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Bob Mould - Patch the sky

Bob Mould- Patch the sky

Merge / Cargo
VÖ: 25.03.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Seelensprung

In Jewgeni Samjatins Zukunftsroman "Wir" taumelt eine Nummer zum Arzt. Menschen sind dort Nummern. Namen würden bloß Persönlichkeiten andeuten. Zumindest taumelt der sich unwohl fühlende D-503 zum Doktor. Diagnose: Eine Seele ist gewachsen. D-503 erschrickt, fragt, ob das gefährlich sei und was man dagegen tun könne. Wohl wenig. Bei Bob Mould würde dieser Arzt verzweifelt den Dienst quittieren. Sein Schaffen ist wie kaum ein anderes beseelt, zumindest wenn darunter etwas verstanden wird, das Eigenheit beschreibt und eine kompromisslose Auflehnung gegen Einheitsbrei, Konsens und Heimeligkeit. Mould würde diese "Wir"-Welt schon umwälzen. "Patch the sky" ist dabei Fortschreibung dieser Lebensnarrative, die schon seit Jahren dabei ist, den Status eines Unantastbaren zu festigen. Zumindest unantastbar, solange Dave Grohl oder Pixies gefragt werden.

Auf "Patch the sky" lärmen zwölf zwanglose Songs, wuchtig und gerade in ihrer produzierten Klarheit. In bester Mould-Manier wummern sie durchs Ohr, dabei nicht mehr ganz so schmerzhaft wie bei Hüsker Dü. Altersmilde ist kein Vorwurf, sondern zeichnet dieses Werk aus. "Voices in my head" und "The end of things" schichten schlichte Gitarren, die für R.E.M. Grund genug wären, sich wieder zu vereinigen. "Hold on" und "Losing sleep" könnten ebenso aus der Feder des altgediegenen Lee Ranaldo stammen, der mal wieder Gitarrenfurchen auspackt, für die New Yorker Hipsterrocker ihren Dutt hergeben würden. Millennials können hier das Original bestaunen, die Quelle des Retro-Sounds von Heute auskundschaften.

Das altgediegene Mould-Rezept geht immer noch auf: schwerelose, auf Anhieb einnehmende Melodien mit Punk-Muskeln präsentieren und dabei doch Themen abzuhandeln, die über eine Punk-Attitüde hinausreichen. "Patch the sky" wird zum lebenstherapeutischen Großkampf. Die kaputten Beziehungen werden in "You say you" verarbeitet, vom Tod der Mutter handelt "Daddy's favourite" und alle Lyrics wurden in eine große Schwermut getränkt. Auch der eigene, nahende Abschied beschäftigt Mould mehrfach. Die beschreibende Zeile lautet "Losing time", aufgegriffen im abschließenden Titel und gestottert an anderen Stellen, etwa in "Lucifer and God".

Wie der Ex-Hüsker-Dü auf die Zeit, die fortfließende oder ablaufende, reagiert, formt also seinen Arbeitsethos: Hohe Produktivität bei hoher Qualität. Nach "Beauty & ruin" und "Workbook 25" liefert Mould seine dritte, überdurchschnittliche gute Erfüllung in zwei Jahren ab. Wer sich daran stört, dass sich vieles hier gleicht, der hat auch den Bann von Dinosaur Jr. noch nicht durchdrungen. Seele? Oh Schreck, oh wundervoll. Doctor Bob würde sicher erst einmal diese Medikation hier vorschlagen.

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • The end of things
  • Lucifer and God
  • Monument

Tracklist

  1. Voices in my head
  2. The end of things
  3. Hold on
  4. You say you
  5. Losing sleep
  6. Pray for rain
  7. Lucifer and God
  8. Daddy's favorite
  9. Hands are tied
  10. Black confetti
  11. Losing time
  12. Monument

Gesamtspielzeit: 40:55 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Grant hat.
2016-03-23 22:04:44 Uhr
Meinung? Zur Rezension? Sag absolut nichts aus! Leeres Phrasengehülsel! Schlimm!

Euroboy

Postings: 324

Registriert seit 14.06.2013

2016-03-23 20:59:30 Uhr
Scheint ja wieder so eine 40min Standard Bob Mould Platte geworden sein. Nicht schlecht, aber doch ein wenig austauschbar. Kaufen werde ich Sie aber trotzdem.

Ps: "Workbook (25)" war keine neue Platte sondern nur eine Reissue seiner ersten (sehr empfehlenswerten) Soloplatte.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-03-23 20:42:37 Uhr
Frisch rezensiert.

Meinungen?
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