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The Thermals - We disappear

The Thermals- We disappear

Saddle Creek / Cargo
VÖ: 25.03.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Mal im Ernst

Wer The-Thermals-Frontmann Hutch Harris auf wenigstens einem seiner Social-Media-Kanäle folgt, der hat im grauen Alltag ordentlich was zu schmunzeln: An die bevorstehende Grammy-Nacht erinnert er auf Facebook mit einem Foto der Showbiz-Fake-Hanseln Milli Vanilli, gratuliert dem verstorbenen Kurt Cobain jüngst zum Geburtstag mit einem Foto des jungen Brad Pitt, disst Kanye West zu dessen neuem Album auf Twitter quasi täglich mit bissigen Sprüchen wie "Kanye's going to produce all upcoming Beatles-Albums!" oder zwitschert Freundlichkeiten wie "We should get rid of nickles and just use Nickelback CDs instead."

Ja, Harris, der singende Spargeltarzan, hat irgendwo Humor. Dieser äußerte sich auf den sechs bisherigen Platten seiner Band The Thermals mitunter in herrlich beißendem Sarkasmus, oder, wie im Falle des großartigen "The body, the blood, the machine" in keifend politischen Widerhaken und schonungsloser Gesellschaftskritik. So wütend, kreativ und toll waren die Nachfolger "Now we can see" und "Personal life" nicht mehr, hier aber bedienten The Thermals unter gütiger Mithilfe von Ex-Death-Cab-Mann Chris Walla und ihrer trocken-staubige Mischung aus Indie und Punkrock das Campus-Radio, welches Hits der Marke "I don't believe you" nur zu gerne verwertete. "Hey you", die maximal nette Single zur siebten The-Thermals-Platte "We disappear", und "Thinking of you", ein weiterer Appetithappen, erweckten im Vorfeld die Annahme, dass der Dreier aus Portland mit dem kratzigen Pinsel des Vorgängers "Desperate ground" auch der neuen Platte Staub aufpinseln würden.

Doch das trifft nicht zu, zumindest nicht im Ganzen. Genügend Dreck wirbelt "We disappear" trotz Wallas Rückkehr an die Regler zwar auf, doch das Album ist nicht immer geradlinig, sondern gibt sich gerade im Mittelteil eher zäh als poppig – im positiven Sinne. Die Songs offenbaren dabei mehr als nur einen Blick hinter die Fassade des Texters, versprühen aber weitaus weniger Zuversicht als üblich. Harris scheint in den Monaten, als die neuen Stücke entstanden, seelische Hügellandschaften mit markanten Abstiegen durchwandert zu haben. Sprachen "Our love survives" oder "Your love is so strong" von den Vorgängern noch voller Vertrauen und Zuversicht, beschreibt "We disappear" deutlich negativere Befindlichkeiten: Songtitel wie "Thinking of you", "The walls" und "Always never be" stehen nicht nur symbolisch für diese Entwicklung.

Das melancholische "If we don't die today" mit seinem zurückhaltenden, aber deutllichen Gitarrenthema trägt auch musikalisch Züge der stärker werdenden Verzweiflung. Gesteigert wird das nur noch vom intensiven Quasi-Titelstück "The great dying", das die ganz und gar nicht rosige Zukunft antizipiert und dabei die Eliminierung der Menschlichkeit anprangert. Verschrobene Pixies-Gitarren heulen leise zum jüngsten Gericht. So ist "We disappear" im The-Thermals-Kontext nicht durchweg erwartbar, mitunter etwas verstörend, aber wiederum erneut faszinierend geraten. Ach, und da ist ja noch "My heart went cold", der offensichtlichste Ohrwurm der Platte, der das erkaltete Herz kontrastreich mit musikalischer Euphorie überdeckt. Ganz ohne Unterhaltung geht's bei Harris dann eben doch nicht. Zum Glück.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Into the code
  • My heart went cold
  • If we don't die today
  • The great dying

Tracklist

  1. Into the code
  2. My heart went cold
  3. Hey you
  4. If we don't die today
  5. The great dying
  6. In every way
  7. The walls
  8. Thinking of you
  9. Always never be
  10. Years in a day

Gesamtspielzeit: 30:01 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Enrico Palazzo

Postings: 3884

Registriert seit 22.08.2019

2022-11-17 17:10:34 Uhr
Höre es gerade nach langer Zeit mal wieder und finde es besser, als ich es in Erinnerung hatte :) Ne 7 könnte wohl bei rumkommen.

(Referenz: The Body, The Blood, The Machine ist bei mir ne 9,5/10)

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-03-23 17:32:02 Uhr
Neues The Thermals Album im Vorab-Stream
We Disappear erscheint am 25.03.2016


photo credit: Jason Quigley

The Thermals stellen ihr neues Album "We Disappear", bevor es am 25.03.2016 erscheint, im Vorab-Stream vor. Auf visions.de und NPR.org kann man sich das Album ab sofort anhören, was von Chris Walla (Ex-Death Cab For Cutie) produziert und in Portland und Seattle aufgenommen wurde. "We Disappear" ist ein dunkles und sehr persönliches Album geworden, was sich mit Themen wie Technologie, Liebe und Tod beschäftigt.

Dazu sagt Sänger Hutch Harris: "Technologie, Liebe und Tod sind die drei Hauptthemen des Albums. Unsere Privatsphäre war uns so wichtig und jetzt hat sich alles verändert - wir geben freiwillig Informationen über Beziehungen heraus und enthüllen alles über unser alltägliches Leben. Wir versuchen unser Leben digital zu bewahren damit wir, wenn wir gestorben sind, nicht vergessen werden. Wir verwenden die Technologie, um unsterblich zu werden. Man kann selbst Facebook- und Twitteraccounts darauf einstellen sich zu aktualisieren nachdem man gestorben ist. Auf "We Disappear" geht es darum wie Menschen versuchen, das Unvermeidliche zu bekämpfen."

Hier könnt ihr euch nun das großartige neue
The Thermals Album anhören: visions.de // npr.org
http://www.visions.de/news/24660/VISIONS-Premiere-The-Thermals-streamen-neues-Album-We-Disappear
http://www.npr.org/2016/03/17/470541503/first-listen-the-thermals-we-disappear

www.thethermals.com
www.facebook.com/thethermals
www.twitter.com/thethermals
www.instagram.com/thethermals/

The Thermals - "We Disappear" - VÖ 25.03.2016 - Saddle Creek / Cargo Records

noise

Postings: 968

Registriert seit 15.06.2013

2016-03-19 19:57:34 Uhr
Nach dem ersten mal reinhören begeistert mich das Album nicht wirklich. Ein paar ordentliche, aber auch einige schwache Songs. Denke nicht das ich auch noch das Album brauche. Werde es mir aber noch mal anhören.
Rainer Rokker
2016-03-18 17:35:00 Uhr
Sehr geiles Album wieder einmal.
(*wild hüpfend durch die Wohnung hüpfend*)
Cat Complaint
2016-03-18 13:53:20 Uhr
Nach "Now we can see" konnte mich kein Album mehr so richtig begeistern, aber dies sind nun wirklich die schwächsten Songs, die sie je veröffentlicht haben. "The Great Dying" mal ausgenommen.
Zum kompletten Thread

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