Yeasayer - Amen & goodbye
Mute / GoodToGo
VÖ: 01.04.2016
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Diese Hütte ist ein Schloss
Nach drei ziemlich knalligen Platten haben sich Yeasayer dafür entschieden, ihrem in Multikolor strahlenden Stilmix noch mehr Farbe beizumengen: "Amen & goodbye" ist der endgültige Schritt ins Licht, der Versuch, ein Pop-Album zu veröffentlichen, das Anspruch und Wirklichkeit in Einklang bringt, mit Hymnen, die so nachhaltig sind, dass man sie schon fast klebrig nennen könnte. Dafür waren die drei Herren aus New York ja ohnehin bekannt. Seit ihrem 2007 erschienen Debüt "All hour cymbals" schätzt man die Band für ihren variantenreichen Lausbuben-Indierock, der das Suffix "-Rock" nur trägt, damit das Kind überhaupt einen Namen hat. Denn eigentlich steckt in ihrem Sound viel mehr, finden sich dort doch so unterschiedliche Einflussgrößen wie Gospel, Soul, Electronica oder Freakfolk. Mit "Amen & goodbye" bauen Yeasayer ihr neues Haus auch auf jenem Fundament, nur wollen sie so hoch hinaus, dass jedem Architekten der Angstschweiß auf der Stirn stehen dürfte: So viele Zinnentürme, Springbrunnen und Aussichtsplattformen könnten die gewohnte Statik ins Wanken bringen.
Dabei beginnt alles harmlos, vertraut und dennoch wunderbar: "Daughters of Cain" ist weit mehr als nur das zweiminütige Intro, das man in ihm sehen könnte, es gibt herrliche Queen-Chöre und spacige Mondklänge, zum Ende hin eine atmosphärische Verdichtung, die direkt in den folgenden Song überleitet. "I am chemistry" ist dann der opulente Hit auf "Amen & goodbye", auch hier setzen Chris Keating, Anand Wilder und Ira Wolf Tuton auf Chöre, ansonsten gibt es viel Alt-J-Gebimmel, was natürlich prima funktioniert, weil Yeasayer wissen, welche Knöpfe sie zu drücken haben, um beim Hörer das Tanzbein zu aktivieren. Doch danach verliert das Trio erstmals in seiner Geschichte ab und zu die Balance, dann klingen ihre Stücke allzu gewollt, zu offensichtlich. Ohne einen Trumpf in der Hinterhand zu haben, eine ungeahnte Wendung etwa, setzen die New Yorker dann auf ihre eigentlich so willkommene Eingängigkeit, die ohne doppelten Boden an Reiz einbüßt. "Silly me" ist zum Beispiel purer Pop, schön anzuhören, aber eben doch recht simpel gestrickt. Es fehlen die Überraschungen, die kleinen Eruptionen, das "Besondere".
Natürlich ist dies alles Kritik auf stattlichem Niveau. Yeasayer stehen für einen kreativen Pop-Entwurf, der auch beim vierten Album immer noch relativ unverbraucht wirkt. Für jeden Neueinsteiger könnte "Amen & goodbye" folglich eine Offenbarung sein, mit all dem Ideenreichtum, der köstlichen Instrumentierung, den vielen Stimmen, die so schön im Kopf nachhallen und regelrecht becircen. Im Spannungsfeld zwischen den bereits angesprochenen Alt-J, den hyperaktiven Metronomy und den kunstfertigen Animal Collective beanspruchen Yeasayer den Platz an der Sonne für sich: Ihre Kompositionen klingen optimistisch und frohgelaunt, selbst melancholische Themen scheinen sie locker wegzulächeln. Nur selten lassen sie die Rollos runter, in "Divine simulacrum" aber dafür richtig: Der Raum wird verdunkelt, es rattert und rauscht und zerrt ein wenig an den Nerven. Trotz zahlreicher fantastischer Momente wird man letztlich also das Gefühl nicht los, dass Yeasayer auf "Amen & goodbye" ein wenig den Überblick, die Orientierung verloren haben. Das kommt nun mal davon, wenn man seine eigenen Song-Baupläne sabotiert: ein glänzendes Schloss gebaut auf rieselndem Treibsand.
