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Luxuslärm - Fallen und fliegen

Luxuslärm- Fallen und fliegen

Polydor / Universal
VÖ: 11.03.2016

Unsere Bewertung: 2/10

Eure Ø-Bewertung: 2/10

Wenn Liebe klebt

Erinnert sich noch jemand an Michelle? Michelle war eine frühe Form der Helene, ein bisschen weniger massenkompatibel, dafür ebenso stimmgewaltig und zielgruppenorientiert angezogen. Nicht? Sei's drum. In einigen Jahren wird eine ganz ähnliche Frage gestellt werden: Wieso waren Luxuslärm eigentlich mal bekannt? Ja, wieso eigentlich. An der Musik kann es nicht liegen. Die Band aus dem schönen Iserlohn begann 2006 im Fahrwasser von Juli und Silbermond, konnte seitdem einige kleine Hits verzeichnen und ist mittlerweile dort angekommen, wo nun wirklich niemand hin will: im Fernsehgarten.

Nachdem es mit dem rockigen Ansatz nur zu Missachtungserfolgen gereicht hat, packt das Quintett nun den letzten Trumpf aus: Wenn gar nix beim Publikum haften bleiben will, dann ist Zeit für Pattex. Das Ergebnis: Eine knappe Dreiviertelstunde Scheibenkleister namens "Fallen und fliegen". Zwölf Songs, die so seicht sind, dass zumindest der Bademeister eine ruhige Kugel schieben kann. Hier ertrinkt niemand, nicht einmal in Selbstmitleid. Schon beim Blick auf die Titelliste offenbart sich das ganze Elend: "Solange Liebe in mir wohnt", "Wie Liebende es tun", "Himmel aus Gold". Immerhin geben Luxuslärm dem Schrecken Namen, die sich einprägen.

Ebenfalls lobenswert ist, dass Musik und Text eine Einheit bilden. Zu nichtssagendem Gedüdel salbadert Sängerin Janine "Jini" Meyer Zeilen, derer sich wohl auch der letzte Teenager, der noch in Poesiealben schreibt, schämen würde. Kostprobe aus "Himmel aus Gold": "Und das macht uns nur noch stärker / Glaub mir / Wenn die Wolken weiterziehen / Dann siehst Du den Himmel aus Gold." Das klingt nicht nur schlimm, das ist es auch. Luxuslärm werfen das letzte bisschen Selbstachtung über Bord und widmen sich vollumfänglich der Erzeugung von Brechreiz.

Auch der bemitleidenswerte Max Mutzke hat die falsche Studiotür gewählt, als er für "Bis es weh tut" einige waidwunde Zeilen einsang. Wobei der Titel natürlich prophetische Züge besitzt. Nur leider gehen Luxuslärm noch einige Schritte weiter. Nicht einmal die altehrwürdige deutsche Grammatik ist vor ihnen sicher: "Nur ein Herzschlag entfernt" lässt in realiter den Akkusativ Akkusativ sein, was ob der aufdringlichen Refrainmelodie nur marginal auffällt. Schmerzensgeld ist die Summe aller monetären Entitäten, die in Luxuslärm investiert wurden.

Und die Liebe, die arme Liebe: "Sie geht tiefer als der Ozean / Überdauert jede Zeit." In Zeiten der Ehe mit Verfallsdatum ein mutiges Statement. Im Angesicht gemeingefährlicher Klaviermelodien, die selbst ein Wolfgang Petry von der Bettkante schubsen würde, allerdings ein minderes Übel. "Federleicht" ist hier überhaupt nichts. So gehemmt, so ekelerregend anbiedernd hat schon lange niemand mehr in deutschen Landen musiziert. "Wir gehn vom Anfang bis zum Ende" fordert Meyer. Leider nicht möglich. Der Kleber war zu gut. Frei nach Grönemeyer: Der Tod ist Stillstand, das Fegefeuer Luxuslärm.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • -

Tracklist

  1. Nichts zu verlieren
  2. Solange Liebe in mir wohnt
  3. Wir laufen zusammen
  4. Himmel aus Gold
  5. Nur ein Herzschlag entfernt
  6. Heute Nacht im Universum
  7. Federleicht
  8. Bitte rette mich nicht
  9. Bis es weh tut (feat. Max Mutzke)
  10. Kein Geld der Welt
  11. Alles ist perfekt
  12. Wie Liebende es tun

Gesamtspielzeit: 42:08 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Kirk

Postings: 78

Registriert seit 30.03.2016

2016-03-31 11:49:29 Uhr
Wo ist denn Karsten? Seines Zeichens GröLFaZ (größter Luxuslärm Fan aller Zeiten).
Stricher
2016-03-29 17:57:25 Uhr
Unterm Strich muss man sagen: Musik ist insgesamt nicht mehr so zeitgemäß wie vor zehn Jahren.

