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High Priest Of Saturn - Son of earth and sky

High Priest Of Saturn- Son of earth and sky

Svart / Cargo
VÖ: 04.03.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Heggsenwerk

Neben okkulten Darstellungen von alten, hässlichen Frauen mit bösen oder auch guten Absichten gibt es sowohl in der klassischen Literatur von Goethe bis Grimm als auch in der neo-mythologisch angehauchten Popkultur das genaue Gegenteil davon: die junge, attraktive Hexe, die den Ahnungslosen verzaubert und in eine psychedelische, vielleicht sogar sexuell aufgeladene Traumwelt voll pastoraler Landschaften und äolischer Dünen entführt. Merethe Heggset könnte eine Vertreterin des zweiten Archetyps darstellen, wobei ihr der Rezensent keineswegs irgendetwas unterstellen möchte. Der zarte, nymphenhafte Singsang der Frontfrau von High Priest Of Saturn übt jedenfalls eine magische Ausstrahlung aus, sodass sich der Hörer dem Klang-Zauber auf "Son of earth and sky" nur schwer entziehen kann.

Nach ihrem selbstbetitelten 2013er Erstling hat sich die junge Vierertruppe aus Trondheim eingegroovt. Der Sound, der für Schubladendenker am besten als langsamer Psychedelic-Rock mit starken Retro-Einflüssen zu bezeichnen ist, wälzt sich träge dahin wie die ewigen Gletscher Norwegens, die in der Sonne langsam schmelzen. Die Einflüsse der Doom-Urväter Black Sabbath, Sleep oder Electric Wizard sind nicht zu überhören, zumindest was die gewaltigen Riffs im 70s-Sound betrifft. Ergänzt wird das dampfgeschwängerte Fundament der röhrenden Gitarren und verzerrten Bässe durch die wabernde Vintage-Orgel von Ole Kristian Malmedal, der den Songs eine lockere Kontrast-Koloratur im Stil von King Crimson oder auch der Doors verpasst.

So ist es wahrscheinlich kein Zufall, dass das neunminütige "Crawling king snake" auf ihrem Debüt nach einem The-Doors-Song benannt ist. Auch auf "Son of earth and sky" klettert der Organist die Tonleitern in sauerstoffarme Höhen hinauf und eröffnet mit warmen, flirrenden Flächen die Aussicht über eine fantastische Mondlandschaft und den Sternenhimmel, der auch das Cover ziert. Dass weibliche Stimmen im Stoner-Rock, dem klischeebehafteten Genre der bekifften, bärtigen Männer, von vereinzelten Bands wie Witch Mountain, Acid King oder The Dead Weather abgesehen eher eine Rarität sind, kümmert Hohepriesterin Heggset dabei nicht: Über diesem universalen Hexenwerk schwebt nur noch ihre Stimme im All, die sich mit geschlossenen Augen jedweder Schwerkraft verweigert.

Der gen Firmament gerichtete Schwebezustand zwischen Erde und Himmel zeichnet sich auch in der Länge der fünf live eingespielten Tracks ab. Der brodelnde Opener "Aeolian dunes" stellt in über zehn Minuten ebendiese Dünen dar, auf denen die 40-minütige Mondfahrt startet. Danach werden die Stücke nach und nach kürzer, vielleicht sogar luftiger. Bei der Landung auf der Oberfläche von "The warming moon" dominiert die zweite Hälfte ein sich nach oben schraubendes Orgelsolo im Jam-Stil von Deep Purple, bevor der kurze Ausflug krachend aufgefangen wird. Im galaktischen Hexenkessel farbenfroh zusammengebraut ist "Son of earth and sky" ein Geheimtipp für alle, die sonst mit Stoner-Rock wenig anfangen können. Und auch dem etwas eingestaubten Genre tut etwas weibliche Zauberei durchaus gut.

(Felix Mildner)

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Highlights

  • Aeolian dunes
  • Ages move the earth
  • The flood of waters

Tracklist

  1. Aeolian dunes
  2. Ages move the earth
  3. Son of earth and sky
  4. The warming moon
  5. The flood of waters

Gesamtspielzeit: 40:15 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27507

Registriert seit 08.01.2012

2016-03-16 20:40:04 Uhr
Frisch rezensiert!

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