  8. Fountain gasoline

Gesamtspielzeit: 32:22 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-03-30 22:31:29 Uhr
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Demon Cleaner

User und Moderator

Postings: 5646

Registriert seit 15.05.2013

2016-02-02 10:56:24 Uhr
Less than a week after his band Nevermen dropped their self-titled debut, Faith No More's Mike Patton has announced another collaborative project. This time, he'll be teaming up with Norweigan composer and producer John Kaada for Bacteria Cult, an eight-track LP released under the moniker Kaada/Patton. It's due out April 1 via Ipecac; find the tracklisting below. That's the artwork above.

Bacteria Cult isn't the first time the two have made music as Kaada/Patton. Back in 2004, they released a full-length titled Romances. Three years later, they followed it up with a live DVD, Kaada/Patton Live.

01 Red Rainbow
02 Black Albino
03 Peste Bubonica
04 Papillon
05 Dispossession
06 A Burnt Out Case
07 Imodium
08 Fountain Gasoline
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