Christopher

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 3576

Registriert seit 12.12.2013

2016-03-29 17:40:08 Uhr
Aufwändiger Versuch, ich tue mal so, als würde ich nicht füttern wollen.

1. Rezensionen sind subjektiv. Sie müssen es sogar sein. Nichts ist schlimmer als Texte, die ästhetische Urteile mit der Objektivitätsaxt fällen.
2. Die Musik finde ich sterbenslangweilig bis ekelhaft seifig. Live mögen sie etwas rotziger klingen, auf dem Album findet sich kein einziger Track mit Widerhaken. Und die braucht mein Gehör, damit es Musik gut findet...
3. ...wobei ich auch kein Problem mit eingängiger Popmusik habe. Eingängig ist die Musik von Luxuslärm aber auch nicht. Sie ist bieder und lahm.
4. Die Texte sind, mit Verlaub, eine bodenlose Frechheit. Da kriegt meine jüngste Nichte bessere Rhymes hin, und die ist 12.
5. Es ist mMn offensichtlich, dass Luxuslärm mit dem Album auf "die Massen" geschielt haben. Finde ich per se überhaupt nicht verwerflich. Dann aber bitte richtig und nicht so.
6. Authentizität ist mir schuppe. Entweder ein Album gefällt mir oder nicht.

Auf die typischen Baits gehe ich mal nicht ein. ;)

Piaaa

Postings: 4

Registriert seit 29.03.2016

2016-03-29 16:52:39 Uhr
Meiner Meinung nach ist in dieser Rezension vergessen worden,zwischen persönlichem Musikgeschmack und objektiver Albumbewertung zu trennen.
Es ist deutlich zu erkennen, dass Christopher Sennfelder kein großer Freund der Lärmer zu sein scheint.
Dennoch ist es meiner Meinung nach eine Frechheit, sowohl Luxuslärm als auch Fallen und Fliegen hier so zu zerreißen.

Wenn man sich mit den Hintergründen des neuen Albums beschäftigt, (was hier offensichtlich nicht geschehen ist) stellt man schnell fest, dass Luxuslärm "Back to the roots" (1000 Kilometer bis zum Meer) wollten.

Eingängige Melodien ohne viel Tamtam und tiefgründige Texte, die zum nachdenken anregen, waren das Ziel.
Dieses ist mehr als erreicht, da es scheinbar selbst Sennfelder gelungen ist, sich Parts einzuprägen.

Hier die Liebe als letzte Rettung zu definieren ist albern, da auch schon frühere Titel ( Weil man es Liebe nennt, Liebt sie dich wie ich, Nach einer wahren Geschichte, Atemlos, Von jetzt an, Vergessen zu vergessen (...) ) die Liebe als Hauptthema behandelten.

Das das Album aktuelle Themen (Flüchtlingskrise,Komasaufen, ...)behandelt, wirkt sich natürlich auf die Texte aus, ist jedoch keinesfalls verwerflich.

Jegliche Art von musikalischer Entwicklung (Rock/Metal bei "Alles was du willst" und Rock/Pop bei "Falllen und Fliegen")negativ zu bewerten, ist hier nicht angebracht.

Es lässt sich also festhalten, dass natürlich jeder seine subjektive Meinung hat, jedoch nicht ahnungslos urteilen sollte.

Christopher Sennfelder bleibt nur zu empfehlen, mal ein Konzert zu besuchen, um sich selbst davon zu überzeugen, dass Luuxuslärm breite Massen erreicht und anzieht.
Außerdem wird dort volle Power geboten, wobei nicht jeder Song gleich klingt, wie es in anderen Genres häufig der Fall ist.
Spaß auf der Bühne ist regelrecht zu spüren, denn für Luxuslärm ist die Musik nicht nur ein Beruf...
metal
2016-03-26 21:54:06 Uhr
für kinder
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