Highlights
- Daughters of Cain
- I am chemistry
- Gerson's whistle
Tracklist
- Daughters of Cain
- I am chemistry
- Silly me
- Half asleep
- Dead sea scrolls
- Prophecy gun
- Computer canticle 1
- Divine simulacrum
- Child prodigy
- Gerson's whistle
- Uma
- Cold night
- Amen & goodbye
Gesamtspielzeit: 39:26 min.
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User | Beitrag |
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27172 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-05-18 18:16:15 Uhr
YEASAYER ZEIGEN IHR NEUSTES VIDEO “SILLY ME” – DAS PREQUEL ZU “I AM CHEMISTRY”REGIE FÜHRTE MIKE ANDERSON AMEN & GOODBYE, DAS JÜNGSTE STUDIOALBUM, IST IM APRIL BEI MUTE/GOODTOGO ERSCHIENEN. “Brooklyn art-rockers return refreshed” – Q "...excellent set of unusual songs" – Uncut “...pop music at its finest - slick, shiny, huge sounding and laden with hooks” – Loud & Quiet “the trio have triumphed” – Metro “moments of brilliant weirdness” - The Guardian Heute veröffentlichen Yeasayer den Clip zu Silly Me, der jüngsten Single ihres aktuellen Albums Amen & Goodbye. Unter der Ägide von Mike Anderson / New Media Ltd. entstand gewissermaßen das Prequel des zuvor erschienenen Clips zu I Am Chemistry – anders gesagt: die Raumfahrtkapsel haben Sie hier bereits gesehen. Anderson: “We use a pretty unique approach, pretty much everything in every frame is handmade and hand-painted. We then 3D scan all of it, bringing it into the computer so it's entirely recreated digitally. We record motion-capture of performers and apply the data to the characters for the animation. The lighting is all done in the computer. So while the final product is ostensibly CGI, nearly everything you're seeing is a digital record of something we directed or fabricated in real-life. Best of all worlds.” Amen & Goodbye ist das Nachfolgealbum zum 2012er Werk Fragrant World – für das man in ähnlicher Weise sagen könnte: Best of all worlds. Digitaler wie analoger, materieller wie ideeller Welten. Yeasayer befinden sich derzeit auf US-Tour und werden im Juni nach Europa zurückkehren. In Deutschland spielen sie das Zwillingsfestival Hurrican/Southside. 17. 05. USA-Philadelphia, Union Transfer 19.05. USA- Asheville, The Orange Peel 20. -22.05. USA- Atlanta, Shaky Beats Music Festival 21.05. USA-Nashville, Exit/In 22.05. USA-Detroit, The Majestic Theatre 23.05. USA-Chicago, Lincoln Hall 24.05. USA-Minneapolis, First Avenue 27.05. USA-George, Sasquatch Music Festival 28.05. CN- Vancouver, Imperial Vancouver 29.05. USA-Portland, Wonder Ballroom 31.05. USA-San Francisco, The Fillmore Auditorium 01.06. USA-Los Angeles, The Fonda Theatre 02.06. USA-San Diego, The Observatory North 03.06. USA-Santa Ana, The Observatory 05.06. USA-Dallas, Bulladora Music Festival 10.06. UK-London: Oslo 11.06. UK-London, Field Day Festival in Victoria Park, Main Stage 12.06. BE-Gent, Handelsbeurs Concertzaal 14.06. NO-Oslo, Parkteatret 15.06. NO-Bergen, Bergenfest 17. – 19.06.DK-Aarhus, Northside Festival 17. – 19.06.NL-Beekse Bergen, Best Kept Secret Festival 20.06. CH-Lausanne, Les Docks 21.06. IT-Marina Di Ravenna, Hana