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Megaloh - Regenmacher

Megaloh- Regenmacher

Nesola / Universal
VÖ: 04.03.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

No regrets

Hat hier jemand den Film "Looper" mit Joseph Gordon-Levitt und Bruce Willis gesehen? In dem Endzeit-SciFi-Action-Thriller tötet erstgenannter völlig anonym Menschen, die durch ein Loch in der Zeit sprichwörtlich aus der Zukunft in die Gegenwart plumpsen. Das geht solange gut, bis er plötzlich sein älteres Ich vor sich sieht. Mehr oder weniger gemeinsam wollen Sie den, in dieser Zeit noch jungen Bösewicht killen – eine Person mit besonderen Fähigkeiten, die durch Telekinese Stürme herbeiziehen lässt, um eine schlimme Zukunft abzuwenden. Der Name des Gegenspielers: "Regenmacher". Megaloh hat den Größenwahn ja schon in seinem Namen festgeschrieben: "Megalomanie" ist das griechische Wort dafür – Albumtitel genehmigt. Aber Bösewicht? Doch nicht Megaloh. Derart tiefsinnige Rhymes, wie sie der Berliner zum Besten gibt, finden schließlich im deutschen HipHop nicht (mehr) so häufig statt.

Also "Regenmacher": nicht nur Name der Platte und Selbstbetitelung des Rappers, sondern auch Opener. Und da zeigt sich Megaloh zwar als Krösus, nicht aber als Schurke. Stattdessen kümmert er sich um die weniger Gesegneten und mimt den Messias: "Für alle jene, die gescheitert sind / Für alle, die das, was ich sage, weiterbringt." Zwischen Bläsern und Soulchor leitet Megaloh sein 14-teiliges Drittwerk ein. Der Berliner lässt sich trotz des großen Brimboriums nicht zum Gesang hinreißen – besser so, wohl. Hierfür hat er sich eine illustre Runde ins Studio geholt: Max Herre, Maxim oder auch Jan Delay. Die Stimme des Letzteren passt zum Sound, welcher "Regenmacher" größtenteils durchzieht, wie Arsch auf Eimer – das merkt man spätestens in "Geradeaus", wenn Delay wirklich zum Mic greift. Näher an den HipHop-Wurzeln bleibt "Zapp Brannigan", das sich mit wütendem Beat zwischen Advanced Chemistry und Aggro Berlin einpendelt. Ein Afrob-Sample bildet die Hook im kürzesten Track des Albums und burnt als wäre heute 1998.

"Ernte Dank" wird von MoTrip und Maxim gefeatured und droht allein aufgrund der Beteiligung des Letztgenannten im Schmalz zu versinken. Doch genau das weiß Megaloh selbst zu verhindern, wenn er die Double-Time auspackt und dem Chorus kraftvoll entgegenwirkt. Thema hier: der Hirnfick. Zu viel nachdenken, zu wenig pennen. Dies greift auch "Schlechter Schlaf" auf, das mit Hammond-Orgel angebraust kommt und von Joy Denalane im letzten Drittel, untermalt von musikalischem Gewitter, zusammengefasst wird: "Wir haben zu früh zu viel gesehen / Und jede Nacht stirbt ein Traum und am Tag musst du dran glauben / Sonst fällt das Kartenhaus zusammen / Denn der Wind hier weht rau und wir können nur auf uns vertrauen / Ein Tag hört auf und fängt von vorne an." Auch "Alles anders" schlägt nachdenkliche Töne an, wobei die Beteiligung Max Herres – man möchte fast sagen "zum Glück" – auf ein Minimum reduziert bleibt, wenn Megaloh auf den Breakbeat im Pianobett von vergangenen Fehlern und seiner Buße berichtet.

Gemeinsam mit Tua bringt "Graulila" das Album auf den Punkt. Keine graulila Wolken, sondern graulila Hämatome, graulila Geldscheine, graulila Atem, graulila Scheinwelt. Der Track begeht eine Reise, Megaloh einen Gedankenspaziergang, er verschiebt sein Essay in die Rapform. Tuas Beteiligung ist auch der musikalischen Untermalung des Tracks anzumerken. Das recht elektronische Stück sticht im Gesamtzusammenhang hervor, macht aber auch die Flexibilität von "Regenmacher" deutlich: Soul versus Oldschool, Singer-Songwriter-Verse versus harte Rapparts und immer wieder klackernde, kleinteilige Beats, voller Schwere und Enthusiasmus, Enttäuschung und Zuversicht. Passend zu Megalohs Worten jeweils. Um Megaloh zu verstehen, darf nochmals aus "Graulila" zitiert werden: "Ich habe vom Himmel gekostet, doch habe nichts bereut."

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Regenmacher
  • Zapp Brannigan
  • Schlechter Schlaf (feat. Joy Denalane)
  • Graulila

Tracklist

  1. Regenmacher
  2. Zug
  3. Zapp Brannigan
  4. Wer hat die Hitze (feat. Trettmann)
  5. Ernte Dank (feat. MoTrip, Maxim)
  6. Was Ihr seht
  7. Er ist / Voodoo Interlude
  8. Wohin (feat. Musa)
  9. Himmel berühren
  10. Schlechter Schlaf (feat. Joy Denalane)
  11. Oyoyo (feat. Musa, Patrice)
  12. Alles anders (feat. Max Herre)
  13. Graulila (feat. Tua)
  14. Geradeaus (feat. Jan Delay)

Gesamtspielzeit: 54:00 min.

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User Beitrag

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19947

Registriert seit 10.09.2013

2018-12-18 10:18:51 Uhr
Ewig nicht mehr gehört, aber fand das auch sehr gut, vor allem den Titelsong.
Endlich Unendlich
2018-12-18 00:02:09 Uhr
Tolles deutsches Conscious Rap-Album,sowohl musikalisch als auch textlich sehr sngenehm,
wirklich kein Dreck,den man sich irgendwie schönredrn muss,sehr empfehlenswert,echt.
Babo
2016-03-22 13:36:40 Uhr
Da will einer wohl mit viel Gelaber von seinem mangelnden HipHop-Kenntnissen ablenken. Nervt wirklich ein bißschen.Außerdem ist sein Vokabular so 2003

Johannes

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 25

Registriert seit 01.02.2016

2016-03-22 11:41:49 Uhr
@ Nerv: Was erscheint dir denn an der Rezension als eitel?
Nerv
2016-03-22 11:36:53 Uhr
Geht's dem rezensenten eigentlich auch mal um die Musik oder immer nur ums Ego. Was ein eitles Stück
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