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Gwen Stefani - This is what the truth feels like

Gwen Stefani- This is what the truth feels like

Interscope / Universal
VÖ: 18.03.2016

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Doubt

"What you waiting for?", schrie sie damals in ihrer großartigen Debütsingle, in den Spiegel gegen sich selbst gerichtet. Das war im Jahr 2004, als Gwen Stefani auszog, um ihre Hauptband No Doubt hinter sich zu lassen und auf eigenen Füßen zu stehen. Mit ihren zwei folgenden Soloalben und Hits wie "Hollaback girl" und "The sweet escape" lieferte sie astreine Pop-Singles ab, die bis heute den Test der Zeit bestehen. Klar, das war nicht mehr die wilde Frau aus Zeiten von "Tragic kingdom" und auch nicht der Ska-Sound, aber Mensch, selten klang Konfektionsware so gut. No Doubt kehrten mit "Push and shove" anno 2012 ins Studio zurück, doch der Geist von damals war komplett raus und die Band ideenlos, nur noch ein Schatten ihrer erfolgreichen Tage. Stefani hatte ihre Kollegen solo längst überflügelt. Als dann Ende 2014 mit "Baby don't lie" und "Spark the fire" zwei wenig beachtete Singles erschienen, aber noch lange kein Album, konnte man nur ihre damalige Frage aufgreifen: What you waiting for?

"This is what the truth feels like" also. Nichts mit "love", "baby" oder "sweet", sondern der harte Boden der Tatsachen. Auf dem sie möglicherweise nach der Trennung von Bush-Frontmann Gavin Rossdale angekommen war, wenngleich mit Countrymusiker Blake Shelton relativ schnell Ersatz in ihrem Leben einzog. Entsprechend turbulent präsentiert sich das Ergebnis. Nicht zuletzt, da die Platte ursprünglich deutlich persönlicher sein sollte, aber nach Anmerken der Plattenfirma, dass ein künstlerisch-introvertiertes Album nun wirklich nicht zu Airplay führen würde, noch ein paar potentielle Radiosongs spendiert bekam. Da erlangen die Anführungszeichen, die auf dem Cover um das Wort "truth" gemalt wurden, eine ganz neue Bedeutung. "Used to love you" ist angeblich eines dieser Stücke, überzeugt jedoch trotz oder gerade wegen der leicht ins Hysterische kippenden Stimme, die sich perfekt mit der schönen Melodielinie im Refrain paart.

Das Endprodukt dieser Mauschelei klingt zwiespältig und zweifelnd: Es ist einerseits kein tiefgehendes Trennungsalbum geworden, die Handbremse wird andererseits über weite Strecken nicht richtig losgelassen. Klar, mit Ende 40 muss Stefani nicht mehr durch Videos cheerleadern und erklären, dass der Scheiß hier aus B-A-N-A-N-E-N besteht (Madonna, herhören!), aber der resultierende Kompromiss begeistert auch nicht unbedingt. Seltsame Blüten treibt diese Ausgangslage: "Why d'you have to go and make me like you / I'm so mad at you / 'Cause now you got me missing you", klagt sie den Ex in "Make me like you" an – während drumherum einer der ausgelassensten Tracks mit Partybeat tönt. Schon ein Hit, die Kombination bleibt allerdings merkwürdig. Sad-Disco-Klassiker bekommen diese Gegensätze besser miteinander verbunden. Gleiches gilt für "Red flag", in welchem Stefani wieder rappt und noch einmal die freche Göre gibt, die melancholische Ader der unterlegten Melodie aber irritiert. Für die fröhliche oder nachdenkliche Seite entscheiden sich eindeutig dagegen jeweils das reggaefizierte "Where would I be?" und das resignierende "Truth" – und fahren damit um einiges besser.

In der zweiten Hälfte wird gelegentlich auf den Black-Music-Club geschielt, was die Platte noch weiter auseinanderreißt. Dennoch überzeugt dort immerhin das quirlige "Naughty", welches noch am meisten an ihr Debüt erinnert. Ansonsten regiert hauptsächlich Großformat-Pop, der große Gesten bietet, aber sich zu wenig vom derzeitigen Standard abhebt. Das haben Carly Rae Jepsen oder Taylor Swift mit ihren letzten Werken besser hinbekommen. Ärgerlicherweise sind einige der besten Stücke, allen voran das tolle "Getting warmer", ausschließlich auf der Deluxe Edition zu finden – eine Unsitte, die seit ein paar Jahren leider vermehrt Schule macht. Doch zumindest digital gibt es das Album aktuell ohnehin nur in der erweiterten Fassung, was den Begriff "Deluxe Edition" ad absurdum führt. Die Wahrheit über "This is what the truth feels like" fühlt sich so an, dass ihr drittes Album nach langer Pause nicht ganz auf Augenhöhe mit den Vorgängern ist, vor allem weil es wenig herausragende Songs enthält. Dass Stefani trotzdem noch für einige Hits gut sein wird – daran besteht aber kein Zweifel.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Where would I be?
  • Used to love you
  • Naughty
  • Loveable

Tracklist

  1. Misery
  2. You're my favorite
  3. Where would I be?
  4. Make me like you
  5. Truth
  6. Used to love you
  7. Send me a picture
  8. Red flag
  9. Asking 4 it (feat. Fetty Wap)
  10. Naughty
  11. Me without you
  12. Rare
  13. Loveable

Gesamtspielzeit: 45:03 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
tjoah
2016-04-03 18:23:43 Uhr
Mal wieder ein Album, für das sich höchstens Leatherface interessiert.

Leatherface

Postings: 1652

Registriert seit 13.06.2013

2016-04-03 18:17:31 Uhr
Hmm...früher hat sich Miss Stefani mal die Aufgabe gesetzt, den weirdesten Shit an Chartspitzen zu befördern (Hollaback Girl, What You Waiting For, Rich Girl, Wind It Up, etc.) und selbst die weniger schrägen Sachen sind mit ihrem 80s-New Wave-Sound aus dem Format Radio-Rahmen gefallen (Cool, Sweet Escape, Early Winter). Jetzt macht sie gute, tiptop produzierte Popsongs, die aber von jedem sein könnten. Schade, aber schön, dass mal jemand Lovefool abkupfert (Make Me Like You).
Antwort[bot]
2016-03-24 11:08:11 Uhr
@Armin[bot]

Keine Meinungen.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-03-23 20:45:48 Uhr
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Herr

Postings: 2170

Registriert seit 17.08.2013

2016-02-18 16:59:07 Uhr
Die Verwendung von U und 4 als innovativ moderner Sprachgebrauch lässt Revolutionäres erwarten.
Zum kompletten Thread

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