Bi 20. – 22.06. HRV-Zagreb, INmusic Festival 24.06. Scheeßel, Hurricane 25.06. Neuhausen: Southside 15.07. USA-North Lake Tahoe, Wanderlust Festival 28.07. USA-Chicago, Lollapalooza “Silly Me” Video Link: http://po.st/YeasayerSillyMeYT “I Am Chemistry” Video Link: https://vimeo.com/151002965 Buy links: iTunes: http://po.st/YeasayerAGiTunes Amazon: http://po.st/YeasayerAGAmazon Webstore: http://po.st/YeasayerStore Web: http://www.yeasayer.xyz https://www.facebook.com/yeasayer https://twitter.com/Yeasayer |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27172 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-04-12 18:36:31 Uhr
YEASAYERBEHIND THE SCENES VIDEO ZUM ALBUM ARTWORK VON DAVID ALTMEJD HIER ANSEHEN: https://vimeo.com/162522302 ZWEI FESTIVALTERMINE IN DEUTSCHLAND ALBUM 'AMEN & GOODBYE' IST AM 01.04.16 VIA MUTE/GOODTOGO ERSCHIENEN "Yeasayer meistern den schmalen Grad zwischen Kunstanspruch und Pop-Appeal." - Rolling Stone "Yeasayers Ethno-Indie klingt wie Ping-Pong auf Niveau der Olympischen Spiele." - Musikexpress Heute teilen Yeasayer das Behind The Scenes Video zum faszinierenden Album Artwork ihres am 1. April erschienenen vierten Albums Amen & Goodbye. Der in New York ansässige Bildhauer David Altmejd, der das Raumpanorama exklusiv für die Band erschaffen hat, erklärt darin, was es mit den verschiedenen (pop)kulturellen Zitaten auf sich hat. Von antiken Göttern zu Stummfilm Starlets bis hin zu zeitgenössischen Zeichentrickfiguren: dieses Kunstwerk stellt auch eine große Schau der Charaktere und Innenwelten aller bisherigen Yeasayer Alben dar. Ein wahres Wimmelbild, das nicht nur für Yeasayer Fans spannend ist. „Sgt Pepper trifft Hieronymous Bosch trifft Salvadore Dali trifft PeeWee's Playhouse”, sagen Yeasayer über Altmejds Werk. Altmejd ergänzt: “I decided to offer them a sort of landscape filled with as many details as possible. I thought about a series of objects that would be inspired by characters that came from Yeasayer’s albums... but also characters that come from the news. There’s really fake looking sculptures, there’s printouts representing cartoony characters, there’s naked people… For me what’s very important is that the image offers enough visually for people to be really absorbed in the observation of details.” Das Behind The Scenes Video hier ansehen: https://vimeo.com/162522302 (Album Artwork, High Resolution Version im Press Kit, s.u.) Die Geschichte der Brooklyner Band Yeasayer beginnt 2007, als sie mit ihrem Debütalbum All Hour Cymbals eine damals unerhört kosmische Vereinigung von Krautrock und Worldbeat veröffentlichen. Ihr Zweitwerk Odd Blood mit seinem Leftfield-Synth-Pop bescherte ihnen den internationalen Durchbruch. Ihr bis dato letztes Album, Fragrant World aus dem Jahr 2012, beendete in gewisser Weise die erste Phase der Bandgeschichte. Für ihr viertes Album Amen & Goodbye beschloss das Trio, einen gänzlich neuen Weg zu verfolgen. Nachdem sie in ihren New Yorker Heimstudios an eigenständigen Skizzen gearbeitet hatten, fuhren sie aufs Land, in ein einsam gelegenes Studio und begannen die Aufnahmen auf 2-Zoll-Tape in voller Bandbesetzung. Bei der Albumvollendung half Produzent Joey Waronker, seines Zeichens auch Drummer bei Atoms For Peace und Beck. Das Video zur ersten Album Single I Am Chemistry kann man hier ansehen: https://vimeo.com/151002965 Die Albumsongs Silly Me und Gerson's Whistle kann man auf der Soundcloud Seite von Yeasayer anhören: https://soundcloud.com/yeasayer Europa Live Tour: 10. Juni: UK, London, Oslo 11. Juni: UK: London, Field Day Festival in Victoria Park, Main Stage 12. Juni: Belgien, Gent, Handelsbeurs 14. Juni: Norwegen, Oslo, Parkteatret 15. Juni: Norwegen, Bergen, Bergenfest 17. Juni: Dänemark, Aarhus, Northside Festival 19. Juni: Niederlande: Hilvarenbeek, Best Kept Secret Festival 20. Juni: Schweitz, Lausanne, Les Docks 21. Juni: Italien, Marina Di Ravenna, Hana Bi 22. Juni: Kroatien, Zagreb, INmusic Festival 24. Juni: Deutschland, Scheeßel, Hurricane Festival 25. Juni: Deutschand, Neuhausen, Southside Festival Amen & Goodbye ist als CD, Vinyl, digital sowie als Limited Vinyl Edition am 1.04.2016 auf Mute erschienen. |
Takenot.tk Postings: 2161 Registriert seit 13.06.2013 |
2016-04-05 13:23:48 Uhr
Für mich sind bisher neben I Am Chemistry vor allem Cold Night und Half Asleep Highlights. Finde es nicht so schlecht wie ich nach der Rezi befürchtet hatte, auch gar nicht so belanglos. Sicher keine 10/10 oder so, aber schon ein tolles Album. |
Dielemma Postings: 472 Registriert seit 15.06.2013 |
2016-04-04 22:46:52 Uhr
nach den Vorboten hatte ich mir noch mehr vom Album erhofft, so ist es wieder relativ typisch für Yeasayer, ein paar richtig richtig gute Songs (I Am Chemistry, Silly Me, Gerson's Whistle), aber auch eher überflüssiges Zeug (Child Prodigy, Uma). |
yadias |
2016-03-30 12:06:10 Uhr
Das Musikvideo zu I am Chemistry ist echt geiler Scheiß. Hut ab. Der Song ist aber auch spitze. Mal sehen, ob das Album da herankommt. https://vimeo.com/151002965 |
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Referenzen
Alt-J; Metronomy; MGMT; Of Montreal; Passion Pit; TV On The Radio; Animal Collective; Panda Bear; Liars; Dragons Of Zynth; Tricky; U.N.K.L.E.; Avey Tare & Kria Bekkan; Scissor Sisters; Grizzly Bear; Beck; Junior Boys; Hot Chip; Empire Of The Sun; Vampire Weekend; Pet Shop Boys; !!!; Brian Eno; The Double; Wild Beasts; White Rabbits; Editors; The Robocop Kraus; Clap Your Hands Say Yeah; Talking Heads; David Byrne; Justice; The Walkmen; Radio 4; The Russian Futurists; Menomena; Mobius Band; Bloc Party; Simian Mobile Disco; Joy Division; Out Hud; Cyndi Lauper; Architecture In Helsinki; Broken Social Scene; Wolf Parade; Sunset Rubdown; Depeche Mode; Dead Can Dance; El Guincho; Soulwax; ¡Forward, Russia!; The Postal Service; Dälek; Beirut; The Rapture; Justin Timberlake; LCD Soundsystem; Mouse On Mars; Mr. Hudson & The Library; Pretty Girls Make Graves; Nine Inch Nails; Portugal. The Man; Jamie T; Dredg; The Polyphonic Spree; The Beach Boys; The xx; Clinic; Phoenix; Peter Gabriel; Frank Zappa; John Zorn; Schneider TM; Zoot Woman; Culture Club; Soft Cell; Queen; David Bowie
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